Bei Zapfendorf wird in den kommenden Jahren ein weiteres Teilstück des Mains renaturiert. Das Projekt ist eine Kooperation des Wasserwirtschaftsamtes und der Firma Porzner-Kies.
Für viel Aufmerksamkeit hat in diesem Jahr die Verlegung des Mains bei Ebing gesorgt. Auf einer Länge von rund 1100 Meter erhielt der Fluss ein neues Bett, um Platz für den Ausbau der Bahntrasse zu machen. Dem wirtschaftlichen Nutzen für die Bahn steht auch ein Vorteil für die Natur gegenüber, denn der Flussraum wurde von der im 19. Jahrhundert geschaffenen Steinrinne in einen weitaus naturnäheren und ursprünglicheren Zustand versetzt.
Ähnlich verhält es sich bei einem Projekt, dass gleichzeitig wenige Kilometer flussaufwärts begonnen wurde, das aber etwas weniger spektakulär, weil über zehn Jahre hinweg ablaufen wird. Nordwestlich des großen Baggersees bei Zapfendorf legt die dort ansässige Firma Porzner-Kies in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt Kronach eine renaturierte Mainschleife an.
Diese Schleife nimmt einem Lauf, den der Main schon im 16. Jahrhundert genommen hat, und der heute noch in der Landschaft erkennbar ist. Sie ist ebenfalls mehr als einen Kilometer lang und damit deutlich länger als der derzeitige Flusslauf, der dann als Altwasserarm mit Flachwasserzonen erhalten bleiben soll.
Kiesabbau möglich
Vertraglich vereinbart wurde das Kooperationsprojekt von Freistaat und Privatwirtschaft im November 2012 zwischen der damaligen Umweltstaatssekretärin Melanie Huml und Geschäftsführer Thomas Porzner. Das Unternehmen erhält dabei die Möglichkeit, Kies innerhalb der neuen Schleife abzubauen und verpflichtet sich im Gegenzug, den Flusslauf in einen naturnahen Lebensraum für Tiere und Pflanzen umzugestalten. Von staatlicher Seite sollen dazu insgesamt zwei Millionen Euro investieret werden. Thomas Porzner rechnet damit, dass der Aufwand für das Unternehmen größer sein wird als der zu erwartende Ertrag. Als Unternehmen, das seit 130 Jahren am Obermain verwurzelt und sichtbar raumgestaltend tätig sei, fühle man sich der Region verpflichtet.
Für das Unternehmen ist es nicht das erste derartige Vorhaben am Main. Bereits im vergangenen Jahrzehnt hatte man in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt bei Unterbrunn (Kreis Lichtenfels) eine Laufverlängerung und Renaturierung des Mains in Angriff genommen. Nach deren Abschluss gab es sowohl viel Lob von Umwelt- und Naturschützern, als auch die Nachhaltigkeitspreise der Deutschen (2012) und der Europäischen Kiesindustrie (2013).
Nicht übereilt
Porzner bewertet die Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft äußerst positiv. Noch vor einigen Jahrzehnten habe es eine strikte Trennung gegeben in unser Fluss, euer See - hier der staatliche Main, dort der private Baggersee. Wobei ihm bewusst ist, dass Kiesabbau immer ein massiver Eingriff in die Landschaft und die Natur ist. Anders als mancherorts am Untermain, wo sich beispielsweise in Sand und Zeil massiver Widerstand gegen weitere Abbauflächen regt, habe man vor Ort keine derartigen Probleme.
Man wolle hier auch nicht auf die Schnelle eine Baustelle abwickeln, sondern behutsam Kies abbauen und dort Jahr für Jahr neue Pionierstandorte und Lebensräume schaffen, hatte Porzner bereits bei der Vertragsunterzeichnung betont.
Mit Blick auf die Flussverlegung bei Ebing stellt er fest: "Anders als die Bahn haben wir für die neue Mainschleife nicht drei Monate, sondern drei Jahre Zeit." Bis dahin erfolgen die für die Umgestaltung notwendigen Erdbewegungen über eine neu geschaffene Furt im Main. Der Aushub für das neue Flussbett soll zur ökologischen Aufwertung des Baggersees verwendet werden. Erst wenn der Fluss dann in weitem Bogen um das Areal fließt, das auf alten Karten als "Großer Wörth" verzeichnet ist und im 16. Jahrhundert schon einmal innerhalb einer Mainschleife lag, soll in den darauf folgenden sieben Jahren Kies gewonnen werden.