Den Ernstfall jederzeit mit im Blick

2 Min
Anton Gerstenkorn beobachtet den Strand. Fotos: privat
Anton Gerstenkorn beobachtet den Strand.  Fotos: privat
In diesem Stadion fand die Weltmeisterschaft im Beach-Volleyball statt. Für die Lebensretter aus Ebern gab es da allerhand zu sehen.
In diesem Stadion fand die Weltmeisterschaft im Beach-Volleyball statt. Für die Lebensretter aus Ebern gab es da allerhand zu sehen.
 
Auch jenseits des Strands herrschte gute Stimmung. Phil aus Hamburg stemmt die gestandenen bayerisch-fränkischen Maderln Sandra Lerche und Annalena Weinfurtner in die Höhe.
Auch jenseits des Strands herrschte gute Stimmung. Phil aus Hamburg stemmt die gestandenen bayerisch-fränkischen Maderln Sandra Lerche und Annalena Weinfurtner in die Höhe.
 

Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft aus Ebern sorgten eine Woche lang am Timmendorfer Strand an der Ostsee für Sicherheit.

Ein Achtjähriger hatte sich beim Baden im Seegras verfangen. Die Pflanzen hielten ihn so "gefesselt", dass er nicht mal mehr die Arme heben konnte. Zum Glück waren die Mitglieder der Lebensrettungsgesellschaft Ebern rechtzeitig zur Stelle um den Buben vor dem Ertrinken zu retten. Dies waren die spannendsten Momente eines einwöchigen Einsatzes, der an die US-Fernsehserie "Baywatch" erinnerte.

An den Gestaden der Baunach gibt es so etwas nicht. Daher machten sich mehrere Mitglieder des Ortsverbandes der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) auf den Weg in den Hohen Norden, um Küstenwache zu spielen. Letztes Jahr waren Anton Gerstenkorn und Michael Huth bereits für eine Woche als Strandwachen an der Ostsee im Einsatz. Ihre Erlebnisse haben die anderen DLRG-Mitglieder in Ebern so beeindruckt, dass sich diesen Sommer gleich neun bestens ausgebildete Rettungsschwimmer zum Dienst an die Küste meldeten. "Bei diesen Einsätzen können wir endlich zeigen, dass das, was wir fernab der Küsten gelernt haben, auch dort im Ernstfall hilft", sagt Andreas Mölter, der technische Leiter bei der DLRG.

"Wir müssen uns vor keinem Küsten-DLRGler verstecken" freuten sich Annalena und Tina Weinfurtner, Lukas Müller, Luca Ospel, Sandra Lerche, Dominik Albrecht und Eva Zapf zusammen mit den beiden "alten Hasen" Anton Gerstenkorn und Michael Huth.

Mädchen in der Überzahl

Am Timmendorfer Strand, dem Treffpunkt der Küsten-Hautevolee, durften sie eine Woche lang Dienst tun. Die Routinen waren dabei die selben, wie im letzten Jahr. Aufteilung auf die Beobachtungs-Türme, Putzen, die Mannschaft verpflegen und natürlich Wache schieben.

Dennoch gab es Unterschiede. Zum einen waren mehr Mädchen als Jungs auf Wache. "In Spitzenzeiten waren von den 30 Leuten dort 19 Mädels" berichtet Anton Gerstenkorn. Zudem war die gesamte Wache sehr Süd-lastig, was an sich schon ungewöhnlich ist.

Außerdem berichten die Eberner als "absolutes Highlight" von der Weltmeisterschaft im Beach-Volleyball. Selbst wer sich normal nicht so sehr für diesen Sport interessiert, nutzte die Gelegenheit, so manches Training zu beobachten. Von einem der beiden Türme, zwischen denen das Stadion direkt am Strand aufgebaut war, hatten die Strandwächter sozusagen einen Logenplatz. Die Aufmerksamkeit für den übrigen Strand litt darunter nicht. "Das ging problemlos, wir hatten nämlich zum Glück nicht viel zu tun" schmunzelt Michael Huth.

Zwei mal wurde es ernst

Die meiste Zeit verteilten die Helfer hauptsächlich Pflaster oder halfen bei kleineren Beschwerden. Nur zwei Mal war richtig Action angesagt. Das erste mal gleich in den ersten drei Tagen. "Da herrschte starker Wellengang, da mussten wir sowieso stark aufpassen. Das hat uns höchste Konzentration abverlangt" erzählt Anton.
Ausgerechnet zu dieser Zeit hatte sich ein achtjähriger Junge so stark im Seegras verfangen, dass er gerettet werden musste. Nach den anstrengenden ersten Tagen beruhigte sich das Wetter und bei Westwind war die Ostsee für den Rest der Woche "so glatt wie ein Ententeich."

Dennoch hatten die Lebensretter auch in dieser Zeit noch einen nervenaufreibenden Einsatz. Eine 20-Jährige war zum Schnorcheln gegangen und nach einiger Zeit hatte sich ihr Vater Sorgen gemacht. "Aber zum Glück haben wir sie schnell und vor allem unversehrt gefunden", freut sich Michael Huth. Der war bei diesem Einsatz Bootsführer. Das heißt, er durfte das Rettungsboot aus dem Yachthafen herausfahren und während der Suche steuern. "Normalerweise sind wir ganz langsam und vorsichtig rausgefahren" erzählt Michael. "Aber beim Einsatz mussten wir voll Stoff raus. Da haben die Yachten ganz schön gewackelt", sieht er auch die amüsante Seite dieses glücklicherweise gut ausgegangenen Einsatzes.

Gegen Ende ihres Aufenthaltes an der Ostsee gönnten sich die Eberner DLRGler noch den Besuch eines Halbfinalspiels der Beach-Volleyball-WM. "Bei dem Niveau können wir Freibad-Volleyballer nicht mithalten", bemerken Anton Gerstenkorn und Michael Huth, die auch nach den Dienststunden ihre Kollegen auf der Wache immer wieder zu kleinen Turnieren herausforderten.

Was allen besonders positiv aufgefallen ist: Jeder spricht davon, das Ehrenamt müsse stärker gewürdigt werden, doch dort an der Küste, werde das bereits hervorragend gelebt. Anton Gerstenkorn erzählt: "Eine Strandkorb-Vermieterin hat uns, einfach so, ein paar mal Kaffee vorbeigebracht und an der Imbissbude haben wir, nur weil wir DLRGler waren, unser Essen billiger bekommen." Er findet, dieses Verhalten müsste auch bei uns mehr Nachahmer finden.