Höhenflüge und Abstürze in 150 Jahren

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Die gestählten Körper der Turnriege aus dem Jahre 1912.
Die gestählten Körper der Turnriege aus dem Jahre 1912.
Mit einem Kranz wurden die Sieger bei den damaligen Turnfesten ausgezeichnet. Foto: Archiv/Repro: Geiling
Mit einem Kranz wurden die Sieger bei den damaligen Turnfesten ausgezeichnet. Foto: Archiv/Repro: Geiling
 
Auch Steinwurf oder Steinstoß zählten damals zu den Disziplinen in der Leichtathletik. Foto: Archiv/Repro: Geiling
Auch Steinwurf oder Steinstoß zählten damals zu den Disziplinen in der Leichtathletik. Foto: Archiv/Repro: Geiling
 
Die Turn- und Gaufeste zählten zu den Höhepunkten; hier beim Festzug. Foto: Archiv/Repro: Geiling
Die Turn- und Gaufeste zählten zu den Höhepunkten; hier beim Festzug. Foto: Archiv/Repro: Geiling
 
Das derzeitige Vorstands- und Organisationsteam der SG Eltmann mit (vordere Reihe von links) Maria Klein, Ronda Flemming und Frank Eigl sowie (hintere Reihe von links) Wolfgang Stolz, Matthias Pfuhlmann, Edgar Riedl und Peter Kremer. Foto: Günther Geiling
Das derzeitige Vorstands- und Organisationsteam der SG Eltmann mit (vordere Reihe von links) Maria Klein, Ronda Flemming und Frank Eigl sowie (hintere Reihe von links) Wolfgang Stolz, Matthias Pfuhlmann, Edgar Riedl und Peter Kremer. Foto: Günther Geiling
 
Einen tollen Abgang vom Hochreck zeigt dieser Eltmanner Turner beim Turnfest 1912. Foto: Archiv/Repro: Geiling
Einen tollen Abgang vom Hochreck zeigt dieser Eltmanner Turner beim Turnfest 1912. Foto: Archiv/Repro: Geiling
 

Im Jahr 1866 wurde der Turnverein Eltmann gegründet, Vorgänger der heutigen Sportgemeinschaft. Doch der Verein musste sich mehrmals neu erfinden.

Die SG Eltmann feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen und zählt damit zu den ältesten Vereinen. Anlässlich des Jubiläums gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Ein erster Höhepunkt wird der Festkommers mit Ehrungen am 5. März sein. Aber auch sportliche Ereignisse wie der zweite Eltmanner Mainathlon, die Stadtmeisterschaft im Kegeln sowie besondere Judo-Bundesliga-Kämpfe und ein Sommerfest auf der Mainhalbinsel sind geplant.

Die Gründung geht auf das Jahr 1866 zurück, als der "Turnverein Eltmann" aus der Taufe gehoben wurde. Anstoß dazu war wohl das erste Deutsche Turnfest in Coburg, in dessen Folge zahlreiche Turnvereine entstanden.
"Es war die Zeit eines glühenden Patriotismus, der auch sichtbaren Ausdruck in einer Begeisterung für die Idee des Turnens fand", kann man in der Chronik lesen.

Doch der Verein schlief nach dem großen Eifer der ersten Jahre wieder ein und wurde erst 1896 wieder gegründet. Ein Vorteil soll damals die wirtschaftliche Entwicklung des Städtchens um die Jahrhundertwende gewesen sein, als die Steinindustrie aufblühte, es viel Zuzug gab und damit auch Zuwachs für den Verein.


Verbindung mit der Feuerwehr

Interessant aus dieser Zeit ist aber eine besondere Verbindung zwischen dem Turnverein und der Freiwilligen Feuerwehr, die 1870 als Verein entstand. Die erste Vereinsfahne zeigte auf der einen Seite den Namen des Turnvereins und auf der anderen den der Feuerwehr. Die Jahre vor dem Weltkrieg brachten den Verein turnerisch im Gau Schweinfurt einen Spitzenplatz und es wurden die Gauturnfeste mit starken Riegen besucht. Auch am Deutschen Turnfest 1913 in Leipzig nahm man teil, erstmals wirkte auch eine Damenabteilung mit.

Die finanzielle Seite des Vereins in dieser Zeit können sich wohl die wenigsten vorstellen. Der Mitgliedsbeitrag belief sich auf 20 Pfennig monatlich, was immerhin dem Wert von einem Liter Bier entsprach. Ab 1913 wurde der Beitrag auf 90 Pfennig pro Vierteljahr erhöht, also um 50 Prozent. Dies war auch notwendig, denn man hatte Schulden für ein Privatdarlehen mit 200 Mark.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach dann die Arbeit des Vereins jäh, "weil der größte Teil der aktiven Turner zu den Fahnen einberufen wurde und auch 22 Turner nicht mehr zurückkehrten", wie es in der Chronik heißt.


Der Fußball kam dazu

Stand der Verein bislang in der Tradition von Turnvater Jahn, so kam nach dem Krieg auch der Wunsch nach Fußball auf. Dies führte dazu, dass 1919 der Sportclub gegründet wurde, der sich als Abteilung dem TV anschloss. Im Vereinsregister nahm man deswegen den Namen "Turn- und Sportverein Eltmann 1866" an. Allerdings hielt diese Ehe nur einige Jahre, denn 1924 kam es zur Trennung. Ursache dafür waren nicht örtliche Differenzen, sondern Rivalitäten innerhalb der Verbände.

Wie man der Chronik entnehmen kann, war der Verein leistungsmäßig schon 1923 wieder auf der Vorkriegshöhe und galt "als die gefürchteste Konkurrenz im Gau". Beim Ebersbergturnfest gingen so die ersten sieben Preise an die Eltmänner Damen, angeführt von der Siegerin Hilde Bundschuh, die später auch bei der Deutschen Meisterschaft gut abschnitt.

