Der zweitgrößte Verein im Landkreis Haßberge tanzt zwar nicht mehr an Silvester. Dafür ist der Turnverein Ebern mit anderen Bällen und in vielen sportlichen und gesellschaftlichen Bereichen aktiv. Der "TV 1863" feiert ein ganzes Jahr lang sein 150-jähriges Bestehen. Ein Blick in die Geschichte und eine Vorschau auf die kommenden Monate.
"Leider ist für Silvester nichts besonderes geplant," gesteht Vorsitzender Karl-Heinz Krebs: "Es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen." Doch kaum ist Weihnachten vorbei, stecken die Sportler des Turnvereins Ebern schon wieder mitten im Wettkampfgeschehen: Die Fußballer sind vom 4. bis 6. Januar durchgehend mit Hallenturnieren für Schüler-, Jugend- und Herrenmannschaften beschäftigt, die Schwimmer halten am 11. Januar ihr Jahresabschluss-Treffen und bei den Handballern, Volleyballern, Keglern, Tischtennisspielern läuft der volle Spielbetrieb.
Zur Ruhe kommt ein Verein, der sich die Bewegung auf die Fahne geschrieben hat, eigentlich nie. Auch und erst recht nicht zum 150. Jubiläum.
In den kommenden Monaten will der Turnverein richtig einen drauf machen, unter anderem mit verschiedenen sportlichen Wettbewerben, einem großen Kommers, einem Festwochenende und einer Sportgala.
Von der Turnbewegung erfasst Der mit mehr als 1370 Mitgliedern zweitgrößte Verein im Landkreis will zeigen, was er drauf hat. Und das ist weitaus mehr als in den Anfangsjahren um 1860, als der frisch-fromm-fröhlich-freie Sportsgeist eines Turnvater Jahn ganz Deutschland mobilisierte. Ab 1863 traf sich Eberns Jugend im Verein zu Leibesübungen an Reck und Barren. "Turner" nennt man sie bis heute, doch die TV-Aktiven haben längst auch die verschiedensten Ballsportarten für sich erobert und sind zu Wasser, an der grünen Platte auf dem Schachbrett und - nicht zuletzt - auf dem gesellschaftlichen Parkett erfolgreich.
Große Ballabende Legendär waren die Silvesterbälle. Sie zählten zu den vornehmsten und wichtigsten gesellschaftlichen Veranstaltungen in der Stadt. In der Zeit kurz nach 1900 sind diese Bälle in den Protokollbüchern belegt, die über mehr als ein halbes Jahrhundert lang für einen schwungvollen Jahreswechsel in Ebern sorgten. Ballsaal war der Saalbau Forster, der in den frühen Jahren auch als erster Turnsaal diente.
Die Bälle überlebten auch den Zweiten Weltkrieg und müssen ungeheuer beliebt gewesen sein: Im Januar 1947 ist dazu im Protokollbuch vermerkt: "Der Besuch war außerordentlich gut, und bereits zehn Minuten nach Saalöffung waren alle Plätze besetzt." Der Protokollführer erwähnt, dass auch damals schon "Platzaufheber" im Einsatz waren, die Stühle für später eintreffende Ballgäste
reservierten, sodass "so mancher alte Turnbruder keinen anständigen Platz mehr bekam". Damals zählte der TV etwa 600 Mitglieder und man dachte sogar darüber nach, die Veranstaltungen auf zwei Säle aufzuteilen.
Mit vornehmem Charakter Der TV sorgte trotz der Not nach dem Krieg dafür , "dass der Ball einen der Tradition würdigen und vornehmen Charakter hatte". Die Kapelle "Kellersch" spielte "alte und neuzeitliche Tänze auf" und Josef Schmitt, Begründer des Schreib- und Spielwarengeschäftes Schmitt-Zehender zauberte das Material aus seinem Fundus, um "trotz aller Schwierigkeiten, die sich heute bei solchen Veranstaltungen einstellen", den Saal geschmackvoll zu schmücken.
Als Manko wurde allerdings beklagt, dass die Voraussetzungen für gute Stimmung - Alkohol und ein kräftiges Menü - fehlten." Als "Alkohol-Erinnerungssaft" sorgte Dünnbier für Stimmung. Zudem merkt der Chronist 1948 an: "Mancher, der es sich leisten konnte, hat sich selber irgendwo einen kleinen Trunk besorgt und zum Ball mitgebracht". Heute wäre das verpönt.
Die Eberner tanzten bis in den Morgen hinein. Laut Protokoll von 1948 wurden "erst morgens um 5 Uhr die Unentwegten mit einem schneidigen Marsch zum Saal hinausgespielt".
Unerwartete Widrigkeiten Wegen der Maul- und Klauenseuche herrschte zum Jahreswechsel 1948/49 Tanzverbot, weswegen der TV statt des Balles eine Silvesterveranstaltung mit humoristischen Einlagen" plante.
Die humoristischen Einlagen sollten "von geeigneten Turnbrüdern aus der Fußballabteilung gestartet". Für die Musik wollte "Turnbruder Traugott Kuhmann sorgen und einen Komiker aus Mürsbach verpflichten. Zum Eintrittspreis von l DM war also viel geboten.
Zur Eröffnung des Heiligen Jahres hatte Stadtpfarrer Wilhelm Haller an Silvester eine Mette angesetzt, weshalb die Turner 1950 ihren Silvesterball um einige Tage verschieben mussten. 1963, im Jahr des 100-jährigen Bestehens, fand der letzte Silvesterball des TV statt. Neuerdings gibt es zwar wieder Tänzer in den Kreisen des TV, aber die Bälle lässt man heute lieber auf die Spielfeld tanzen.
Die Pläne und Termine im Jubeljahr 4. bis 6. Januar Hallenturniere der Fußballer
10.
Februar Faschingstanz der Kicker
27. April Vereinsehrenabend
2. Mai Stadtmeisterschaft im Kegeln
11. Mai Volleyball-Freizeitturnier (zum 25. Mal)
5. bis 7. Juli Festwochenende; Kommersabend und Bilderschau
13. Juli Bambini-Fußballturnier
27. Juli Handball-Turnier zum Altstadtfest
19. Oktober Sportgala
Ausstellung Für eine Sonderschau im Heimatmuseum werden noch historische Exponate rund um den Sport gesucht (Trikots und Fußballschuhe, Sportgeräte, Bilder, Plakate...) Besonders froh wären die Organisatoren, wenn sie einen alten Siegerkranz aus Eichenlaub auftreiben könnten.
Weitere
Pläne Der Veranstaltungsreigen, den man natürlich gerne auch mit einigen Meisterfeiern ind en verschiedensten Abteilungen bereichern möchte, ist längst nicht komplett.
So bemühen sich die TV-Schwimmer darum, die Kreismeisterschaft im Schwimmen im Sommer im städtischen Freibad austragen zu können.