In Untermerzbach will nicht einmal die politische Konkurrenz ein anderes Gemeindeoberhaupt. Helmut Dietz (SPD) hat sich für die nächsten Jahre viel vorgenommen.
Sie sitzen nur wenige Meter entfernt, Seit' an Seit'. Die Zwischentür stets geöffnet. Damit jeder hören kann, was der andere - am Telefon - spricht. Das beruht nicht auf Misstrauen. Im Gegenteil. Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) und sein einstiger CSU-Gegenkandidat Edgar Maier "ticken" auf einer Wellenlänge.
Maier ist der Verwaltungsleiter des Bürgermeisters, der ihm vor sechs Jahren die Mehrheit klar wegschnappte. Das hat dem Betriebsklima nie geschadet. Beide können miteinander, schwirren zwischen ihren beiden Büros nur so hin und her. Stets um beste Lösungen für die Gemeinde bemüht.
So geht's auch. Aus Kontrahenten werden Partner, wenn nicht gar Freunde. Überparteilich. Das sorgt für Erfolge: Bei der Kommunalwahl am Sonntag tritt der 56-jährige Dietz erneut an. Diesmal ohne Gegenkandidat.
Bei den Nominierungsversammlungen aller im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen waren sich alle einig: "Wir haben keinen Besseren, und es hätte auch keiner eine Chance gegen ihn."
Deshalb einigten sich die Fraktionsspitzen schon im Vorfeld auf gemeinsame Lösungen: Identische Bewerberzahlen für den Gemeinderat, der Bürgermeister taucht auf der SPD-Liste gar nicht auf.
Die künftige (Wunsch-)Konstellation im Rat? "Die Zusammensetzung bestimmt der Wähler", spricht der Bürgermeister im Redaktionsgespräch keine Empfehlung aus. Aber er trauert drei Wegbegleitern nach: "Mit Josef Grundler (SPD), Dieter Kirstner (CSU) und Reinhold Meixner (Engagierte Wählergemeinschaft) scheiden Leute aus, die sich ungemein engagiert haben, weil sie nicht mehr kandidierten."
Und schon eilt Edgar Maier aus dem Nebenzimmer herbei und stimmt zu: "Das waren Leute, die uns als Verwaltung stets und ohne Murren unterstützt
haben." Woraus sich auch Dietz' Wunsch ableiten lässt: "Hoffentlich rücken Leute nach, die sich schon für die Allgemeinheit engagiert haben." Eine überparteiliche Wahlempfehlung.
Der Wiederwahl gewiss, hat sich der Bürgermeister und einstige Bauleiter für die nächsten sechs Jahre noch viel vorgenommen. "Wir haben viel geschafft, wie die Dorferneuerungen in Memmelsdorf, Gleusdorf und Untermerzbach abgeschlossen und die Ortsdurchfahrt Recheldorf samt Randbereichen erledigt, aber die Infrastruktur muss weiter verbesser werden."
Dazu zählt er vorrangig die Breitbandversorgung. "Unsere Erhebung ist erfolgt, jetzt liegt's am Gesetzgeber." Die aus Regierungskreisen angekündigte 50 MB-Übertragungsgeschwindigkeit bis in den letzten Weiler hält Dietz nicht für realistisch. "Du kriegst ein Glasfaserkabel nicht bis in jedes Haus.
Da müsste ja wieder jede Straße aufgegraben werden und wer will das finanzieren?" Dennoch sieht er für Untermerzbach gute Chancen: "Durch die Firma Rösler liegt schon schon ein Glasfaserkabel bis in die Schlossstraße. Daran könnten wir andocken."
Weitere Aufgaben sieht der Bürgermeister und zweifache Familienvater im Straßenunterhalt, der Kanalsanierung und der weiteren Verbesserung der Familienfreundlichkeit. "Wir haben zwar schon ein Förderprogramm, aber wir wollen, dass auch in den Ortsteilen junge Leute in Randbereichen bauen dürfen, damit sie bei uns bleiben können."
Auch die Leerstände will Dietz in den nächsten sechs Jahren angehen. "Dazu müssen wir in ein Förderprogramm reinkommen, oder zumindest den Fuß in die Tür bekommen. Weil die Dorferneuerungen gelaufen sind, bedarf es anderer Möglichkeiten.
Vorgespräche habe ich schon geführt."
Seine Idee: Überörtliche Zusammenarbeit. "Der Rest des Landkreises ist schon bei ILEK-Gemeinschaften oder der Hofheimer Allianz, nur die Gemeinden der VG Ebern nicht und wir. Vielleicht gibt es eine Chance über die Rodachtal-Gemeinschaft."
Viel Arbeit also noch für die zweite Amtsperiode. Zeit für die Hobbys Fußball, Skifahren und wandern sowie die zwei Enkel bleibt da kaum noch.