Nach über 15 Jahren in Ebern verlässt die Familie Dach Ebern und kehrt nach Botswana in Afrika zurück. Die Mutter zieht ihre persönliche Bilanz über ihre Erfahrungen im Frankenland.
Der Liebe wegen kam sie nach Ebern. Nach fast 16 Jahren zieht es die Afrikanerin Mmabana Kgopana Dach wieder zurück in die Heimat nach Botswana. Doch ihre Zeit in der fränkischen Stadt und die Bürger wird sie nie vergessen.
Botswana liegt im südlichen Afrika. Weit weg von Deutschland. Dort gibt es Elefanten, Giraffen, Leoparden, Löwen und Zebras. Es herrscht Savannen- und Wüstenklima und alle sprechen Englisch. Ganz anders als Deutschland, ganz anders als Franken, ganz anders als Eyrichshof: Dort kam die damals 33-jährige Mmabana Kgopana Dach mit ihrem traditionellen bunten Kleid am 3. November 1997 an. Diesen Tag wird sie nie vergessen: "Es war einfach richtig kalt."
Mit Schreiner unterwegs Ihres damaligen Mannes wegen hatte sie den weiten Weg nach Deutschland auf sich genommen. Sie und Dach hatten sich in Botswana kennen gelernt, geheiratet und dort auch eine Existenz aufgebaut. Sein Traum war es aber immer, noch einen Meisterkurs auf seine Schreinerausbildung zusetzen. Dafür musste Herr Dach nach Deutschland zurückkehren. Die Afrikanerin packte die Koffer, drei Kinder und kam mit ihm nach Ebern.
Sie kannte Deutschland von einigen Besuchen. Doch bei der Ankunft in Ebern war doch alles etwas anders. Frau Dach war überzeugt, es spricht jeder Englisch und es ist nicht so kalt. "Und dann wollte ich immer nach Germany, aber ich bin in Deutschland gelandet. Ich wusste nicht, dass dieses Land mehrere Namen hat", schmunzelt sie über ihre damalige Ahnungslosigkeit.
Von Schloss beeindruckt In Eyrichshof quartierte sich die deutsch-afrikanische Familie im Schloss der Familie von Rotenhan ein. "Ich habe davor noch nie ein Schloss gesehen. Und auch keine zweistöckigen Häuser. Das gab es in meiner Heimat nicht", erzählt Frau Dach.
Von der Bevölkerung wurde sie herzlich aufgenommen. Brot und Salz gab es von den Vermietern zum Einzug. Wenn Frau Dach von dieser Geste erzählt, strahlen ihre Augen. Denn sie hatte es in Franken nicht immer leicht.
Aber jederzeit haben sich hilfsbereite Leute gefunden. Und um sich durch die deutsche Bürokratie zu kämpfen, hatte sich auch schnell eine Freundin als Übersetzerin bereit erklärt. Nicht nur die Kälte und der erste Schnee, der doch länger als gedacht liegen blieb, haben Frau Dach in einen "Kulturschock" versetzt.
Auch das gesellschaftliche Leben. "Hier hat niemand Zeit, alle leben nach der Uhr", macht die Afrikanerin deutlich. "Um sich zu treffen, muss man erst einen Termin ausmachen. Sich einfach so zu besuchen, das ist im deutschen Leben nicht so möglich."
Von der Brotvielfalt beeindruckt Und dann war da noch das Essen. Die deutsche Brotvielfalt hat sie sehr beeindruckt. Von Afrika kannte sie nur weißes und braunes Toastbrot. Das afrikanische Rindfleisch hat sie vermisst. "In Deutschland habe ich zum ersten Mal ein Schweinesteak gegessen. Und Bratwurst und Sauerbraten gehören mittlerweile zu meinen Lieblingsgerichten", schwärmt sie über die fränkische Küche. Kochen kann sie das auch, denn sie hat die Berufsschule für Köche in Bamberg besucht.
Neben ihrer Hautfarbe waren es in den ersten Wochen noch ihre traditionellen Kleider, die sie auffallen ließen. "Die habe ich dann schnell in eine Kiste gepackt, weil sie für die Temperaturen hier einfach nicht geeignet waren." Danach trug sie Wintermantel, T-Shirt und Jeans. Die afrikanische Tracht wurde nur noch zu ganz speziellen Anlässen herausgeholt. Ihre Hautfarbe war für sie in Ebern nie ein Problem.
Keine Großfamilie Im Jahr 2000 kam ihr Sohn Sefiso auf die Welt und der Umzug ins Eberner Mühlenviertel stand an, wo sie bis zuletzt gewohnt hat. Dabei konnte sie auch erfahren, dass Erziehung in Deutschland ganz anders verläuft. Die Mutter-Kind-Beziehung ist sehr viel intensiver, da sich keine afrikanische Großfamilie um das Aufwachsen des Kindes kümmert. "Bei den Leuten in Deutschland fehlt oft der Zusammenhalt und das wirkliche Interesse am Anderen", stellt sie zum Ende ihrer Zeit in Ebern fest.
"Ihr Eberner seid cool" Sie wird Ebern vermissen. Das Altstadtfest, den Weihnachtsmarkt. Ein Fachwerkhaus würde sie gerne in ihrer Heimatstadt in Botswana bauen. Für jede Begegnung und Erfahrung ist sie dankbar. "Ihr Eberner seid cool, aber ihr könntet noch cooler sein", meint sie, wenn man nach ihren Abschiedswünschen für Ebern und die Bürgern fragt.
Freundlichkeit, die aus dem Herzen kommt und Verantwortungsgefühl für die Mitmenschen sind afrikanische Werte, die sie sich für die Eberner noch mehr erhofft.
Frau Dachs Reise wird sie nicht direkt zurück in die afrikanische Heimat führen. Ein Zwischenstopp in Schottland ist eingeplant. Und dann wird sich die mittlerweile 48-Jährige als Älteste ihrer Geschwister um die Mutter in Botswana kümmern. Die Familie zählt.