Altbrunnen von Kottendorf als Lösung im Notfall

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Direkt neben den Grundstücken des Ortsteiles Kottendorf und dem Wald ist der Altbrunnen, der seit 25 Jahren nicht mehr an das Trinkwassersystem des Zweckverbandes angeschlossen ist.Günther Geiling
Direkt neben den Grundstücken des Ortsteiles Kottendorf und dem Wald ist der Altbrunnen, der seit 25 Jahren nicht mehr an das Trinkwassersystem des Zweckverbandes angeschlossen ist.Günther Geiling
Diplom-Geologe Andreas Gartieser bei der Erläuterung der Ergebnisse der Pumpversuche und AnalysenGünther Geiling
Diplom-Geologe Andreas Gartieser bei der Erläuterung der Ergebnisse der Pumpversuche und AnalysenGünther Geiling
 

Der Zweckverband "Veitensteingruppe" will den Altbrunnen von Kottendorf für Notfälle reaktivieren. Eine alternative Ersatzversorgung wäre sehr aufwendig.

Die Reaktivierung des Altbrunnens von Kottendorf für den Notfall und bei Ausfall der übrigen Brunnen oder gar die komplette Sanierung des Brunnens mit einer eventuell notwendigen Ausweitung des Wasserschutzgebietes? Mit dieser Frage befasste sich die Zweckverbandsversammlung der "Veitensteingruppe" bei ihrer jüngsten Sitzung. Nach ausgiebiger Diskussion kam man zu dem Ergebnis, dass man eine Minimal-Lösung nur für den Notfall angehen wolle. Das Wasser entspreche den Richtlinien der Trinkwasserverordnung und könne quantitativ eingesetzt werden, indem es bei Engpässen zusätzlich genutzt wird. Eine umfassende qualitative Sanierung würde aber schon kostenmäßig "eine andere Nummer" darstellen und auch eine weitere Ausweitung des Wasserschutzgebietes erfordern.
Verbandsvorsitzende Gertrud Bühl stellte die Notwendigkeit einer Wasserversorgung für den Notfall heraus. Schon 25 Jahre lang und damit seit dem Bau der neuen Brunnen stehe im Notfallplan, dass bei Eintreten eines Notfalls die Wasserversorgung im Ort durch Milchautos bewerkstelligt werde. Andere Wasserversorger seien in einem solchen Fall auch einen Ringschluss untereinander eingegangen. Bei all diesen Ersatzmaßnahmen im Verband sei nun die Überlegung aufgekommen, ob man nicht die alte Kottendorfer Quelle reaktivieren könne.


Hydrogeologisches Gutachten

Der Brunnen neben der Bergquelle wurde 1962 direkt am Ortsteil Kottendorf errichtet. Auf Grund der großen Nitratbelastung sind dann in den Jahren 1992/93 die neuen Brunnen I und II errichtet worden. Die Nitratbelastung hat man damit in den Griff bekommen. Sie liegt derzeit bei 34 Nmin. Gleichzeitig hat man damit aber auch mehr Wasser gefördert.
Um den Altbrunnen zu reaktivieren, sei nun nach Absprache mit den Behörden ein erneutes hydrogeologisches Gutachten erforderlich, für welches das Ingenieurbüro Gartiser, Germann & Piewak GmbH für Geotechnik und Umwelt den Zuschlag von der Verbandsversammlung erhielt. Andreas Gartiser stellte nun den gestuften Pumpversuch mit den begleitenden Analysen sowie geophysikalischen Messungen und Kamerabefahrungen vor, die im November vorgenommen wurden. Der Brunnen sei 1962 auf eine Tiefe von 20,5 Metern gebaut worden. Damals ging man von einem Nitratgehalt von 20 mg aus, der dann in den 80er Jahren auf 50 bis 60 mg gestiegen sei.
Diplom-Geologe Gartiser erläuterte den Pumpversuch in dem Maße, dass der Brunnen einwandfreies Trinkwasser abliefere und man dieses für Notfälle einspeisen könne. Dies könne auch das Ziel der Überlegungen sein.


Vorteil bei einem Pumpenwechsel

Dazu nahm auch der Geschäftsführer des Trinkwasserverbandes, Daniel Stürmer, Stellung. Wichtig wäre es, diesen zusätzlichen Brunnen bei einem Pumpenwechsel zu haben. Eine Ersatzversorgung über einen benachbarten Verband oder sogar eine umfassende Brunnenertüchtigung wäre sehr aufwendig. "In diesem Falle entspräche dann auch das Wasser nicht mehr den heutigen Anforderungen, und schon gar nicht das Wasserschutzgebiet, das ausgeweitet werden müsste", ergänzte Verbandsvorsitzende Gertrud Bühl.
Das Wasserschutzgebiet umfasst derzeit nach den Aussagen des Geologen 3,3 Quadratkilometer, während man dann sechs bis acht Quadratkilometer benötigte, und das würde sicherlich zu vielen Diskussionen und auch Kosten führen. Man sollte sich deswegen nach seiner Meinung auf die Funktion eines "Notbrunnens" konzentrieren, "denn die andere Qualitätsvariante ist schon eine sportliche Lösung und eine große Herausforderung".


