Eric Stehfest fesselte beim Literaturfestival Haßfurt die Zuhörer mit seinem Buch "9 Tage wach". Darin arbeitet er seine harte Drogenvergangenheit auf.
Es gab nur selten Applaus bei der Autorenlesung von Eric Stehfest im Rahmen des Literaturfestivals in der Stadthalle Haßfurt. Das bedeutet aber nicht, dass der Abend ein Flop gewesen wäre - im Gegenteil: Stehfest zog mit seinen Texten das Publikum so in seinen Bann, dass Applaus schlichtweg unangebracht gewesen wäre.
"9 Tage wach" heißt das Buch des 29-Jährigen, den die Meisten als Schauspieler der Daily-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" oder als Tänzer in der Fernsehshow "Let`s dance" kennen. Er ist erfolgreich, hat eine eigene Produktionsfirma, schreibt Drehbücher, führt Regie, hat einen zweieinhalbjährigen Sohn und eine Frau - und eine zehnjährige "Drogen-Karriere" hinter sich.
Harte Drogenvergangenheit
Wie er da hineingeraten ist? Weil er ab der Pubertät immer den Feind gesucht hat, erklärte er nach den ersten gelesenen Szenen. Dass der Feind er selbst war, das habe er sehr spät gemerkt, nämlich erst nachdem er sich allen möglichen Gruppen angeschlossen hatte. Er prügelte sich mal als Punk, mal für die Antifa und auch für die Rechten. Er habe immer irgendwo dazugehören wollen. Und er hat "fast vergessen, wie man Kummer erträgt". Stattdessen habe er den Rausch gewählt.
Stehfest warnte die Zuhörer davor, Crystal Meth als Mode- oder Partydroge zu verharmlosen. Es sei eine Arbeits- und Leistungsdroge - oder eine Kriegswaffe. Der Wirkstoff wurde schon im Zweiten Weltkrieg eingesetzt, um Soldaten leistungsfähiger zu machen und sie abzustumpfen.
Anstrengend, wirr wie der Drogenrausch selbst, sind viele Passagen seines Buches, aber wortstark - und beim Vortrag merkte man, dass Stehfest Schauspiel studiert hat. Das Studium, die Schauspielschule, hat er immerhin trotz exzessiven Crystal-Meth-Konsums geschafft. Weil seine Mutter ihn immer bedingungslos geliebt hat, sagte er, und weil sie ihn notfalls in die Schule gefahren hat, damit er dort auch hingeht. Gefahren hat sie ihn auch in die Entzugsklinik.
Der Wendepunkt
Der Entschluss, dass es so nicht weitergehen kann, sei in diesen titelgebenden neun wachen Tagen gefallen. Wach, bezieht sich nur auf die Tatsache, dass er neun Tage nicht schlief. Der Drogenrausch ist nämlich alles andere als ein Wachzustand: Er habe befürchtet, nicht mehr aufzuwachen, wenn er einschläft. Und als er dann doch aufwachte, wollte er raus aus dem Teufelskreis.
Es gab einen Rückfall, aber auch einen Abschluss an der Universität. Schonungslos schilderte er, wie seine erste große Liebe scheiterte und immer wieder konnte man das Schweigen im Saal regelrecht greifen.