Ebelsbach gedenkt jüdischer Mitbürger

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Der Blick auf den Judenhof mit dem Gedenkstein, der auf die ehemalige Synagoge, das Ritualbad und das Gemeindehaus mit Schulräumen verweist, und den Gehweg am JudenhofGünther Geiling
Der Blick auf den Judenhof mit dem Gedenkstein, der auf die ehemalige Synagoge, das Ritualbad und das Gemeindehaus mit Schulräumen verweist, und den Gehweg am JudenhofGünther Geiling

Die Gemeinde Ebelsbach beteiligt sich am "Denkort Aumühle" in Würzburg, wo eine zentrale Gedenkstätte für die jüdischen NS-Opfer für Unterfranken entsteht.

Die mögliche Beteiligung der Gemeinde Ebelsbach am "Denkort Aumühle" in Würzburg war ein weiteres Thema der Gemeinderatssitzung. Dort soll eine zentrale Gedenkstätte für die jüdischen Opfer der NS-Gewaltherrschaft für ganz Unterfranken geschaffen werden. Gestaltet werden soll die Gedenkstätte mit Gepäckstücken, die an die Deportationen vom ehemaligen Güterbahnhof "Aumühle-Ladehof" erinnern. Jede Gemeinde, in der um 1923/33 jüdische Gemeinden bestanden (dazu zählt auch Ebelsbach), solle ein Gepäckstück dort und eines für den eigenen Ort bis Herbst fertigen lassen, erläuterte Bürgermeister Walter Ziegler das Vorhaben.
Gemeinderat Roland Metzner (CSU) war stolz darauf, dass seine Idee aufgegriffen wurde und nun in einer anderen Weise verwirklicht werden soll. Er habe früher an "Stolpersteine" vor jüdischen Gebäuden gedacht, aber er könne sich auch mit dieser Idee anfreunden. Zusätzlich schlug er vor, sich auch an dem Begleitprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 19 Jahren zu beteiligen. Hier sollen Jugendliche durch altersgerechte pädagogische Angebote die Möglichkeit erhalten, sich aktiv an der Erinnerungsarbeit im Rahmen des Kernprojekts zu beteiligen. Ziel sei es, dass sie sich mit der Biografie oder den Biografien der Opfer des Nationalsozialismus in ihrer Heimatgemeinde auseinandersetzen und eigene Konzepte für die Präsentation des Gepäckstückes und begleitende Aktivitäten und Aktionen in ihrer Heimatgemeinde entwickeln. Sie könnten dann auch als Multiplikatoren wirken, und das ganze Projekt erfahre eine Abrundung. Er erklärte sich auch bereit, dabei mitzuwirken und auf Jugendliche zuzugehen.


Zwei Gepäckstücke aus Sandstein

Der Gemeinderat fasste den einmütigen Beschluss, sich an dem Projekt zu beteiligen und dazu zwei Gepäckstücke in Auftrag zu geben. Sie sollen aus Sandstein geschaffen werden. Ein "Koffer" soll dabei nach Würzburg an den "Denkort Aumühle" kommen und einer soll am "Judenhof" aufgestellt und möglicherweise am 9. November übergeben werden.
In Ebelsbach bestand bis 1939 eine jüdische Gemeinde, deren Entstehung bis in das 16./17. Jahrhundert zurückgeht. 1683 lebten mindestens vier jüdische Familien am Ort. Die insbesondere von der Adelsfamilie von Rotenhan im Ort aufgenommenen jüdischen Familien wohnten überwiegend in dem bis heute sogenannten Judenhof, wo sich auch die Einrichtungen der Gemeinde befanden. 1810 waren sogar 133 jüdische Einwohner in Ebelsbach (30 % von insgesamt 442). Durch die Auswanderung nach Nordamerika ging aber bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Einwohner stark zurück. 1933 lebten noch 27 jüdische Personen in Ebelsbach. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und aufgrund von Repressalien verließen bald die ersten von ihnen den Ort. Am 15. April 1939 verließ der letzte jüdische Einwohner Ebelsbach. gg