Wie Du mir ...

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Stefanie Stärk und ihre Wasserzählergarnitur. Foto: privat
Stefanie Stärk und ihre Wasserzählergarnitur.  Foto: privat

Sebastian Schanz Politik funktioniert nach einfachen Regeln, die schon Kinder im Sandkasten lernen. Die Wichtigste: Wie du mir, so ich dir. Das zeigt sich in einem Fall aus Reckendorf. Die Protagonist...

Sebastian Schanz

Politik funktioniert nach einfachen Regeln, die schon Kinder im Sandkasten lernen. Die Wichtigste: Wie du mir, so ich dir. Das zeigt sich in einem Fall aus Reckendorf. Die Protagonisten: Stefanie Stärk aus dem Ortsteil Laimbach und Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD). Das Streitobjekt: ein Grundstück, das die Gemeinde für den Bau eines Radweges kaufen wollte. Das Druckmittel: eine Wasserzählergarnitur, Sachwert: rund 50 Euro. Das Ergebnis: eine Lokalposse.
"Herr Deinlein wollte unbedingt ein Teilgrundstück für einen Radweg zwischen Laimbach und Gerach erwerben, aber ich wollte für den angebotenen Preis nicht verkaufen", schildert Stefanie Stärk den Hintergrund. Trotz mehrmaliger Vorsprachen des Gemeindechefs ("Er war jede Woche auf der Matte gestanden.") wollte sich die Laimbacherin nicht erweichen lassen. "Mit dem kleineren Zuschnitt wäre mein Grundstück für die Landwirtschaft unbrauchbar geworden", erklärt die Besitzerin. Die Verhandlungen scheiterten.
Für Stärk war die Sache damit erledigt - bis sie dann für ein Holzhaus eine Wasserzählergarnitur brauchte. Die Baufirma hatte keine passende parat. Die Gemeindeverwaltung bot unbürokratische Hilfe an und bestellte eine. Doch dann habe der Bürgermeister sein Veto eingelegt, berichtet Stärk: "Solange ich das Grundstück nicht verkaufe, bekomme ich auch nicht die Wasserzählergarnitur." Für die Laimbacherin machte das gar keinen großen Unterschied, denn so musste eben die Baufirma eine neue bestellen. Und die andere Wasserzählergarnitur? "Sie liegt wahrscheinlich noch im Büro des Bürgermeisters."
Alles Quatsch, meint Deinlein. Das eine habe mit dem anderen gar nichts zu tun. "Für den Radweg hätten wir ein paar Quadratmeter gebraucht", bestätigt er und räumt ein, sich über die sture Haltung der Laimbacherin geärgert zu haben. "Ich bezahle keine Mondpreise für Grundstücke." Doch sei die Gemeinde nicht zuständig, Wasserzählergarnituren für Baufirmen zu bestellen. Basta.
Stefanie Stärk hat mittlerweile eine eigene Wasserzählergarnitur. Und Manfred Deinlein hat eigene Pläne für einen Radweg: Der soll nämlich nun nicht zwischen Laimbach und Gerach, sondern zwischen Reckendorf und Gerach entstehen. Verhandlungen laufen.