Für Menschen mit Behinderung ist der Lockdown besonders schwer. Zuerst musste die achtjährige Sophia aus dem Landkreis Haßberge auf ihre Therapien verzichten, dann bekam sie selbst Corona.
Lockdown mit schwerwiegenden Folgen für behinderte Kinder: Der erste Lockdown traf eine Familie aus dem Landkreis Haßbergen hart. Die achtjährige Sophia hat eine geistige und körperliche Entwicklungsstörung und braucht dringend Therapien. Ihre Schwester, Dalina, ist in ihrer Entwicklung ebenfalls leicht verzögert und benötigt ebenfalls regelmäßig Behandlungen.
Dann kam Corona und noch schlimmer für die Mädchen: der Lockdown. "Es war unglaublich schwierig", sagt ihre Mama, Sandra B. inFranken.de.
"Großer Schock": Sophia aus Landkreis Haßberge erkrankt an Corona
"Wir sind in dieser Zeit umgezogen", erzählt Sandra B. Für die Kinder gab es keine Betreuungsmöglichkeit, auch alle Therapien sind in der ersten Zeit ausgefallen." Es gab kaum Bewegung für die Kinder, geschweige denn Struktur im Alltag. "Das hat bei meinen Kindern Spuren hinterlassen."
Im Juli folgte dann der nächste Tiefschlag: Sophia erkrankte an Corona. "Es war ein großer Schock", berichtet ihre Mutter. "Sophia hatte einen leichten Schnupfen, dabei habe ich mir zunächst nichts gedacht." Auf Verdacht ließ sie ihre Tochter testen - das Ergebnis war positiv. "Man hat dann von uns verlangt, dass wir unsere Tochter isolieren", berichtet Sandra B. Aber bei Sophias Pflegebedarf sei das nicht möglich gewesen. Also musste die ganze Familie für dreieinhalb Wochen in Quarantäne. Trotz allem hatte die Familie noch etwas Glück: Weder Sandra B., ihr Mann noch ihre jüngere Tochter Dalina steckten sich an. Wo sich Sophia infiziert hat, bleibt ein Rätsel. Im Bekanntenkreis war augenscheinlich niemand erkrankt.
"Die Quarantäne war schlimm für uns", berichtet Sandra B, trotz des relativen milden Verlaufs der Krankheit. Die Vier-Zimmer-Wohnung bot nicht genug Platz für die Bewegung, die Sophia braucht - wieder konnte sie ihre Therapien nicht besuchen. Die Wochen hatten schwere Auswirkungen auf ihre körperliche Entwicklung: "Sie müssen sich das so vorstellen: Wenn Sie sich den Fuß brechen, besuchen Sie die Krankengymnastik. Kurz bevor Sie am Ziel angekommen sind, schließt die Praxis und sie müssen wieder von vorne anfangen", berichtet Sandra B. So sei es für Sophia im Lockdown gewesen: Einen Schritt vor, zwei Schritte zurück.
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Reittherapie als Rettung: "Die Pferde bedeuten meinen Kindern alles"
Die regelmäßigen Therapien haben Sophia sehr gefehlt. "Vor allem die Reittherapie bedeutet ihr viel", berichtet ihre Mutter. Dort lebe sie auf, nicht nur seelisch. "Sie konnte vor dem Reiten zum Beispiel nicht klettern", das sei nach kurzer Zeit dann kein Problem gewesen, so Sandra B. "Und nach elf Monaten Reittherapie ist sie einfach aufs Fahrrad gestiegen und losgefahren - ganz ohne Stützräder." Sie habe so große Fortschritte dadurch gemacht - vor allem in der Motorik. "Die Pferde haben ihr in der Quarantäne am meisten gefehlt - es sind schließlich auch noch ihre Lieblingstiere", erzählt ihre Mutter. Ermöglicht wird die Therapie von der Organisation Aktion Kindertraum. Für die Möglichkeit seien sie unendlich dankbar: "Die Pferde bedeuten meinen Kindern alles."
Nach der Quarantäne habe auch die Reittherapie geholfen, in den Alltag zurückzukehren. "Am Anfang waren die Kinder total überfordert", berichtet Sandra B. "Nach dreieinhalb Wochen in der Wohnung war es wie eine Reizüberflutung für sie", daran müsse man sich erst wieder gewöhnen. Die starken körperlichen Einschränkungen, die die Quarantäne auf Sophia hatte, arbeitet sie jetzt auf. "Wir haben schon einiges nachgeholt", so ihre Mutter. Die Kinder dürfen in der Therapie auch die Pflege der Pferde übernehmen - wie zum Beispiel kämmen, striegeln oder auch mal den Stall ausmisten. "Reiten ist noch dazu sehr gut für das Gleichgewicht und es gibt Selbstvertrauen", berichtet Sandra B.
Es ist traurig, wie die Politik Kinder zum angeblichen Schutz der Alten unter die Räder wirft. Ironisch, dass die Alten trotzdem reihenweise sterben. Macht ja aber nix: Die Alten haben die CDU gewählt und ihre Wahlbeteiligung war enorm (verglichen mit anderen Altersgruppen) - und im September ist Wahl. Kinder wählen nicht. Die zahlen diesen ganzen Quatsch später nur. Wer Kinder und Enkel hat, sollte sich im September daran erinnern, wer es war, der ihre Zukunft gestohlen hat.