Der kleine Ebelsbacher Gemeindeteil Gleisenau begeht heuer seine 650-Jahr-Feier. Dazu ist ein zweitägiges Fest im September geplant. Zu dem Ort gibt es einiges zu erzählen.
Gleisenau ist wahrscheinlich zwischen 800 und 900 nach Christus als adeliges Rodungsdorf entstanden. Das bedeutet, ein Adeliger erlaubte es Siedlern, den Grund zu roden und zu bebauen. Der Ort dürfte also früher entstanden sein, als die erste schriftliche Erwähnung von 1363 vermuten lässt.
Der Ortsname erscheint in quellenkundlichen Unterlagen aus dem 14. und 15. Jahrhundert als "Glissenawe", "Glizzenauwe" und "Gleissenaw". Lehrer Johann Baptist Leisentritt versucht in seiner "Beschreibung des königlichen Bezirksamtes Haßfurt für Schule und Haus" den Ortsnamen zu erklären: "gleißende, glitzernde Au".
Einst 17 Herdstätten Pfarrer Georg Göpert schreibt in der Eltmanner Chronik von 1908, dass Gleisenau früher "Glisinawa" hieß und 1596 ein Dorf mit 17 Herdstätten war.
Prägend für Gleisenau waren zwei Grundherrschaften: die Herren von Fuchs und die Groß von Trockau. 1414 erhielt der Bamberger Patrizier Tintner Gleisenau mit der Mühle als Lehen. Später kam der Ort in den Besitz des Rittergeschlechtes der Kotner, ehe er 1456 dem Heinz Fuchs zu Wallburg als Lehen des Bischofs von Bamberg verkauft wurde.
Zwischen den Hochstiften Dadurch war Gleisenau für die Dauer von 300 Jahren in den Besitz der Adelsfamilie von Fuchs gelangt. Die Familie von Fuchs hatte politisch in der Region zwischen den beiden Hochstiften Würzburg und Bamberg großen Einfluss. Sie hatte viele Güter. Im Jahr 1518 gab es in Gleisenau 14 zinspflichtige füchsische Familien.
1548 ließ die Familie von Fuchs ein Wasserschloss an der Stelle des heutigen Schlosses errichten. 1559 erbten die Brüder Hans Wilhelm und Georg von Fuchs den Gleisenauer Besitz.
Durch ihre Herrschaft wurde 1563 die Reformation endgültig eingeführt, und es galt der Grundsatz "cuius regio, eius religio" (sinngemäß: wer herrscht, bestimmt die Religion).
Pfarrkirche gebaut 1711 wurde die evangelische Pfarrkirche aufgrund einer testamentarischen Verfügung von Ludwig Reinhold Fuchs von Bimbach und Dornheim, des letzten evangelischen Angehörigen dieser Familie, erbaut.
1767 kaufte Domdechant Otto Philipp Erhard Ernst Freiherr Groß von und zu Trockau das Wasserschloss mit weiteren Besitzungen in Ebelsbach, Stettfeld und anderen Orten. Er ließ das alte Wasserschloss abbrechen und das heutige Schloss mit seinen Wirtschaftsgebäuden und der Schlosskapelle errichten.
Es sollte ein Jagd- und Sommersitz im damals "modernen" französischen Stil werden.
Für die Jugendstiftung Die Schlosskapelle, südlich von den Wirtschaftsgebäuden gelegen, zeigt auf der reich gegliederten Westfassade das Wappen des Erbauers. Der einfache Spätrokokoaltar stammt aus der Erbauerzeit.
Im Jahr 1965 erwarb der Schweinfurter Industrielle Georg Schäfer das gesamte Schlossareal, das er in den 1970er Jahren in die Georg-Schäfer-Jugendstiftung überführte. Seit 1994 befindet sich die Schlossanlage im Besitz der Gemeinde Ebelsbach. Im Hauptgebäude ist die Grundschule untergebracht, in einem Teil der früheren Wirtschaftsgebäude die Verwaltunsgemeinschaft (VG) Ebelsbach.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform schloss sich Gleisenau 1971 der Gemeinde Ebelsbach an.
Es war jedoch schon zuvor kirchlich, schulisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich mit Ebelsbach verflochten.
Das Festprogramm Die Jubiläumsfeier für "650 Jahre Gleisenau" beginnt am Freitag, 6. September, um 19 Uhr mit einem Festakt in der evangelischen Kirche. Am Samstag, 7. September, und Sonntag, 8. September, können sich die Besucher im Schlosspark auf eine historische Zeitreise begeben. Aus Anlass des Jubiläums findet am Sonntag, 8. September, um 10 Uhr ein Festgottesdienst statt.
Beim Besuch der 650-Jahr-Feier im Schlosspark Gleisenau können sich die Gäste auf eine spannende "historische Zeitreise" begeben und Geschichte hautnah erleben, wie es Projektleiterin Gabriele Schöpplein verspricht, die schon bei der 1200-Jahr-Feier Ebelsbachs federführend für die Programmgestaltung war. Historische Gruppen vom 14. bis ins 19.
Jahrhundert umlagern die Kulisse des fast 250 Jahre alten Schlosses. Beobachtet werden können das historische Treiben und die tägliche Arbeit. Authentisches Handwerk wird groß geschrieben. Handwerker demonstrieren ihr Geschick in der Ausübung ihrer Handwerkskunst. Verschiedene historische Gruppen sorgen für die passende Musik. Aktionskünstler und Gaukler, Bogenschützen, Ritterturniere, Feldschlachten und Schaukämpfe mit Kanonenfeuer sorgen für ein buntes Programm in Gleisenau.