Der Kostenaufwand

In der anschließenden Diskussion interessierte einige Verbandsräte der Kostenaufwand, den Geologe Gartieser mit 80- bis 90 000 Euro für die Sanierung des Brunnens bezifferte. Dazu kämen auch noch der Schacht mit 20 000 Euro und die Installation mit ebenfalls 20 000 Euro und natürlich weitere Kosten für das Wasserschutzgebiet, Beratung und Dauerkosten für Entschädigungen. Es kam auch die Frage auf, ob man nicht einen der Brunnen tiefer bohren könnte, um zu mehr Wasser zu kommen. Dies wurde allerdings als nicht wirtschaftlich eingestuft, zumal man mit einem Brunnen in der Nähe unter Umständen dem anderen Brunnen Wasser abzapfen würde.
Schließlich verständigte man sich darauf, erst einmal eine Minimallösung anzugehen und mit den Behörden abzuklären, ob der Altbrunnen als "Notbrunnen" nur bei Bedarf eingesetzt werden könne. Auch in diesem Falle müsste der Einbau einer Ultrafiltration im Zweckgebäude erfolgen. Man bräuchte dazu aber kein Brunnenhaus, weil das Zweckverbandsgebäude ja in unmittelbarer Nachbarschaft steht und dort die Einbauten erfolgen könnten.


Ausbildungsverbund mit der Stadt

Im weiteren Verlauf beschloss das Gremium, im September 2019 einen Auszubildenden als Wasserwart einzustellen. In Zukunft sei dies notwendig, weil das Augenmerk auf ausreichend qualifiziertes Betriebspersonal gelegt werde. Da die Veitensteingruppe allein nicht ausbilden darf, weil sie keinen Wassermeister beschäftigt, ginge dies nur über einen Ausbildungsverbund mit der Stadt Ebern. Der Wasserzweckverband der Veitensteingruppe müsste als Vertragspartner mit dem Azubi auftreten. Dem stimmte das Gremium zu und die Vorsitzende wurde beauftragt, einen Antrag zu stellen, damit die Veitensteingruppe als Ausbildungsstätte zugelassen wird.


Fernwasserleitung - wer zahlt?

Im Rahmen des Ausbaus der Staatsstraße 2281 durch das Staatliche Bauamt würden auch Erneuerungen an der Fernwasserleitung zwischen Kirchlauter und Kottendorf notwendig, erläuterte Geschäftsstürmer Daniel Stürmer. "350 Meter Zwischenstrecke bleiben für uns übrig, die das Straßenbauamt nicht bezahlt, und wir müssen mit 70 000 Euro rechnen. Die anderen Kosten bei Verlegungen wird das Bauamt übernehmen, jedoch nur mit einem bestimmten Satz bei den Materialkosten." Dies führte zu einigen Nachfragen bei den Mitgliedern, die nach dem Verursacherprinzip die Straßenbaubehörde voll in der Verantwortung und damit in der Übernahme der Kosten sahen. Hier soll noch eine weitere Klärung erfolgen.
Für einen Investitionsplan forderte Geschäftsführer Daniel Stürmer die Einstellung von Finanzmitteln in den Haushaltsplan, mit denen alte Hauptschieberkreuze oder andere Probleme beseitigt werden können. Es tauchten hier immer wieder Probleme auf, zumal viele Schieber von 1960 bis 1964 eingebaut worden seien.
Ein Lob gab es für die kooperierenden Landwirte im Wasserschutzgebiet. Bodenprobenehmer Ludwig Bock habe dabei von ausgesprochen guten, ja "traumhaften" Werten gesprochen. Deswegen hätten die Landwirte auch eine Prämie von insgesamt 6000 Euro erhalten. Schließlich wurde noch darauf hingewiesen, dass der Trinkwasserzweckverband 2019 sein 60-jähriges Bestehen habe und man das auch entsprechend feiern wolle.


Der Trinkwasserzweckverband Veitensteingruppe

Kunden Er versorgt 32 Ortschaften und Weiler mit etwa 5500 Einwohnern der Gemeinden Baunach, Lauter, Ebelsbach, Breitbrunn und Kirchlauter sowie auch einige Abnehmer von außerhalb.

Entnahme Die geförderte Wassermenge liegt bei ungefähr 250 000 Kubikmetern und der Wasserverbrauch bei etwa 117 Litern pro Kopf und Tag oder 42 Kubikmetern pro Kopf und Jahr.