Zwei Kümmerer im Alltag

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Im Kultur- und Veranstaltungs-Lockdown planen Edina und Robert Thern für die Zeit danach. Robert pflegt zwischenzeitlich noch ein weiteres Interesse: die Ikonenmalerei.
Im Kultur- und Veranstaltungs-Lockdown planen Edina und Robert Thern für die Zeit danach. Robert pflegt zwischenzeitlich noch ein weiteres Interesse: die Ikonenmalerei.
Foto: Klaus Klaschka

Edina und Robert Thern aus Elbersreuth setzen im Oberland auf die Solidarität mit den Schwächsten.

Edina und Robert Thern mischen im Oberland mit. Jeder auf seine Weise. Alleine - oder auch gemeinsam. Dabei geht es ihnen in erster Linie darum, Gemeinschaften im strukturell vernachlässigten ländlichen Raum zu initiieren und zu unterstützen, ohne dafür Gegenleistungen zu erwarten.

"Warum soll ich etwas nicht tun, nur weil ich kein Geld dafür bekomme?", bringt es Edina Thern auf den Punkt. "Wir setzen auf Solidarität mit den Schwächsten. Mit unseren alten Nachbarn zum Beispiel, die vereinsamen, die angerufen werden wollen, bei denen Heinzelmännchen-Arbeiten wie Schneeschoren erledigt werden müssen, denen Holz und Kohle in die Küche getragen werden muss. Das ist keine große Sache: Nur eben schnell fünf Minuten Maske auf, Tür auf, Kohle in den Korb, Holz in den kleinen Karton, Tür zu, Maske runter." Dafür komme ein Lachen und Winken vor oder hinter dem Fenster und der Morgen habe schon wunderbar angefangen.

Besuch bei der alten Dame

Eine Zeitlang hat Edina auch über die Diakonie regelmäßig eine alte Dame in Presseck besucht und ihr vorgelesen. "Kümmern im Alltag" nennt sie das.

In großem Ausmaß kümmert sie sich jedoch um Kultur auf dem Land und veranstaltet zu Nicht-Corona-Zeiten jedes Jahr im November die "Lange LQN-Kulturnacht", um Kunstschaffende zusammenzubringen, die ansonsten in den Dörfern allein vor sich hin werkeln würden: Maler, Skulpteure, Schreiber, Musiker, Tänzer, Zauberer aus den sechs Dörfern zwischen Presseck und Stammbach.

Ihr Aufwand hinter den Kulissen ist beträchtlich, um ein Programm über fünf bis sieben Stunden auf die Beine zu stellen. Dabei macht Edina Thern auch selbst mit. Die fantastischen bis skurrilen Modeschauen aus Recycling-Materialien der studierten Textildesignerin sind legendär. Mit Ehemann Robert managt sie auch den Verein "Kultur auf der Höhe", der vor allem in Presseck regelmäßig Theater- und Vortragsveranstaltungen anbietet.

Das Engagement der Therns kommt von weit her: Edina ist gebürtige Hagenerin, Robert kam als US-Soldat nach Deutschland. Irgendwann fanden sie zusammen und siedelten in die USA über. Edina wurde US-Bürgerin. Als Koordinator zwischen dem amerikanischen Militär und deutschen Behörden wurde Robert wieder nach Deutschland beordert. Konkret nach Hof, wo er die harte Grenze zwischen Westen und Osten erlebte, aber auch deren Auflösung 1989/90. Von der Wendezeit berichtete er 2020 bei mehreren Veranstaltungen. Die Therns sind schnell "waschechte" Franken geworden. Im Pressecker Ortsteil Elbersreuth haben sie ein Haus gekauft und mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

Sie sind seit über 25 Jahren Mitglieder der Elbersreuther Feuerwehr, wenn auch inzwischen altersbedingt außer Diensten. Verstärkt im Dienst ist Robert in der katholischen Kirche. Als "Wortgottesdienstleiter" hält er in Presseck eigenständig Gottesdienste und besucht auch die Jubilare der Pfarrei zu besonderen Anlässen - "aber nicht nur ich allein", betont er ausdrücklich. Die Kuratie Presseck hat keinen eigenen Pfarrer, wird von Wartenfels aus administriert.

Wallfahrt nach Eger wiederbelebt

Zudem hat Robert Thern die Egerer Wallfahrt ab 2018 wiederbelebt - eine dreitägige Pilgerreise, die ab Mitte des 18. Jahrhunderts von Eger bis nach Marienweiher führte, gut 100 Jahre aber "eingeschlafen" war. "2020 musste sie ausfallen, aber ich hoffe, dass wir heuer wieder die gut 75 Kilometer gemeinsam gehen können," sagt Robert Thern.

In der Pandemie sind die Therns zwar eingeschränkt, aber nicht untätig. Die kleinen Nachbarschaftshilfen werden nach wie vor gebraucht. Aber Veranstaltungen wie Gottesdienste finden weitgehend nicht statt. Robert Thern malt derzeit Ikonen. Das ist zwar kein katholisches Metier, er hatte daran aber Interesse gefunden, als er in Washington Russisch lernte und auch Kontakt mit der orthodoxen Kirche hatte. Ehefrau Edina grübelt derweil über eine LQN-Nacht 2021 nach oder etwas, das man ersatzweise machen könnte. Nur auf der Couch zu sitzen, wäre nicht ihre Art. "Sobald die Beschränkungen aufgehoben werden, geht es wieder los", sagt Edina Thern. "Was wir machen, ist für uns einfach Teil unseres Lebens."