Günther Beckstein fordert zeitgemäßen Glauben

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Günther Beckstein bekannte sich in Ebern klar zu einer Politik, die von christlichen Werten geprägt ist und die Mitmenschlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Fotos: Johanna Eckert
Günther Beckstein bekannte sich in Ebern klar zu einer Politik, die von christlichen Werten geprägt ist und die Mitmenschlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Fotos: Johanna Eckert
 
 
 
 

Mit der Bergpredigt wortwörtlich kann man laut Dr. Günther Beckstein keine Politik machen. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident sprach in Ebern in der Vortragsreihe "Christliche Werte in den Parteien".

Am Montag schloss der ehemalige Bayerische Ministerpräsident, Günther Beckstein (CSU), die Vortragsreihe zum Thema "Christliche Werte in den Parteien" im Gasthof "Frankenstuben". Diese Veranstaltungsreihe wurde mit vier Vortragsabenden von einer Kooperation zwischen Volkshochschule Ebern, Katholischer und Evangelischer Kirchengemeinde organisiert. Der eher durch Zufall zur Politik gekommen Franke, der sich seit vielen Jahren in der evangelischen Landeskirche engagiert, sprach über das "C" seiner Partei und seinen persönlichen Glauben.

Politik und Ökumene

In seiner Jugend habe ihm ein Pfarrersfreund von der "schmutzigen " Politik abgeraten, gesteht Beckstein im proppenvollen Saal. Und doch hat er den Fuß nicht mehr aus den Kreisen der Politik bekommen, seit er 1970 in den Nürnberger Kreistag einzog. Als Innenminister und Ministerpräsident habe er stets versucht, die christlichen Werte seiner Partei zu leben. Damit hat der fast 70-Jährige bewiesen, dass - entgegen einer verbreiteten Meinung - auch ein engagierter evangelischer Politiker in der CSU Staatsämter übernehmen kann.

In seinen jungen Jahren glich das Miteinander der Konfessionen eher einem Katz-und-Maus-Spiel. "Heute ist die Ökumene Alltag", bestätigt der erste evangelische Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg.
"Dass man in der Politik die Bergpredigt wörtlich nimmt, kann nicht die Regel sein" beginnt Beckstein seine Erläuterungen über das "C" - das Christliche - seiner Partei. Bestimmte christliche Grundwerte sind laut Beckstein im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert.

Die Würde des Menschen ist unantastbar

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das ist doch eine sehr tief christliche Aussage", formuliert der Politiker. Seiner Überzeugung nach, hängt die Würde des Menschen nicht von einem Amt oder vom persönlichen Erfolg ab. Jeder habe die gleiche Menschenwürde, denn wir sind alle Gottes Ebenbilder. Bildlich erzählte Beckstein von einer Figur des Heiligen Antonius, die mit ihm durch alle seine Büroräume in den politischen Gebäuden gezogen ist. "Mir war es wichtig, dass die Botschaft des Heiligen mir immer präsent ist. Der Bettler ist vorm Herrgott genauso viel wert, wie ein Innenminister".

Als Kopf des Innenministeriums wurde Günther Beckstein oft wegen seiner restriktiven Abschiebungspraxis und der scharfen Zuwanderungspolitik kritisiert. "Auch hier überlege ich, was das ethisch Richtige sei. Aber es ist eindeutig: Wer verfolgt wird, muss aufgenommen werden", macht der Politiker verständlich. Das Asylrecht hat Grundrechtscharakter, und in Deutschland gibt es sehr viele Gerichtsinstanzen, die in bestimmter Reihenfolge über einen Asylanspruch entscheiden. "Wenn aber auch die letzte Instanz ,Nein‘ sagt, dann halte ich es für ethisch vertretbar, dem Menschen zu sagen, dass er gehen muss."

Familie als wichtige Grundlage

Als weiteren "C-Wert" seiner Partei hebt der Christdemokrat die Bedeutung der Familie hervor. "Wir, und damit meine ich mich und die Partei, haben zu lange daran festgehalten, pauschal zu sagen, dass Kinder zur Mutter gehören", lässt Beckstein durchblicken. Die Politik habe gesellschaftliche Veränderungen zu lange nicht bemerkt, den notwendigen Ausbau von Krippen und Kindertagesstätten behindert. "Junge Frauen müssen und wollen heute arbeiten," konstatierte er.
Seit 2001 passe die CSU ihre Familienpolitik den wahren Begebenheiten an. "Ein gut erzogenes Kind dient auch dem Staat und der Gesellschaft.

Schutz der Schöpfung

Aufgabe der Politik ist für den gläubigen Christ auch der Schutz des Lebens in allen seien Stadien. "Wir wollen keine Sterbehilfe legalisieren, sondern wir müssen es hinbekommen, die letzte Lebensphase besser zu gestalten", fordert Beckstein. Die Tatsache, dass es in Bayern das erste Umweltministerium Europas gegeben hat, mache deutlich, dass die CSU auch für die Bewahrung der Schöpfung stehe. "Die Welt ist uns nicht zum Verschleiß gegeben. Wir können nicht alles verbrauchen", macht der Politiker eindringlich klar. Die christliche Position der Partei werde auch in der Praxis der sozialen Marktwirtschaft deutlich. Beckstein fordert, dass nicht nur Politiker ethisch verantwortungsvoll handeln und dem Anderen mit Respekt und Anerkennung gegenüber treten sollen.

Die im Publikum aufgekommen Frage, was er den Kirchen als Maßnahme gegen die sich häufenden Kirchenaustritte rät, fängt er mit folgender Antwort auf: "Wir müssen den Glauben mehr leben und mehr zeigen. Wir müssen die Botschaft Jesu zeitgemäß sagen".

Zur Person

Dr. Günther Beckstein wurde im Jahr 1943 geboren, ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Nürnberg. Der studierte Rechtswissenschaftler wurde 1974 Mitglied des Landtags. 1975 promovierte er zum Thema "Der Gewissenstäter im Straf- und Strafprozessrecht".

Seine Karriere begann er mit dem Bezirksvorsitz der JU Nürnberg-Fürth.Von 1978 bis 1988 war Beckstein Vorsitzender des Sicherheitsausschusses des Bayerischen Landtages. Danach wurde er zum Staatssekretär am Bayerischen Innnenministerium. Von 1993 bis 2007 war er Innnenminister. Im Jahr 2001 übernahm Beckstein das Amt des stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten, bevor er 2007 selbst Ministerpräsident (bis Oktober 2008) wurde. Noch heute sitzt er im Landtag.

Schon immer engagiert sich der leidenschaftliche Bergsteiger in der Evangelischen Kirche in Deutschland.