Die Volkshochschule Haßberge feierte ihr 40-jähriges Bestehen mit einem Abend, der ganz im Zeichen der Varietékunst stand.
Mit einer Mischung aus Show, Zauberei und Magie sowie lockeren Talkrunden feierte die Volkshochschule Haßberge ihr 40. Jubiläum. Bei einen Festabend im "Rudolf-Winkler-Haus" in Zeil wurde ein Blick in die vergangenen vier Jahrzehnte geworfen, aber der Fokus immer wieder auch auf die Trends und Herausforderungen der Zukunft gelegt.
Die Künstler des Abends verstanden es dabei ausgezeichnet, in ihre Darbietungen auch die herausragende Bedeutung der Volkshochschulen einzubinden.
Der Abend stand ganz im Zeichen der Varietékunst durch "Dirk Denzer Performing Arts" und Dirk Denzer führte dabei kurzweilig, interessant und auf die Volkshochschule bezogen durch das Programm. Der "Keynote-Speaker" charakterisierte mit seiner Jonglage mit Bällen die VHS, in der viel koordiniert werden müsste, nicht die falschen Teilnehmer am falschen Kurs stehen dürfen und es auch den entsprechenden Rhythmus brauche. Auch Schnelligkeit sei gefragt und das konnte er am besten mit seinen Bällen zeigen.
Wie alles begann
In "Talkrunden" wurde die Geschichte der VHS Haßberge beleuchtet. Jens und Liselotte Fertinger erinnerten an die ersten 20 Jahre (1978-1998), wo mit dem "Film des Monats" in den Gemeinden alles begann. Man habe in Maroldsweisach an der damaligen DDR-Grenze eine VHS-Außenstelle aufgebaut und dabei habe Jens Fertinger auch seine Frau kennengelernt. "Wir können also mit der Gründung der VHS unsere Rubin-Hochzeit feiern," sagte er. Der damalige Geschäftsführer Josef Mikus erwähnte die Intension, dass man in der Zeit mit Landrat Walter Keller die ehemaligen Landkreise Haßfurt, Ebern und Hofheim zusammenführen sowie ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter miteinander verzahnen wollte. Dabei habe wurde auch die EDV eingeführt und dafür wurden selbst die Programme geschrieben.
Bernhard Schurig, pädagogischer Mitarbeiter seit 1985, stellte heraus, dass die Außenstellen über die Jahre organisch gewachsen seien, man sich weiterentwickelt habe und zu einem tollen Team geworden sei. Als Josef Mikus die VHS als einen Ort der Begegnung betitelte, hatte Liselotte Fertinger einen Rat an die junge Generation: "Die jungen Leute sollen zu Beginn ihrer Laufbahn zur VHS gehen, denn ich habe dort meinen Mann kennengelernt", was für große Heiterkeit sorgte.
In der Talkrunde für die Zeit von 1998 bis zur Gegenwart erinnerte Christa Wehner daran, dass sie lange Jahre Kurse für Frauen hielt, die nach längerer Zeit wieder in den Beruf wollten. Dann habe man die Gesundheit in den Vordergrund gestellt für das Konzept "abnehmen, aber mit Vernunft". Als sie gefragt wurde, ob da auch Männer dabei waren, meinte sie, "kaum, aber ich weiß von Männern, die ihre Frauen zu diesem Kurs geschickt haben". Inge Markert erzählte, dass sie seit über 25 Jahren Qi Gong-Kurse (chinesische Gesundheitsgymnastik) bei Kursleiterin Helga Sünkel absolviere. "Ich hatte Probleme im Rücken und der Schulter, bin jetzt wieder ein ganz anderer Mensch mit einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität." Die Leiterin des Umweltbildungszentrums "UBIZ" in Oberschleichach, Bettina Stroh, ging auf die Ausweitung und Zentralisierung des ökologischen Angebots im UBIZ ein, wo man jährlich zwischen 80 und 300 Kurse mit 5000 bis 7000 Teilnehmern anbiete. Sie richtete einen Dank an die vielen Kursleiter "ohne sie wären wir aufgeschmissen. Ich hoffe es bleibt so wie bisher."
