Beim zweiten Fest der Begegnung am Käppele Zeil kamen Ausländer und Deutsche zusammen. Unter den Besuchern war auch Jehan Youssef.
Sie kann sich gut in der deutschen Sprache ausdrücken. Wenn ihr doch einmal ein Wort fehlt, dann wechselt sie ins Englische. Aber um das Ereignis zu schildern, das ihr Leben maßgeblich verändert hat, nimmt sie ihre Hände. Sie beschreibt damit einen Kreis und sagt "Bumm". Das war 2011. Da wurde das Haus ihrer Familie in der syrischen Hauptstadt Damaskus zerstört. Jehan Youssef wurde wie viele ihrer Landsleute Opfer des mörderischen Krieges in Syrien. Die 38-Jährige flüchtete mit ihrer Familie.
Die Familie lebte zwei Jahre in Ägypten. Dann kam Jehan Youssefs Mann nach Europa. Nach Deutschland. Nach Ebern. Er erhielt den Status als anerkannter Flüchtling laut der Genfer Flüchtlingskonvention. Damit verbunden ist eine dreijährige Aufenthaltsberechtigung und er bekam die Möglichkeit, seine Familie nachzuholen. Die Familie kam ebenfalls nach Ebern. Dort hat der Mann mittlerweile eine Vollzeitstelle bei einer Baufirma und die Familie lebt in einer eigenen Wohnung in Ebern. Wie der Mann hat die ganze Familie eine dreijährige Aufenthaltsberechtigung.
Jehan Youssef, ihr Mann und die vier Kinder fühlen sich wohl in Ebern. "Alle Leute in Ebern sind sehr, sehr, sehr nett", schwärmt sie. Jehan Youssef möchte in Deutschland bleiben und nicht mehr nach Syrien zurückkehren, auch wenn dort der Bürgerkrieg zu Ende wäre. "Wir sind sicher. Die ganze Familie ist sicher", sagt sie. In Deutschland sieht sie ihre Zukunft, vor allem "die Zukunft für meine Kinder", die in der Schule sind und die deutsche Sprache lernen. Für ihre Zukunft.
Dass es der Familie von Jehan Youssef im Kreis Haßberge gut geht, ist auch ein Verdienst der Caritas, die sich mit ihren Diensten um Flüchtlinge im Landkreis Haßberge kümmert. Die Caritas ist auch Mitveranstalter des Festes der Begegnung, das von Donnerstag bis Samstag zum zweiten Mal auf dem Gelände am Zeiler Käppele stattfand und an dem Jehan Youssef mit ihrer Familie gerne teilnahm. Mitveranstaltet wird das Fest, das Deutsche und Ausländer zusammenbringen soll, von der katholischen Pfarrei Sankt Michael Zeil mit dem Gemeindereferenten Rudi Reinhart und dem Zeiler Kinobetreiber Bruno Schneyer. Beim Essen, das die Flüchtlinge zubereiten, Musik und Tanz sollen sich die Menschen näher kommen. Zum Abschluss zeigte Bruno Schneyer jeweils einen Film. Allerdings spielte das Wetter heuer nicht ganz mit. Der Regen platzte dazwischen, und am späteren Abend wurde es kühl.
Aber einige hundert Menschen kamen an den Tagen auf dem Kapellenberg über den Dächern von Zeil zusammen. Natürlich sind es von deutscher Seite oft die Menschen, die sich ohnehin in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Aber im Einzelfall begegnen sich auch Menschen, Deutsche und Ausländer, die sonst vielleicht nicht zusammenkommen würden, erzählen Thomas Jakob und Florian Haus von der Caritas. Der Kreisverband hat schon seit 25 Jahren immer im Sommer in Haßfurt ein Fest für Deutsche und Ausländer veranstaltet. Im kleineren Rahmen. Kinobetreiber Bruno Schneyer organisierte mehrmals einen Jahrmarkt der Kulturen, und aus diesen beiden Veranstaltungen ist das Fest der Begegnung entstanden. Es klingt ein bisschen banal, aber es stimmt einfach: Beim Essen, zumal bei Gerichten, die man nicht kennt, kommt man ins Gespräch.
Sorgen und Probleme
Thema sind vielleicht auch die Probleme, die die Flüchtlinge aktuell haben. Jakob und Haus nennen die Wohnungssuche im Kreis Haßberge. Es fehle am sozialen Wohnungsbau, bedauert Thomas Jakob. Dazu komme die Residenzpflicht. Das heißt, auch Flüchtlinge, die einen Anerkennungsstatus haben, können den Landkreis nicht verlassen.
Da ist das Problem der Abschiebung. Auch Afghanen müssen derzeit befürchten, dass sie Deutschland verlassen müssen. Haben die aus Afghanistan kommenden Flüchtlinge Angst vor Abschiebung? "Die Problematik ist da", antwortet Thomas Jakob.
Und dann gibt es noch die Arbeitssuche. Flüchtlinge suchen einen Job, und im Kreis besteht in manchen Branchen Fachkräftemangel. Aber Arbeitgeber und Arbeitssuchende kommen oft nicht zusammen, weil Ausbildung und Kenntnisse der Bewerber fehlen. Es gibt noch viel zu tun in Sachen Integration.
Lob für Ebern
Einer, der all diese Probleme auch kennt, ist Franz Hümmer. Der 63-Jährige betreut seit 27 Jahren in den zentralen Unterkünften für Asylbewerber (Zeil, Ebern, Dippach) die Menschen. Das Begegnungsfest am Zeiler Käppele besuchte er als Privatmann. Er kennt viele Gesichter, Geschichten und Schicksale. Und er kann die Flüchtlingsarbeit im Landkreis einschätzen. Sie läuft nach seiner Ansicht "relativ gut. Die Grundstruktur passt einigermaßen." Das sehe man allein schon an der Tatsache, dass es keiner Sicherheitsdienste im Landkreis bedarf. Nach seinem Kenntnisstand ist der Kreis Haßberge der einzige Landkreis in Bayern, der ohne Security auskommt.
Besonders gut läuft die Flüchtlingsarbeit nach seiner Erfahrung in Ebern, vor allem dank der engagierten Helfer. "Ebern ist ein leuchtendes Beispiel", sagt Franz Hümmer. Ein solches Lob würde er nicht für jeden Ort aussprechen wollen.
Zahlen und Daten
Im Kreis Haßberge leben nach den Angaben der Caritas derzeit rund 1200 Flüchtlinge. Davon sind etwa 500 anerkannt. Um die Menschen aus anderen Ländern kümmern sich die verschiedenen Dienste der Caritas sowie weitere Einrichtungen (Behörden) und viele freiwillige Helfer in ehrenamtlichen Organisationen.
Im Kreis Haßberge gibt es drei zentrale, staatliche Unterkünfte. Sie befinden sich in Ebern, Zeil und Dippach (Stadt Eltmann). In den drei Unterkünften, die über die Regierung von Unterfranken (in Würzburg) verwaltet werden, wohnen rund 250 Menschen. Andere Flüchtlinge leben in dezentralen Unterkünften, die der Landkreis bereitstellt, oder in Wohnungen, die die Flüchtlinge selbst angemietet haben. Allerdings ist es für sie nicht leicht, Wohnraum zu finden.