Wie soll es weiter gehen mit den defizitären Haßberg-Kliniken? Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml war zu Gast in Haßfurt.
Bei einem Besuch der bayerischen Gesundheitsmininisterin Melanie Huml (CSU) im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken haben unter anderem Vertreter der Krankenhausbelegschaft sowie lokale Politiker - darunter Landrat Wilhelm Schneider - erneut den Versuch gestartet, auf die Gesundheitspolitik auf Landes- und Bundesebene Einfluss zu nehmen. Ihr Anliegen im Kern: mehr finanzielle Unterstützung für den ländlichen Raum im Bereich der medizinischen Grundversorgung. Stichwort hier: Sicherstellungszuschlag für Krankenhäuser.
"Wir machen drei Millionen Euro Miese (
pro Jahr, die Red.). Tendenz nach oben", wenn man an der jetzigen Situation nichts ändere, sagte Landrat Wilhelm Schneider (CSU). Der Landkreis hat hier bereits gravierende Änderungen in die Wege geleitet: Von den einst drei Häusern der Haßberg-Kliniken gibt es seit Juli dieses Jahres nur noch zwei. Das Krankenhaus Hofheim wurde geschlossen, die Häuser Haßfurt und Ebern bleiben bestehen.
Örtliche Hausärzte einbinden
Letzteres wird umfassend umstrukturiert: die Bereiche Innere Medizin, Palliativmedizin und Chirurgie sollen weiterhin das Grundgerüst der Eberner Klinik bilden, insbesondere bei der Chirurgie will man aber hin zu "planbaren Operationen", dabei soll die Vernetzung/Kooperation der örtlichen Hausärzte mit dem Krankenhaus intensiviert werden.
Am Haus Haßfurt wird zum Jahreswechsel 2018/19 gemäß des Beschlusses des Verwaltungsrates der Haßberg-Kliniken die Geburtshilfe-Station geschlossen, es sei denn, die politischen Rahmenbedingungen änderten sich, wie Schneider erklärte. Gemeint ist hier der so genannte Sicherstellungszuschlag auf Bundesebene, der Krankenhäuser im ländlichen Raum unterstützen soll, die medizinische Grundversorgung aufrecht zu erhalten.
Was die Bevölkerungsdichte im rund 956 Quadratkilometer großen Kreis Haßberge betrifft (88 Einwohner je Quadratkilometer) sind die Kriterien für einen Zuschlag laut Landrat Schneider erfüllt; die weitere Bedingung, nämlich dass andere Krankenhäuser in der Region weiter als 30 Minuten Fahrzeit mit dem Pkw entfernt liegen, erfülle der Landkreis nicht. "Die Nähe zu Bamberg und Schweinfurt führt dazu, dass wir wieder rausfallen." Wie Schneider sagte, habe der Landkreis selbst nicht die Mittel, eine Finanzierung dieser Größenordnung zu leisten, die Kreiskommune nehme Stabilisierungshilfen und Bedarfszuweisungen in Anspruch, erklärte er. "Wir sind finanziell nicht auf Rosen gebettet."
Dennoch: Hoffnung setzen die Lokalpolitiker (bei dem Gespräch waren unter anderem auch der Eberner Bürgermeister Jürgen Hennemann, SPD, sowie sein Haßfurter Amtskollege Günther Werner, Wählergemeinschaft Haßfurt, dabei) in eine Veränderung der Bedingungen. So ist ein Sicherstellungszuschlag etwa in den Bereichen Chirurgie und Innere Medizin möglich, bei der Geburtshilfe aber noch gar nicht vorgesehen. Das könnte sich ändern. Wie Melanie Huml erklärte, sei das zunächst auf Bundesebene zu regeln, aber die bayerische Landesregierung könne ebenfalls handeln. Es sei zu überlegen, "ob wir auf bayerischer Ebene Zuschläge gewähren", sagte Huml. Aber nach welchen Kriterien, das sei noch zu klären.
Welchen Weg gehen?
Auch die Ebelsbacher CSU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Dorothee Bär, erklärte, sich in der Bundespolitik für die medizinische Grundversorgung auf dem Land einsetzen zu wollen. Als Kreisrätin hat sie zudem direkte politische Mitverantwortung in diesem Bereich, denn für die stationäre Grundversorgung ist der Landkreis zuständig. Gleichzeitig ist er aber auch abhängig von den Entscheidungen, die auf Landes- und Bundesebene getroffen werden. Landrat Schneider erklärte, er werde ein Papier anfertigen, das die besondere Situation des Landkreises Haßberge in Bezug auf Bevölkerungsstruktur und medizinische Versorgungsmöglichkeiten erläutert, um Ministerin Huml eine Grundlage für mögliche Verhandlungen zu liefern. "Nicht zuletzt für die nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum ist es wichtig, dass dort qualifizierte stationäre Versorgungsangebote für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen", sagte Huml.
Kein klares Bekenntnis
Ein klares Bekenntnis zu Haßfurt oder Ebern blieb dabei aber aus. Huml: Ausschlaggebend für den kostendeckenden Betrieb eines Krankenhauses sei nicht primär die Größe oder die Lage des Hauses, sondern die Größe der einzelnen Abteilungen. "Auch deshalb ist eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit den benachbarten Krankenhäusern auch über Landkreisgrenzen hinweg sinnvoll. Darauf müssen die Häuser in Zukunft verstärkt setzen."