"Was ist denn hier los?", staunten am Wochenende viele Eyrichshöfer ob der Absperrungen und Parkplatzschilder entlang der Kreisstraße, die durch ihren Ort führt. Ihnen war, wie vielen anderen Leuten auch, verborgen geblieben, was hinter den Schlossmauern stattfand: Von unglücklichen Umständen begleitet, wurde die zweite Auflage des Musikfestes im Gutshof am Wochenende zum Flop.
Unzureichende Werbung im Vorfeld und unwirtliche Witterung sorgten dafür, dass sich nur wenige Besucher im historischen Umfeld verloren.
Bei der Rockabilly-Gruppe "Bobbin Baboons" aus Koblenz am Freitagabend waren es nicht einmal 50 Zuhörer, bei den Lokalmatadoren aus Rattelsdorf, der Coverrock-Band "Wednesday-Project", am Samstagabend bei zum Teil strömenden Regen nicht viel mehr. Kein Plakat hatte im Stadtbild auf den dreitägigen Veranstaltungsreigen hingewiesen. Zeitungsanzeigen? Fehlanzeige!
Flyer blieben liegen
"Man kann nicht immer Glück haben", meinte dazu Hermann Freiherr von Rotenhan als Haus- und Schlossherr sowie Mitveranstalter, der die hilfreiche Wirkung von Werbung im Vorfeld offensichtlich unterschätzt hatte.
30 000 Flyer waren gedruckt, aber kaum verteilt worden. So kam es, dass die erneut eindrucksvolle Illumination von Norbert Wirner nur wenigen Augenpaaren vorbehalten blieb und so auch keinen Feuerwehr-Aufmarsch auslöste (wie bei einem Test Tage zuvor).
Darüber wachte auch ein Security-Mann, der immer wieder ins Weite Rund schaute und seine Aufgabe in Frage stellte, wie auch im Essensstand die Garnelen schnell wieder im Kühlschrank verschwanden und frühzeitig die Rollos runter gelassen wurden.
Tolle Musik
Dabei hatten von Rotenhan und Volker Wrede vom Live-Club in Bamberg Vollblutmusiker unter Vertrag genommen, die an beiden Abenden trotz der widrige Umstände Spitzenmusik boten - aber es nahm halt kaum jemand Notiz davon. Jeweils ein intimer Kreis versammelte sich im Gutshof, viele der aufgereihten Biertischgarnituren blieben verwaist.
Nur wenige Wochen nach dem größten Musikfestival, das Ebern je erlebt hatte, fehlte bei der kleineren Kopie der Zuspruch. Dabei zogen die "Bobbin Baboons" aus Koblenz eine Show ab, die begeisterte. Ein Rock'n'Roll-Klassiker von Chuck Berry, Fats Domino, Billy Haley und Jerry Lee Lewis wurde nach dem anderen gespielt. Dazu das Rockabilly-Lebensgefühl überzeugend zur Schau getragen. Ob Ritt auf dem Kontrabass, Knie-Schlenkerer a la Elvis und Feuer aus dem Klavier - es wurden viele Gags geboten.
Den schwachen Besuch nahmen die sechs Musiker mit Humor und einem Schuss (Selbst-) Ironie. "Wir haben schon vor noch weniger Leute gespielt."
Ein Schuss Selbstironie
Die gesplittete Tanzfläche vor der Bühne bezeichnete der Sänger als "spitzenmäßiges Geläuf für einen Twist", auch wenn sonst darauf wohl Pferderennen stattfinden würden. Trotzdem wagten zwei Paare und ein paar Damen ein Tänzchen. Dies möglicherweise auch, um sich etwas aufzuwärmen, denn es war empfindlich frisch.
Noch schlimmer traf es "Wednesday Project" am Samstag, denn schon beim zweiten Song setzten heftige Schauer ein. Die Fans gingen auf Distanz - unter die Dächer vor den Stallungen, etwa 100 Meter von der überdachten Bühne entfernt.
Ein paar Unentwegte hielten mit Regenschirmen sogar direkt vor der Bühne aus. "Wir haben Spaß", verkündete Frontmann Reinhard Schmid, aber so oft, dass man sich des kleinen Mädchens erinnert fühlte, das pfeifend durch den finsteren Wald trollt und sich Mut macht mit der Bemerkung, dass es keine Angst hat.
Dass der Funke inmitten der Lasershow, übers Lagerfeuer und der Entfernung zum Publikum trotzdem übersprang, lag an den "positiv Verrückten", wie die Band ihre Fans per Facebook am nächsten Morgen betitelte, die ausharrten und bisweilen sogar ausflippten.
Und es lag auch an dem Super-Sound, der so differenziert aus den Boxen dröhnte, wie das selten zuvor der Fall war. Die Band zog ihr Programm voll durch - und wagte sogar eine Premiere, als Schlagzeuger Stefan Süppel bei "Time to wonder" erstmals als Sänger ans Mikrofon trat.