Imker sorgen sich um ihre Bestände

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Bienenkästen in der Winterruhe vor den Hecken, die den Bienen Nahrung geben sollen. Günther Geiling
Bienenkästen in der Winterruhe vor den Hecken, die den Bienen Nahrung geben sollen.  Günther Geiling
Um den richtigen Heckenschnitt ging es bei der Jahresversammlung der Imker. Dazu gab es Lob und Kritik.
Um den richtigen Heckenschnitt ging es bei der Jahresversammlung der Imker. Dazu gab es Lob und Kritik.
 

Der Kreisverband der Bienenzüchter blickte bei seiner Jahresversammlung auf das Insektensterben. Es gibt hoffnungsvolle Ansätze im Landkreis.

Die Imkerei im Landkreis Haßberge stößt nach wie vor auf großes Interesse. Der Kreisverband der Bienenzüchter war in den vergangenen Jahren sogar erfolgreich bei der Anwerbung neuer Imker. Auch für dieses Jahr haben sich 15 vorwiegend junge Bürger angemeldet und steigen am 24. März (Samstag) mit einem Basiskurs (Anfängerlehrgang) als Neuimker ein. Dabei sollen ihnen Imkerpaten aus den verschiedenen Ortsvereinen zur Seite stehen. Diese erfreuliche Mitteilung machte Kreisvorsitzender Jürgen Schubert auf der Jahresversammlung des Imker-Kreisverbandes in Haßfurt.

Hauptthema war die Vorstellung des Leader-Projektes "Blühender Landkreis - Projekt gegen das Insektensterben". Es hat als Ziel, brachliegende Flächen zu neuem Leben zu erwecken, damit Bienen und andere Insekten sie als Nahrungsquelle nutzen können, und Nistmöglichkeiten für Vögel zu schaffen. "Das ist natürlich ein Thema und Projekt, das die Unterstützung aus der Imkerschaft verdient", betonte Kreisvorsitzender Jürgen Schubert.

Ganz aktuell ging er in diesem Zusammenhang auf den jährlichen Rückschnitt von Hecken und Bäumen ein, der manchmal gut vorgenommen werde, aber auch in vielen Bereichen brutal ausfalle. "Manche erledigen das nur mit dem Mulchgerät und ohne Konzept", bedauerte er.

Bei seinen Spaziergängen habe er das im Bereich Osterfeld/Wülflingen festgestellt, wo radikal heruntergeschnitten worden sei. Er habe sich deswegen an die Stadt Haßfurt und den Landkreis gewandt mit der Bitte, sich in dieser Sache Gedanken zu machen. "Auf der einen Seite will man jetzt durch das Projekt den Erhalt solcher Flächen, auf der anderen Seite vernichtet man wertvolle Flächen oder Hecken", rügte er. Es gebe natürlich auch erfreuliche Dinge, sagte er und wies darauf hin, dass die Stadt Haßfurt und der Landkreis auf ihren Flächen kein Glyphosat mehr aufbringen wollen.

Harald Kuhn, Ortsvorsitzender der Imker aus Zeil, sprach einen radikalen Rückschritt zwischen Zeil und Augsfeld an. Dort könnten sich Insekten und Vögel nicht mehr wohlfühlen. Hier würden Hecken zwischen Äckern so zusammengeschnitten, dass nur ein sehr schmaler Streifen übrig bleibe. Dr. Werner Hornung, der frühere Imker-Kreisvorsitzende und Veterinär am Landratsamt in Haßfurt, regte an, nicht den Radikalschnitt im Auge zu haben, sondern immer nur ganz bestimmte Stücke im Jahreswechsel.

Klaus Mandery, der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, nannte die Geschichte mit den Hecken eine zweischneidige Sache. Es mache nämlich auch manchmal Sinn, Hecken auf den Stock zu setzen. Eine durchwachsene Hecke sei gerade für Neuntöter nicht mehr der richtige Platz. Außerdem müssten auch Hecken gepflegt und heruntergeschnitten werden, damit sie neu austreiben. Der Einsatz von Mulchgeräten sei einfach, günstig und wirtschaftlich und die Geräte jetzt zur Seite zu stellen, sei schwierig. Die Geräte seien angeschafft, aber sie sollten nicht mehr in diesem Maße nachgekauft werden, riet er.

Er ging auch auf das Verhalten von Bienen an Straßenrändern ein. Als Beispiel führte der Eberner den Bereich zwischen Ebelsbach und Stettfeld an. Dort hat er festgestellt, dass die Bienen gefährdet sind und viele überfahren werden. "Blühstreifen an Straßen sind biologische Fallen, ja Todesfallen."

Mandery unterstrich die Stärken im Landkreis und brach eine Lanze für die Stadt Haßfurt, in der in diesen Tagen der Bundesarbeitskreis Energie getagt habe. Hier mache Haßfurt Furore deutschlandweit. "Auch zwischen Imkern und dem Bund Naturschutz gibt es Gemeinsamkeiten und wir sollten an einem Strang ziehen. Gemeinsam ist man stärker." So lud er zum Lätare-Markt demnächst in Ebern ein, wo eine bayernweite "Hummel-Aktion" stattfindet.

In seinem Vortrag zum Thema "Blühender Landkreis" ließ Klaus Mandery keinen Zweifel daran, dass das Insektensterben eine Insektenvernichtung sei und mit der Landwirtschaft zu tun habe. Wegen des Verlustes vieler Individuen sollte man die "Neonics" verbieten, riet er. Aber man dürfe sich nichts vormachen: Wenn diese Insektizide verboten würden, forsche die Chemie nach anderen Mitteln.

Mandery zitierte aus der "Krefelder Studie", die bis zu 75 Prozent Rückgänge bei den Insekten festgestellt habe. "Selbst bei uns im Landkreis gibt es einen Rückgang." In einer Bildpräsentation beschrieb er die Vielfalt der Bienen, von denen es weltweit 2000 Arten und in Deutschland 564 Arten gebe. Er erläuterte sehr seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten wie die Blutbiene, die am Ebelsberg bei Ebelsbach einmalig sei, oder die Samt-Sandbiene zwischen Bamberg und Wipfeld.

Werner Hornung informierte über neue Behandlungsmöglichkeiten bei Varroatose. Der Schädling (eine Milbe) beeinträchtigt die Honigbienen. Ein weiterer Punkt war die Initiative der Haßfurter Gärtnereien zur Vermarktung regionaler Produkte, insbesondere für Honig aus der Region.

Am Lehrbienenstand in Kirchlauter sind Fortbildungen vorgesehen. Los geht es am 31. März (Karsamstag) mit dem Thema "Frühling am Lehrbienenstand". Weitere Themen wie die Bestandskontrolle und die Frühjahrspflege folgen. Es geht ferner um die Varroabehandlung und Honigkunde.