1924 war dann ein sehr arbeitsreiches Jahr, weil das Gauturnfest in Eltmann stattfand. Einen Mannschaftswettkampf gab es erstmals 1928 und zwar zwischen Eltmann (295 Punkte), Sand 261 Punkte) und Zeil (227 Punkte), was weiteren Auftrieb gab. Dann folgte eine Schwimmabteilung und schon 1930 gab es ein Wettschwimmen im Main gegen TV 1860 Bamberg, TV Haßfurt und TV Obertheres. 1931 wurde eine Ringerabteilung gegründet.


Die DJK als Konkurrenz

Eine kritische Zeit für den Sport in Eltmann bedeutete das Jahr 1929, als der damalige Ortskaplan Wirth in Zusammenarbeit mit dem katholischen Gesellenverein den DJK-Sportverein gründete. Aussprachen mit dem Zweck des friedlichen Nebeneinanders von TSV, Sportclub und DJK "scheiterten an der Hartnäckigkeit des Vertreters der DJK. Statt eine friedliche Zusammenarbeit zu fördern, sagte er uns den Kampf an", bemerkt das Protokoll.

Hatte sich inzwischen eine Mädchen- und Schülerabteilung gut entwickelt, so setzten hier Schulschwestern an, "um die Mädchen dem TSV abspenstig zu machen und der Konkurrenz, der DJK, zuzuführen, so dass sich der Turnrat zum Einschreiten gezwungen sah".


Der Krieg als tiefer Einschnitt

Der wirtschaftliche Niedergang in Deutschland und die hohe Arbeitslosigkeit machten dem Verein in den 30er-Jahren zu schaffen. Die Arbeitslosen zahlten nur den halben Beitrag und der Mitgliederbestand ging auch zurück. Anfang 1933 betrug der Kassenstand zwei Mark und 36 Pfennig. Ab 1938 war eine größere Vereinsaktivität überhaupt nicht mehr möglich. Der damalige Erste Vorsitzende Otto Schömig wurde als Soldat eingezogen und kam, wie so viele, nicht mehr aus dem Krieg zurück. Am 20. November 1946 wurde dann bei der amerikanischen Militärregierung um Widerzulassung des TSV nachgesucht und neuer Vorstand wurde Josef Pfuhlmann.

Ein lang ersehnter Wunsch nach besseren Übungsmöglichkeiten ging in den 50er-Jahren in Erfüllung, als die Stadt Eltmann den Sportplatz auf der Mainhalbinsel dem TSV und dem Sportclub zur Verfügung stellte. Eine Rundbahn wurde erstellt und dazu kam die Turnhalle, die schon 1935 für den damaligen Reichsarbeitsdienst an der Trossenfurter Straße gebaut und jetzt auf das Sportgelände versetzt wurde.

Ein Glanzpunkt in der Vereinsgeschichte war die Feier anlässlich des 100-jährigen Bestehens im Jahr 1966, bei dem man einige Tausend Besucher zählte. Im Laufe des Jahres waren weitere Abteilungen wie Tischtennis (1954), Faustball, Korbball oder die Abteilung des Yachtclubs dazu gekommen. 1970 entstand eine Schützenabteilung, die nach etlichen Jahren wieder aufgegeben wurde. Später kamen dann die Abteilungen Judo und Volleyball dazu.

Auch eine Namensänderung erfolgte, als sich 1974 der SC und die Stichler auflösten, seitdem tritt man als Sportgemeinschaft 1866 Eltmann auf. Eine große Investition erfolgte mit dem zweiten Rasenfeld und dem Sportbetriebsgebäude mit Kegelbahn mit Gesamtkosten von ca. 1,2 Millionen DM und der Übergabe im Jahre 1986.


Sportlicher Erfolg und Finanznot

Die Höhen und Tiefen der Vereinsgeschichte wurden aber auch in den letzten 20 Jahren nochmals deutlich, als sich sportliche Erfolge zum finanziellen Desaster gesellten. Während etwa die Volleyballer in der 1. Bundesliga und der Judo-Abteilung in der 2. Bundesliga aktiv waren, führten die finanziellen Probleme der Volleyball GmbH schließlich zur Insolvenz der Abteilung. Damit trennten sich schließlich auch die Wege zwischen der SG Eltmann und der bisherigen Volleyball-Abteilung und es kam zur Neugründung des "VC 2010 Eltmann e.V."

Seit dieser Zeit geht die SG Eltmann auch einen neuen Weg und hat die Vereinsführung als Team von sechs gleichberechtigten Vorsitzenden organisiert. "Mit Teamgeist soll erreicht werden, dass nicht nur organisatorische und finanzielle Themen erledigt werden, sondern auch noch Raum bleibt für die eigentliche Aufgabe: Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren die Möglichkeiten zu bieten, durch sportliche Aktivitäten die körperliche und geistige Gesundheit zu ertüchtigen," schreibt das Team in seinem Grußwort an die Mitglieder.


Das Jubiläumsjahr

5. März Festkommers mit Ehrungen in der Stadthalle Eltmann

5. bis 24. April Stadtmeisterschaft im Kegeln, die Siegerehrung findet am 7. Mai statt.

16. Juli Zweiter Eltmanner Mainathlon im Stadtgebiet und auf der Mainhalbinsel

7. September Sommerfest mit abendlicher Tanzveranstaltung auf der Mainhalbinsel

24. September Judo-Bundesliga gegen JT Rheinland und Kim Chi Wiesbaden in der Georg-Schäfer-Sporthalle