Ehrenamt Das Landeskuratorium Landwirtschaftliche Familienberatung hilft Bauern kostenlos bei ihren Problemen.
von unserer Mitarbeiterin Carmen Schwind
Ebermannstadt — "Ich hätte nie gedacht, dass sich hinter so mancher schönen Fassade an Gebäuden oder Gesichtern so viel Leid und Not verbirgt", fasst Fritz Kroder, Leiter der Landwirtschaftlichen Familienberatung, seine Arbeit zusammen. Und weiter sagt er: "Die seelische Not, die psychische Belastung, der Konflikt in der Familie ist übergroß und oft nicht mehr auszuhalten. Wie ein großer Berg steht alles vor einem, unüberwindbar. In dieser Situation wenden sich Bäuerinnen und Bauern dann an uns."
Und gleich vorneweg: Das Angebot ist kostenlos und wird von der Erzdiözese Bamberg angeboten.
"Wir gehen nicht selbst auf die Landwirte zu, sondern im Bedarfsfall rufen die hier in Ebermannstadt in unserem Büro an", erzählt Adelheid Heinz.
Hemmschwellen abbauen
Dort trifft der Anrufer auf Fritz Kroder, der versucht Angst und Hemmschwellen abzubauen und herauszufinden, in welche Richtung das Problem geht. Danach wählt er einen Mitarbeiter, der nicht aus dem Landkreis Forchheim ist und vereinbart einen Termin.
"Der Berater sollte neutral sein, man sollte ihn nicht kennen und er darf nie Partei ergreifen", erklärt Adelheid Heinz, die eine solche Beraterin ist. "Wir haben alle einen landwirtschaftlichen Hintergrund, wurden zum landwirtschaftlichen Familienberater ausgebildet und bekommen regelmäßig Supervisionen", ergänzt Hermann Hilpert.
Erstkontakt
Nach dem Telefonat gibt es dann den Erstkontakt, bei dem Vertrauen aufgebaut und Ängste und Blockaden abgebaut werden sollen. Die Landwirte erzählen ihre Lebensgeschichte und Probleme.
Oft über Jahre aufgebaut
Bei Bedarf sichten die Berater Unterlagen, erstellen eine Situationsanalyse, strukturieren erkannte Problemfelder und klären Erwartungen ab. "Meist liegen die Probleme hinter dem vorgetragenen Problem. Und die wurden oft über Jahre aufgebaut. Das bedeutet, dass die auch nicht mit einer Beratung gelöst werden können", erklärt Lorenz Keller.
Meistens handle es sich um Generationskonflikte. Besonders zwischen starken Vätern und Söhnen mit eigenem Kopf würden Probleme auftreten, aber auch zwischen Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern.
"Ein Fall war ein großer Milchviehhaltungsbetrieb, in den der Sohn gut ausgebildet als Betriebsleiter zurück kam. Er war mittlerweile verheiratet und seine Partnerin versuchte ebenfalls einen Platz im Betrieb zu finden. Der Vater kam mit den neuen Ideen des Sohns nicht klar", beschreibt Fritz Kroder eine häufig auftretende typische Problemstellung.
Er und seine Berater würden keine Ratschläge erteilen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe geben. Im genannten Fall musste der Vater lernen loszulassen, der Sohn musste das Geleistete des Vaters wertschätzen.
Gemeinsam mit den Beratern wurden die Aufgabenbereiche eingeteilt und viele Gespräche geführt.
"Wir setzen aber auch Rollenspiele ein, damit die Kunden erleben können, wie es sich anfühlt, wenn man in der Haut des anderen steckt", berichtet Maria Dietel.
Vater-Sohn-Konflikte
Bei einem Beratungsgespräch sei einmal herausgekommen, dass ein Vater schon früh erwachsen sein und für alles Verantwortung übernehmen musste. "Der Hof mit seiner Mutter war abgebrannt, als er 16 Jahre alt war. Von da an musste er erwachsen sein. Und dieses Programm lief auch gegenüber seinem Sohn ab", erzählt Fritz Kroder, sodass der Vater dem Sohn jede Arbeit abnahm und dieser meinte, sein Vater würde ihm nichts zutrauen.
Probleme aufdecken
"Wir nehmen die Probleme nicht mit und wir bringen auch kein Geld, aber wir hören zu und helfen solche versteckten Probleme aufzudecken", sagt Fritz Kroder und würde sich freuen, wenn die Menschen nicht erst zu ihnen kämen, wenn das Problem übermächtig ist.