Als Weltenbummler lieben Gisela und Wilfried Hofmann aus Sonneberg ihre Freiheit. In der Türkei landeten die Eheleute aber für Wochen unschuldig im Gefängnis.
Die Welt ist für Gisela und Wilfried Hofmann aus Sonneberg grenzenlos. Die beiden Globetrotter haben in den Jahren 2007 bis 2011 zum Beispiel vier Jahre mit ihren Fahrrädern 85 000 Kilometer in mehreren Kontinenten zurückgelegt. Sie waren in Bolivien, Oman, Jemen, Saudi Arabien, Indien und in der Türkei, um nur einige Stationen zu nennen. Z Fuß legten die Weltenbummler mehrere Tausend Kilometer zurück. Über die Touren sind mehrere Bücher entstanden.
Am Freitag berichteten sie bei einem Vortrag der Volkshochschule in der Bürgerwerkstatt in Untermerzbach von ihren Erlebnissen. Schöne waren dabei, aber auch solche, auf die man hätte verzichten können.
Verdacht auf Spionage
Ganz unerfreulich kam es für die beiden Weltenbummler, die seit über 40 Jahren verheiratet sind, als sie in der Türkei, einem Land, das sie eigentlich liebe, wegen Spionageverdachts verhaftet wurden. Ihr Fehler war wohl, dass sie sich in einem Gebiet aufhielten, dort auf einer Burgruine übernachten wollten, wo sie nach Meinung der türkischen Behörden hätten nicht sein dürfen. Sie wurden plötzlich von türkischen Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag umringt. "Wir wussten nicht, wie uns geschah, und wir konnten uns mit den Polizisten nicht wirklich vernünftig verständigen", sagt er.
Gisela Hofmann ist 61 Jahre, beschäftigt im öffentlichen Dienst, glaubte zunächst an einen Irrtum. "Als ich dann aber begriff, dass wir eingesperrt würden, war das für mich schockierend." Sie und ihr Mann wurden getrennt, fühlten sich hilflos ausgeliefert. "Später erfuhren wir, dass wir uns in einem Sperrgebiet aufgehalten hätten, was uns aber nicht bekannt war", so Gisela Hofmann. Sie kam in eine Zelle mit sieben Frauen, überwiegend Kurden und zwei Kindern, die mit ihren Müttern eingesperrt waren und wurde nach eigenem Bekunden respektvoll behandelt.
Ein Horror
Der 63-jährige Wilfried aber erzählte von Horror-Zuständen. "Ich musste mir mit 80 Häftlingen eine Großraumzelle mit etwa 140 Quadratmetern und sanitären Einrichtungen teilen, es gab eine Toilette, die diesen Namen nicht verdient", so Hofmann. Betten gab es nicht, nur stinkende Matratzen.
Am dritten Tag wurde er aus dem Gefängnis geholt, von zwei Polizisten mit Schlagstock in einen anderen Raum gedrängt. Dort saßen Männer auf Doppelstockbetten und beäugten ihn kritisch. Man grüßte sich arabisch. Einer, mit langem braunen Bart, habe ihn zu sich gewunken. "Dessen Augen durchbohrten mich regelrecht. Er wollte wissen, woher ich komme, warum ich da wäre." Als er sagte, dass er den Grund seiner Inhaftierung nicht kenne und Tourist wäre, hätten alle laut gelacht. Auch ein Gefängnis-Imam war immer da. "Ich vermute, dass er mich aushorchen, bespitzeln sollte", sagte Wilfried Hofmann, der im Knast etwa fünf Kilogramm abnahm.
Die erste Rasur
Am 13. Tag habe ihm ein Mithäftling mit Kernseife und einer verrosteten Rasierklinge über einem Kessel mit verdrecktem Wasser, den Bart rasiert. Er habe sich immer gewünscht, einmal richtig schlafen zu können, zwischen Sunniten und Schiiten. Nachts habe er einmal das Rasseln des Türschlosses gehört und am nächsten Morgen erfahren, dass sich einer der Gefängnisinsassen umbringen wollte. Überall in der Zelle waren Blutstropfen. Was aus dem Mann wurde, erfuhr keiner.