Zurückgekehrt zu den Anfängen

2 Min
Angebote, so weit das Auge reicht: Susanne Forkel will, dass die Neustadter nicht nur durch Fenster in den "Teddybär" hineinschauen, sondern auch durch die Tür in den Awo-Treff hinein kommen. Dafür will sie, wenn sich genug Ehrenamtliche finden, das Programm für Neustadter aller Generationen noch ein bisschen ausbauen. Foto: Berthold Köhler
Angebote, so weit das Auge reicht: Susanne Forkel will, dass die Neustadter nicht nur durch Fenster in den "Teddybär" hineinschauen, sondern auch durch die Tür in den Awo-Treff hinein kommen. Dafür will sie, wenn sich genug Ehrenamtliche finden, das Programm für Neustadter aller Generationen noch ein bisschen ausbauen. Foto: Berthold Köhler

Susanne Forkel ist die neue Leiterin des "Teddybär" in der Kirchstraße. Was bei der Arbeit dort gefragt ist, muss man der Diplom-Sozialpädagogin nicht groß erklären - sie ist schließlich mit der Arbeiterwohlfahrt aufgewachsen.

Große Eingewöhnungszeit wird Susanne Forkel als neue Leiterin des Awo-Treff "Teddybär" in der Kirchstraße nicht brauchen. Für die 48-Jährige sind Neustadt und da ganz besonders die Arbeiterwohlfahrt (Awo) ein Stück Heimat. Schon als Teenager unterhielt sie mit dem Akkordeon die Besucher beim Altenclub, seit Jahrzehnten kennen sie die Neustadter als ehrenamtliche Helferin bei Veranstaltungen wie dem legendären Awo-Maifest oder dem Detsch-Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Seit dem 1. März steht Forkel nun an der Spitze des "Teddybär"-Teams.
Man muss sich nicht lange mit Susanne Forkel, Tochter des Awo-Urgesteins Eva Knauer, unterhalten, um zu merken: Die Arbeit der Awo liegt ihr sehr am Herzen. "Ich bin jetzt 39 Jahre dabei - und es war immer schön", erinnert sich die heute in Rödental lebende Forkel an ihre Anfangszeiten bei der Arbeiterwohlfahrt. Wann genau sie zur ersten Kindererholung fahren durfte, weiß sie nicht mehr. Aber da ging es los - danach war Forkel immer dabei, wenn die Awo Hilfe brauchte. Die Gaststätte im Freizeitzentrum, der Freibad-Kiosk oder die Seniorenveranstaltungen im Eckstein-Saal - überall half Susanne Forkel mit. Nachdem ihre Kinder inzwischen groß sind und ein bisschen mehr Zeit da ist, hat sie nun neben ihrem Haupt-Job im Rödentaler Seniorenzentrum die auf acht Wochenstunden beschränkte Stelle der "Teddybär"-Leitung übernommen.


Gemeinsam Essen tut gut

Eine große Analyse der Situation im Awo-Treff erspart sich die neue Leiterin. Sie ist schließlich erst seit gut einer Woche im Amt und hat gerade die ersten Gespräche mit den Ehrenamtlichen geführt. Der erste Eindruck ist positiv, aber das hat Forkel nicht überrascht: "Ich wurde mit viel Freude begrüßt. Es ist schön, wenn man wo reinkommt und die Leute einen kennen."
Am Herzen liegt der Diplom-Sozialpädagogin die Arbeit mit den älteren Menschen. Schon in den ersten Tagen im "Teddybär" ist Forkel aufgefallen, dass die Neustadter immer wieder am Schaufenster des Awo-Treffs stehen bleiben und das Programm anschauen. Doch nur durchs Fenster reinschauen, das ist für die neue Treff-Leiterin zu wenig. "Ich will, dass die Leute zu uns herein kommen", sagt Forkel, die sich durchaus vorstellen könnte, das Programm im "Teddybär" noch ein bisschen auszuweiten. Mit was, das sei nicht Sache der Hauptamtlichen. "Das sollen unsere Besucher entscheiden."
Freuen würde sich Susanne Forkel, wenn die Küche im Awo-Treff wieder ein bisschen häufiger für Veranstaltungen genutzt würde. Gemeinsam kochen, gemeinsam essen hat bei der Arbeiterwohlfahrt eigentlich eine lange Tradition, ist aber zuletzt ein bisschen eingeschlafen. Dabei ist doch gerade eine gemeinsame Mahlzeit ein besonders schönes Erlebnis, meint die neue Treff-Leiterin. An Interessenten dürfte es nicht mangeln, schließlich sitzen viele ältere Menschen in Mittagsstunden alleine daheim und würden sich sicher über ein bisschen Kommunikation freuen. Diese Möglichkeit sollte der "Teddybär" bieten, wünscht sich Susanne Forkel: "Wenn man mit anderen Menschen zusammensitzt, schmeckt das Essen besser. Da isst jeder einen Kloß mehr."
Grundsätzlich ist es nicht so, dass die Arbeiterwohlfahrt in Neustadt unter einem existenzgefährdenden Mangel an engagierten Helfern leidet. Aber Susanne Forkel hat sich dennoch vorgenommen, noch mehr engagierte Menschen in die Awo-Arbeit einzubinden. Die 48-Jährige weiß, dass oft Hemmungen da sind, wenn gesellschaftliches Engagement gefragt ist. Dabei gehe es in Organisationen wie der Arbeiterwohlfahrt doch gar nicht darum, mit Perfektion zu glänzen. Singen fällt Forkel da als Beispiel sofort ein. Wer gerne mit Gleichgesinnten gesellig zusammensitzen und ein Liedchen trällern würde, könne sich sofort im "Teddybär"-Büro melden. "Wer zwei Stunden in der Woche Zeit hat und sich ehrenamtlich engagieren möchte, dem versichere ich: Wir finden etwas für ihn", verspricht die neue Chefin des Awo-Treffs.
Viel Arbeit steckt das Team der Ehrenamtlichen in die Arbeit mit der Kleiderkammer. "Die ist aber nicht nur für Flüchtlinge da", betont Susanne Forkel, dass wöchentlich bis zu 120 Neustadter in der Kirchstraße vorbei kommen und nach günstiger Kleidung suchen. Weil zuletzt aber für die Erstaufnahmestelle in der Frankenhalle viel Kleidung benötigt und auch von den Neustadtern angeboten wurde, gab es über Monate hinweg die zweite "Flüchtlingskleiderkammer" gegenüber in der Ernststraße.


Eine Kleiderkammer bleibt

Die wird, weil die Flüchtlinge inzwischen in Rödental untergebracht sind, aber demnächst wieder aufgelöst. Die Arbeit in der alteingesessenen Kleiderkammer geht dagegen weiter, montags und samstags. So, wie es die Neustadter gewöhnt sind, freut sich Forkel: "Wir bei der Awo, wir helfen zusammen. Über alle Bevölkerungsschichten hinweg, ohne Vorbehalte." So war es schon immer, so soll es auch bleiben.