Der kleine Rest vom Küchenfest

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Der Allmilmö-Markenschriftzug, aufgenommen auf dem Betriebsgelände des Zeiler Möbelwerks. Wie die Zukunft des Unternehmens am Standort Zeil konkret aussieht, ist unklar, auch wenn die Nachricht dieser Tage lautet: "Allmilmö startet neu". Foto: Andreas Lösch
Der Allmilmö-Markenschriftzug, aufgenommen auf dem Betriebsgelände des Zeiler Möbelwerks. Wie die Zukunft des Unternehmens am Standort Zeil konkret aussieht, ist unklar, auch wenn die Nachricht dieser Tage lautet: "Allmilmö startet neu". Foto: Andreas Lösch

Allmilmö ist insolvent. Oder doch nicht? Ein bisschen insolvent , oder nun ganz und gar? Geht es weiter am Standort Zeil? Jetzt gibt es Neuigkeiten.

"Allmilmö startet neu" - so ist eine aktuelle Pressemitteilung aus dem Haus der Schweinfurter "La Cour"-Gruppe überschrieben, die seit 1996 die Geschicke der weltbekannten Zeiler Marke im Bereich Premium-Küchenbau leitet.

Klingt nach einer guten Nachricht, nachdem es im Juni dieses Jahres nach langem Hin und Her geheißen hatte, die Verhandlungen mit möglichen Investoren für das in Zahlungsschwierigkeiten geratene Unternehmen seien gescheitert - nun sollen rund 20 Mitarbeiter des über viele Jahrzehnte in Zeil ansässigen Unternehmens "Allmilmö" doch weiter machen dürfen.


Viele offene Fragen

Aber viele Fragen bleiben offen nach dem gescheiterten Rettungsversuch in dem Insolvenzverfahren. Dieses hat nicht zuletzt vielen langjährigen Mitarbeitern den Arbeitsplatz und etliche Nerven gekostet. Wegen der Blockade-Haltung der Schweinfurter Geschäftsführung in Bezug auf für Investoren entscheidende Vermögenswerte wie etwa den Markennamen oder die technische Anlagen. Auch Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD), früher selbst Mitarbeiter bei "Allmilmö", tut sich schwer damit, die "gute Nachricht" einzuordnen. "Was wird aus dem Standort Zeil, was aus den Gebäuden? Das ist völlig unklar", sagte Stadelmann.

In der Pressemitteilung der Geschäftsführung aus Schweinfurt heißt es: "Nachdem vor zwei Monaten die Zeiler Möbelwerk GmbH & Co. KG stillgelegt wurde, haben wir die ersten Tage im September intensiv genutzt, die Weichen für einen Neustart der Premiummarke Allmilmö zu stellen." Am 6. September dieses Jahres sei daraufhin die "Allmilmö Vertriebs GmbH & Co. KG" mit Sitz in Schweinfurt gegründet worden.

Als Gesellschafter des neu gegründeten Unternehmens benennt die "La-Cour"-Gruppe ein Team aus "langjährigen Führungskräften", namentlich sind das Martin Tully (Vertrieb Inland), Siegfried Pohli (Vertrieb Objekte Inland), Martin Diedrich (Vertrieb Export), Franz Betz (Organisation), Michael Krines (Controlling) sowie Johannes La Cour (Geschäftsführung). Die Gesellschafter würden unterstützt "durch eine circa 20 Mitarbeiter starke und eingespielte Mannschaft", um den Vertrieb von Allmilmö-Küchen wieder aufzubauen.


"Made in Germany"

Das Team will sich eigenen Angaben zufolge "neben den Einstiegsmodellen auch auf die hochwertigen Allmilmö Alleinstellungen in den Stilrichtungen Modern Art und Design Art" konzentrieren. Hergestellt wird dabei aus eigener Hand nichts mehr: Die Produktion erfolge durch Partnerfirmen in der bekannten Allmilmö-Premium-Qualität "Made in Germany". Wie gewohnt werde die Marke über den Küchenfachhandel vertrieben. Weiter heißt es: "Neben dem Projektgeschäft werden auch im Export die bisherigen Vertriebswege beibehalten und somit Allmilmö weltweit vermarktet."


Stadelmann: dürftige Information

Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann ist weit entfernt davon, vor Freude aus dem Häuschen zu sein ob dieser Nachricht. Für ein paar Mitarbeiter, die im Unternehmen eine Zukunft haben, freut er sich freilich. Aber insgesamt seien das alles recht dürftige Informationen, denn das Unternehmen teilt weder mit, was mit dem "Allmilmö"-Betriebsgelände an der Oberen Altach geschehen soll (Stadelmann: "Wenn die Gebäude drüben nicht wieder mit Leben gefüllt werden, nützt es wenig. Was ich auch gern gewusst hätte: Wo die Leute sitzen", die im neuen Unternehmen verblieben sind.

Der Vertrieb sei ja nicht notwendigerweise an den Standort Zeil gebunden, das ließe sich von überall organisieren. Ob er enttäuscht sei, dass Johannes La Cour keine Einigung mit interessierten Investoren getroffen habe, als die Angebote auf dem Tisch lagen und womöglich mehr Arbeitsplätze hätten erhalten werden können? "Es wird schon für ihn so passen, wie er es gemacht hat", sagt Stadelmann.

Rückschau: Ende Februar dieses Jahres berichtet der Fänkische Tag, dass die "La-Cour"-Holding mit Sitz in Schweinfurt, die 1996 das zahlungsunfähige "Milewski Möbelwerk" übernommen und das neu gegründete "Zeiler Möbelwerk" wieder in die Gewinnzone geführt hatte, beim Amtsgericht Bamberg Insolvenz angemeldet hat.
Die Geschäftsführung teilte mit, dass man zuversichtlich sei, das Unternehmen sanieren zu können und Arbeitsplätze zu erhalten.

Doch daraus wurde nichts. Monate später herrschte Gewissheit: Die Mitarbeiter des Zeiler Küchenherstellers "Allmilmö" verließen das Werk am 30. Mai mit bedrückten Gesichtern. Der Grund: Das insolvente Unternehmen war nicht zu retten. Diese Hiobsbotschaft wurde den Beschäftigten nach einer Betriebsversammlung in der gleichen Woche verkündet.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl sagte damals gegenüber dem Fränkischen Tag: "In den nächsten Wochen werden die vorhandenen Aufträge ausproduziert und ausgeliefert. Aber ich kann das Unternehmen nicht verkaufen." Kaufinteressenten habe es zwar gegeben.

Es stand aber nicht etwa ein Möbelwerk "aus einer Hand" mitsamt Vermögenswerten zum Verkauf. Ampferl hatte "nur Mitarbeiter. Es war eine reine Betriebsgesellschaft."

Die betriebsnotwendigen Vermögensgegenstände, wie die Betriebsimmobilie in Zeil, die Markenrechte "Allmilmö" sowie die wesentlichen technischen Anlagen und Maschinen sind Eigentum der Schweinfurter Gruppe und deren Chef Johannes La Cour. Eine Einigung kam nicht zustande.


Mitarbeiter weg, Vermögen da

Grob umrissen kann man heute sagen: Es hat den Anschein, als ob die "La-Cour"-Gruppe mit dem Insolvenzverfahren erreicht hat, dass Personalkosten abgebaut wurden, indem ein Großteil der etwas über 100 verbliebenen Mitarbeiter aus dem Unternehmen bugsiert wurden, während das sogenannte Tafelsilber wie der Markenname "Allmilmö", die Gebäude und technische Anlagen sowie die Vertriebsstruktur in der Holding verblieben.