Unter 240 Mitbewerbern aus ganz Deutschland hat sich die Gemeinde-Allianz "Hofheimer Land" einen Preis der Wüstenrot-Stiftung für den Dorfladen in Aidhausen gesichert und obendrein noch einen Sonderpreis ergattert. Die Projekte finden überregionale Beachtung.
Die Gemeinde-Allianz "Hofheimer Land" (Gahl), 2008 gegründet, ist mittlerweile so bekannt, dass immer wieder europäische Besucher kommen, um sich über das gelungene Konzept zu informieren. Wie der Gahl-Vorsitzende, Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst (CSU), im Gespräch erklärte, befindet er sich im Schnitt zwei Mal in der Woche für die Allianz auf Reisen, um das Konzept vorzustellen. Borst gilt als Initiator für die Allianz, in der es darum geht, Überalterung und Leerstand in ländlichen Gemeinden wirksam zu begegnen und die Region lebensfähig erhalten.
Am Mittwoch waren gerade wieder Bürgermeister und Verwaltungsangestellte aus dem europäischen Raum in Hofheim, um sich zu informieren. Da traf es sich gut, dass Borst im Dorfgemeinschaftshaus im Hofheimer Stadtteil Rügheim von zwei Preisen berichten konnte, mit denen das Gahl-Projekte jetzt ausgezeichnet wurden.
Doppelter Erfolg
Die Allianz, holte Borst aus, wurde gegründet, weil das Gebiet einst Zonenrandgebiet war und gefördert wurde. Die Gelder fehlten nach der Wiedervereinigung, in den Dörfern entstanden immer mehr Leerstände, weil die Jugend abwanderte.
Beim jüngsten Erfolg handelt es sich um eine doppelte Auszeichnung für das Hofheimer Land und den Dorfladen Aidhausen. Die Wüstenrot-Stiftung, hinter der eine Bausparkasse steht, suchte unter dem Motto "Land und Leute - Unsere Zukunft in kleinen Gemeinden" deutschlandweit nach Projekten und Regionen, die dem demographischen Wandel aktiv begegnen. Und zwar mit Projekten in Gemeinden bis 5000 Einwohnern.
Tobias Alt ist der Betreuer und Manager für die Gemeinde-Allianz "Hofheimer Land"; er kümmerte sich um die Bewerbung für Dorfladen und Mehrgenerationenwerkstatt in Aidhausen und die Hofheimer Allianz als Ganzes.
Insgesamt hatten sich 240 Projekte dem Wettbewerb im Jahr 2014 gestellt.
Beide Haßberge-Projekte kamen in die engere Auswahl und wurden von einer fachkundigen Jury unter die Lupe genommen - wobei sie dann auch punkteten. "Dass in einem so großen, bundesweiten Wettbewerb gleich zwei Projekte aus der gleichen Region gewinnen", meint Tobias Alt, "ist wahrscheinlich einzigartig".
Eigene Kategorie geschaffen
Da die Hofheimer Allianz zwar aus Gemeinden bis 5000 Einwohnern besteht, zusammen aber rund 15 000 Einwohner hat, wurde eigens eine neue Kategorie geschaffen. So konnte das Hofheimer Land als Ganzes eine Sonderanerkennung erhalten. Die Anerkennung gewann der Dorfladen/Mehrgenerationenwerkstatt Aidhausen.
Vor Kurzem wurden die Preise im Deutschen Architekturzentrum in Berlin überreicht.
Wolfgang Borst und Tobias Alt holten sich mit dem Aidhäuser Bürgermeister Dieter Möhring (FW) den Preis ab.
Als sehr interessant wertet Alt den Erfahrungsaustausch mit anderen Preisträgern am Rande. Er jedenfalls sei mit vielen neuen Anregungen in das Hofheimer Land zurückgefahren. Die Wanderausstellung zum Wettbewerb soll bald auch in Hofheim zu sehen sein.
Der Wettbewerb der Wüstenrot Stiftung
Zielpersonen Der Alltag und das Leben in kleinen Gemeinden verändern sich. Die Auswirkungen des demografischen Wandels werden hier mit besonderer Dynamik wirksam. Ähnlich verhält es sich mit wirtschaftsstrukturellen Veränderungen; deshalb werden die Entwicklungsperspektiven kleiner Gemeinden pauschal oft als geringer eingestuft als die von Städten.
Fragestellungen Hat das Lebensmodell des Arbeitens und
Wohnens in kleinen Gemeinden bald nur noch marginale Bedeutung? Sind kleine Gemeinden nur Schlafstätten für Pendler? Lösen sich traditionelle dörfliche Gemeinschaften auf?
Antworten Viele kleine Gemeinden und Dorfgemeinschaften suchen eigene Wege durch neue Formen der Kooperation sowohl in der Organisation des beruflichen Alltags als auch bei individuellen Bedürfnissen. Neue Netzwerke bieten Lebensqualität.
Wettbewerb Bei "Land und Leute" geht es um Konzepte mit Verbindung von Kooperation, Tradition und Innovation für die Entwicklung in kleinen Gemeinden. Es geht um neue Formen von gemeinsamer Identität und sozialer Nachbarschaft.
Preisgelder in Höhe von insgesamt 31 500 wurden verteilt.
Anerkennung Ausgezeichnet wurde das "Aidhäuser Dorflädle" für die Mehrgenerationenwerkstatt mit Dorfladen in dem 760-Einwohner-Ort. Der Dorfladen ist verbunden mit einem breiten Angebot an Veranstaltungen, das sich an alle Generationen richtet und das von Weiterbildungskursen und einer Bücherei bis zu einer Zukunftswerkstatt reicht. Themen und Schwerpunkte können die interessierte Bürgern auch selbst setzen.
Sonderanerkennung Das "Hofheimer Land" bekam die Auszeichnung für die "Allianz für lebendige Ortsmitten". Sieben Gemeinden versuchen gemeinsam, ihre Dorfkerne zu stärken, die soziale Daseinsvorsorge und die Mobilität ihrer Bevölkerung zu sichern, durch Leerstandsmanagement und Förderangebote die Innenentwicklung zu forcieren und integrierte ländliche Entwicklungskonzepte
umzusetzen.
Kriterien Die Angebote sollten die Attraktivität und die Qualität des Alltags und des Lebens in kleinen Gemeinden verbessern, einen Brückenschlag zwischen Tradition und Zukunft bedeuten und den sozialen Zusammenhalt stärken. Sie sollten helfen, lokale Infrastruktur zu stärken (Genossenschaften, Kooperationen, Netzwerke, Bündnisse) und Potenziale für die regionale Wertschöpfung erschließen. Zugrunde liegt gemeinsames Engagement von Bürgern, und es entstehen Perspektiven zur Stärkung des Ortszentrums und Erneuerung von Bausubstanz.