Sprache lernen
Die regionale und überregionale Bedeutung der Volkshochschulen beleuchtete dann Kornelius Schlehlein vom Bayerischen Volkshochschulverband und sprach von einer tollen Veranstaltung. Herausforderung sei derzeit die Integration von Menschen, die hierher kommen und nichts mehr bräuchten als die deutsche Sprache. "So ist derzeit die VHS der größte Sprachanbieter. Wir kommen hier an die Grenzen, werden aber vom Bayerischen Staat sehr unterstützt. Außerdem schreiben wir das lebenslange Lernen auf unsere Fahne." Holger Weininger, der Geschäftsführer der VHS Haßberge sah die größte Herausforderung in der demografischen Entwicklung und Themen zur alternden Bevölkerung, der Gesundheit und des Fachkräftebedarfs.
Den politischen Part übernahmen Landrat Wilhelm Schneider und Zeils Bürgermeister Thomas Stadelmann. Wilhelm Schneider, selbst neun Jahren an der Spitze der Volkshochschule gewesen, stellte heraus "die VHS ist so stark, weil ihre handelnden Personen so gut sind. Die Mitarbeiter sind ein eingeschworenes Team, mit dem es Spaß macht zu arbeiten." Thomas Stadelmann brachte das Hallenbad von Zeil ins Spiel, in dem auch viele Kurse stattfinden würden. Man komme dabei aber immer wieder an die Frage, ob man es halten könne. Hier sei die Politik gefordert.
Unter dem Motto "Erwachsenenbildung lohnt sich" talkten dann Mitarbeiter von der Basis. Isolde Klimach erlaubte einen Blick in die Verwaltungsarbeiten. Petra Hohenberger ging auf die Anmeldemöglichkeiten ein und Lilo Vogt erzählte, wie sie zu neuen Ideen für Kurse komme. "Die meisten Kurse entstehen durch Gespräche beim Metzger oder Bäcker. So ist auch der neue Kurs für selbst Hautcreme herstellen entstanden." Jennifer Wenger berichtete von der enormen Zunahme der Yoga-Kurse und der Kubaner Guillermo Sanchez-Cordero erzählte von seinem Kurs für Asylbewerber.
Ein Ohrwurm fürs Publikum
Mittlerweile sei er auch Kursleiter für südamerikanische Tänze und spanische Sprache. Zusammen mit Dirk Denzer und Bernhard Schurig an den Gitarren und Bongo-Begleitung bot er dann den Ohrwurm "Guantanamera", animierte dabei das Publikum zum Mitsingen und erhielt hierfür tosenden Beifall.
Zwischen den Talkrunden konnten die Gäste Variete-Kunst vom Feinsten genießen. Dirk Denzer selbst zeigte sich als ausgezeichneter Moderator, der immer wieder mit tollen Jonglagen und seiner Bewegungskunst begeisterte, aber auch mitder Saxophonistin Angelika Traurig einen tollen Sound lieferte. Dobs Brugal brachte mit seinem "Cyber-Koffer" und seinem "Hi-Tech-Entertainment" die vielen Besucher immer wieder zum Staunen. Dabei ließ er sogar einen "Röntgenblick" in den Körper von VHS-Geschäftsführer Holger Weiniger zu.
Staunen war dann auch bei Seifenblaskünstler Bellowski angesagt, der mit seiner Zauberkunst alle physikalischen Grenzen aufhob und die Seifenblasen als das perfekte Sinnbild des Lebens darstellte. Schließlich bot die Jazzdancegruppe Wonfurt unter Laura McKillop mit Tanzeinlagen einen Ausflug in die 80er Jahre.