von unserem Mitarbeiter Andreas Welz Bad Staffelstein — Der Präsident des Bundesverbandes beamteter Tierärzte Holger Vogel forderte beim Veterinärkongress in Bad Staffelstein eine ...
von unserem Mitarbeiter Andreas Welz
Bad Staffelstein — Der Präsident des Bundesverbandes beamteter Tierärzte Holger Vogel forderte beim Veterinärkongress in Bad Staffelstein eine gesellschaftliche Debatte über Nutztierhaltung. "Unsere Kollegen in den Veterinärämtern müssen den gesellschaftlichen Konflikt hierzu täglich aushalten", sagte er in der Adam-Riese-Halle vor über 600 Ärzten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien. Bezüglich des Antibiotikaeinsatzes könne eine Minimierung der Arznei nur über eine Verbesserung der Tiergesundheit in den Ställen erreicht werden.
Antibiotikadatenbank läuft Zu den Themen Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz, Lebensmittelhygiene und Fleischhygiene im Landkreis Lichtenfels führte unsere Zeitung am Rande des Kongresses ein Gespräch mit Amtstierärztin
Susanne Greiner-Fischer. Auch sie stelle fest, dass Tierschutzverbände oftmals mehr fordern, als gesetzlich durchzusetzen sei. Kritik an der Arbeit der Veterinäre komme von Verbrauchern einerseits und Lebensmittelherstellern andrerseits. "Für den einen machen wir zu viel, für den anderen zu wenig", und fügte hinzu: "Trotzdem kommen wir im Landkreis Lichtenfels gut miteinander aus." Eine Antibiotikadatenbank werde seit Juni letzten Jahres auch im Landkreis Lichtenfels von den Haltern von Masttieren bedient. Ab 20 Mastkälbern, ab 250 Schweinen oder ab 10 000 Hähnchen registrieren die Betriebe in dieser Datenbank alle halbe Jahre, was verabreicht wurde. Seit 31. März dieses Jahres könnten die Ergebnisse durch die Tierhalter im Internet abgefragt werden, um zu sehen, wie häufig die Gabe von Antibiotika im Verhältnis zur Tieranzahl war. Die bundesweiten Vergleichszahlen seien aber noch nicht bekannt.
Die Arzneimittelabgabe erfolge weiterhin durch den Tierarzt, machte die Amtsleiterin deutlich. Auf die drei Säulen Hygiene, Haltung und Behandlung eines Tierbestandes lege ihr Amt besonders Wert. Jede Stallbaumaßnahme werde auf Flächenvorgaben und die Möglichkeit zum Auslauf kontrolliert. Anbindehaltung gehöre bei neuen Ställen der Vergangenheit an. Die Haltung von Tieren in Deutschland zu verbessern, das sei das Ziel der bundesweiten Tierwohl-Initiative. Tierwohl sei zunehmend auch ein Anliegen der Gesellschaft. Verstärkter Tierschutz sei in Umfragen ein Wunsch von 85 Prozent der Befragten. "Mir ist aber sehr wohl bewusst - unsere Landwirte behandeln ihre Tiere gut: aus Verantwortung gegenüber dem Tier, aber auch aus ökonomischer Vernunft. Tierwohl und moderne Landwirtschaft müssen und können in Einklang gebracht werden", so Greiner-Fischer.
"Für Menschen ungefährlich" Zu den Tierkrankheiten erklärte sie, dass vier Prozent der geschossenen Wildschweine untersucht würden. Die Ergebnisse bei der Wildscheinpest und der Afrikanischen Schweinepest seien negativ gewesen. Bei der Au jeszkyschen Krankheit (Pseudowut) wurden von 66 Proben vier positiv getestet. Die Amtstierärztin unterstrich, dass diese Tierkrankheit für den Menschen völlig ungefährlich sei. Ansteckungsgefahr bestehe bei Hunden. Deshalb riet sie Hundehaltern, in der freien Natur ihre Vierbeiner nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Dies gelte insbesondere zur Jagd- und Frischlingszeit.
Susanne Greiner-Fischer erläuterte auch Richtlinien, nach denen Revierinhaber die Entsorgung von Resten erlegter Wildtiere vornehmen sollen.
Danach dürften nach dem Erlegen und direkten Aufbrechen des Wildes im Jagdbezirk anfallende Reste, die nicht für den Verzehr vorgesehen sind, dort verbleiben. Vergraben der Innereien oder Zerwirkreste sei nicht notwendig, aber sinnvoll und erwünscht. Es müsse gewährleistet sein, dass andere Naturnutzer nicht beeinträchtigt oder gestört werden.