Der gelbe Schatten der Haßfurter Polizei: Warum Fabian Korte einen ungewöhnlichen Berufsweg wählt

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Hinter dem Fahrer ist sein Stammplatz: Fabian Korte darf die Beamten der Dienststelle Haßfurt auch auf Einsätze begleiten. Dann trägt er eine neongelbe Warnweste. Auf dem Bild lenkt Polizeioberkommissar Michael Weidmann das Einsatzfahrzeug. Foto: Katja Müller
Hinter dem Fahrer ist sein Stammplatz: Fabian Korte darf die Beamten der Dienststelle Haßfurt auch auf Einsätze begleiten.  Dann trägt er eine neongelbe Warnweste. Auf dem Bild lenkt Polizeioberkommissar Michael Weidmann das Einsatzfahrzeug. Foto: Katja Müller

Sechs Wochen Praktikum bei der Polizeiinspektion Haßfurt haben die Welt von Fabian Korte auf den Kopf gestellt: Der 26-jährige Wirtschaftsingenieur will künftig nicht in der Großindustrie, sondern bei der Polizei arbeiten.

Fabian Korte ist ein Mann mit klaren Prinzipien. Die bringt er im Gespräch auch schnell auf den Punkt: "Ich bin heimatverbunden und ein Familienmensch. Für mich kam es nicht in Frage, von zuhause weg zu gehen."

Darum entschied sich der 26-Jährige aus Euerbach (Landkreis Schweinfurt) für ein Studium zum Wirtschaftsingenieur an der nahe gelegenen Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Danach wollte er, wie die meisten seiner Freunde, in der Großindustrie arbeiten. Aber dann geschah etwas, was Korte nicht erwartet hatte: "Ich war während meiner Praktika kreuzunglücklich. Ich kann nicht den ganzen Tag im Büro sitzen. Dazu habe ich viel zu viel Energie." Das Studium schloss er zwar ab, aber tatsächlich in dem Beruf zu arbeiten, das konnte er sich nicht vorstellen.

Schwierige Entscheidung

"Meine Mutter war darüber nicht begeistert. Kann man auch verstehen", erzählt er. Doch mittlerweile kann er über diese schwierige, berufliche Findungsphase lachen. Schließlich sitzt er nicht mehr grübelnd zuhause, sondern im Aufenthaltsraum der Polizeidienststelle in Haßfurt. Anfang Mai hat Korte dort sein Praktikum begonnen und darf die Kollegen bis zu seinem Ausbildungsbeginn im September bei ihrer täglichen Arbeit begleiten. Egal ob Verkehrskontrolle, Leichenfund, Fahndung nach Vermissten oder Unfallaufnahme: Korte folgt den uniformierten Kräften in einer neongelben Polizeiweste wie ein Schatten, muss sich aber im Hintergrund halten.

Ungewöhnlicher Berufseinstieg

 

Der Hobbyfußballer hat schon vor Praktikumsbeginn beschlossen, dass er bei seiner Ausbildung einen ungewöhnlichen Weg einschlagen möchte. Er will den Beruf von Grund auf erlernen und beginnt die zweieinhalbjährige Ausbildung deshalb auf der zweiten Qualifikationsebene, die früher als "mittlerer Dienst" bekannt war.

Dabei wäre es ihm dank seiner allgemeinen Hochschulreife (Korte hat Abitur) auch möglich gewesen, an einem Einstellungstest für die dritte Qualifikationsebene (dem früheren "gehobenen Dienst") teilzunehmen. Bei Bestehen kann man direkt in das Führungsmanagement der Bayerischen Polizei einsteigen. "Der Beruf ist unglaublich vielseitig und die Kollegen sind sehr freundlich und offen. Ich bin hier sehr, sehr, sehr zufrieden", schwärmt Korte.

Warum er sich für den Polizeiberuf entschieden hat? "Ich bin ein Mensch, der viel und gerne hilft und habe eine große Familie zuhause. Ich möchte täglich mit Menschen zusammen arbeiten. Und mit Mitte 20 muss es auch finanziell passen. Die Polizei bietet das alles", sagt Korte.

Nur eine Hürde hatte er nicht bedacht: die Sprache. "In der ersten Woche hier kam ich mir vor, als müsste ich eine Fremdsprache erlernen. Die ganzen Abkürzungen, Rechtskenntnisse und Formulare sind schon eine Welt für sich", erinnert sich Korte lachend zurück. Mittlerweile spricht er dieselbe Sprache und findet sich zurecht. Überhaupt wird der Hobbysportler nicht müde, all seine kleinen und großen Eindrücke und Erlebnisse in Worte zu fassen. "Die Taten wiederholen sich zwar, aber die Menschen reagieren immer anders", erklärt er.

Überzeugende Ausreden

 

So habe er bei einer Verkehrskontrolle an seiner eigenen Wahrnehmung gezweifelt, nachdem der angehaltene Fahrer behauptet hatte, ganz sicher angeschnallt gewesen zu sein. "War er aber nicht", erinnert sich Korte. "Da muss man echt seiner eigenen Wahrnehmung vertrauen."

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Während der 26-Jährige seine erste Verfolgungsjagd auf dem Rücksitz eines Streifenwagens und die Beobachtung einer Verhaftung "echt spannend" fand, hat ihn die Begegnung mit einem jugendlichen Ausreißer sehr berührt. "Der Jugendliche ist aus einem Heim ausgerissen, in dem er seit einer Woche war. Er war wütend, weil ihn seine Eltern dort hingebracht hatten, wollte nicht mehr in die Schule gehen. Dabei hatte er einen ganz klaren Berufswunsch. Ich habe nicht verstanden, warum ihm alles so gleichgültig ist und es ihm total egal war, was ihm die Polizeikollegen sagten", erzählt Korte.

Traumberuf gefunden

 

Zu einem anderen jungen Ausreißer konnte der Polizeipraktikant dagegen durchdringen. "Der Junge hatte seine Ausbildung abgebrochen, wollte nicht mehr hin. Ich habe ihm erklärt, wie wichtig ein Abschluss ist. Ich glaube, das hat er verstanden", erklärt Korte zufrieden. Der 26-Jährige jedenfalls kann sich keinen besseren Ausbildungsplatz für sich vorstellen. Er hat seinen Traumberuf gefunden.