Wenn Neugier tödlich endet

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Optimal eingepackt
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Die Wärmebildkamera brachte auch den Rettern die eine oder andere Überraschung.
Die Wärmebildkamera brachte auch den Rettern die eine oder andere Überraschung.
 
Trügerische Dicke: Diese knapp sechs Zentimeter reichen noch nicht.
Trügerische Dicke: Diese knapp sechs Zentimeter reichen noch nicht.
 
Eine Möglichkeit für die Feuerwehr: Rettung mit den Leitern
Eine Möglichkeit für die Feuerwehr: Rettung mit den Leitern
 
Dunkel, kalt und keine ungefährliche Situation. Der "Freiwillige" der DLRG war durch seinen Anzug allerdings extrem geschützt. Fotos: Michael Busch
Dunkel, kalt und keine ungefährliche Situation. Der "Freiwillige" der DLRG war durch seinen Anzug allerdings extrem geschützt.  Fotos: Michael Busch
 

Der Dechsendorfer Weiher ist eine der größten Wasserflächen hier in der Region. Und im Winter eine der schönsten Eislaufflächen. Die DLRG und die Freiwillige Feuerwehr Dechsendorf haben nun die Rettung von Eingebrochenen geübt.

Michael Busch

Es lässt sich zur Zeit immer wieder am Dechsendorfer ein Phänomen beobachten, das man eher von kleinen Kindern kennt. Diesen sagt man immer wieder "Achtung, die Herdplatte ist heiß!" Dennoch will so manches Kind diese schmerzhafte Erfahrung sammeln, um die Warnung zu glauben. Ähnlich ist es am Weiher. Auf den Schildern steht: "Eis betreten verboten!". Doch am Wochenende kann man vor allem Erwachsene beobachten, die offensichtlich der Warnung keinen Glauben schenken wollen und das Eis betreten, um die "Dicke" auszutesten.
Eine lebensgefährliche Angelegenheit, die dann oftmals die Rettungskräfte auf den Plan ruft. Am Dechsendorfer Weiher die Einheiten des dortigen Ortsverbandes der DLRG und die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. "Wir geben den Tipp, dass das Eis erst ab 15 Zentimeter Kerneisdicke relativ sicher ist", erklärt der Vorsitzende der DLRG, Christian Nitsche. Das erklärt er zunächst in der Theorie den Teilnehmern der nächtlichen Übung am mittlerweile zugefrorenen Weiher.
In der Praxis wird das kurze Zeit später am Weiher selber ausgetestet. Feuerwehr-Kommandant Thomas Schneider ist froh um die Zusammenarbeit mit der DLRG. "Wir haben sehr unterschiedliche Gerätschaften, können aber beide als Rettungsorganisationen helfen." Er warnt seine Truppe, dass das Eis trügerisch ist. Sechs Zentimeter, wie sich später zeigen wird.


Bergungstod als Risiko

Im Unterschied zum "wagemutigen Spaziergänger" sind die Rettungskräfte allerdings mehrfach gesichert, um im Falle eines Einbruchs schnell ans Ufer gezogen zu werden. Respekt vor dem kalten Wasser haben alle, reicht bereits der kalte Wind am Ufer, um die Gliedmaßen taub werden zu lassen.
Die Wärmebildkamera der Feuerwehr gibt Aufschluss über die tatsächliche Temperatur. So glänzt so manche Nase bei null Grad "Nasentemperatur" heftig rot, die Finger hingegen nehmen bei den Minusgraden bereits eine weiße Farbe an. "Der Körper konzentriert sich bei Wärmeverlust darauf, dass die Kerntemperatur so hoch wie möglich ist", erklärt Nitsche. Im Übrigen eine große Gefahr bei der Rettung: der "Bergungstod". Durch zu schnelles Bewegen kann das kalte Blut zu schnell in die inneren Körperregionen geraten und dort für verheerende Folgen sorgen.


Glück spielt manchmal eine Rolle

Die rund 20 Übenden trainierten für den Fall, der im Grunde nie eintreten sollte. Einen Tag nach der Trainingseinheit erreichten die Kräfte Nachrichten und ein Video, das einen Einbruch von zwei Personen in einem Münchner Gewässer zeigt. Diese hatten Glück und wurden gerettet. "Das ist aber nicht immer der Fall", betonen Christian Nitsche und Thomas Schneider unisono. Man sollte das Glück nicht herausfordern, denn oft endet Neugier tödlich.