Und sie erholen sich doch

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Pferde, die auf den Itzgrundhof kommen, werden nicht mehr weiter vermittelt. Sie genießen hier die letzten Jahre ihres Lebens. Oft sind es mehr als gedacht. Fotos: Rainer Lutz
Pferde, die auf den Itzgrundhof kommen, werden nicht mehr weiter vermittelt. Sie genießen hier die letzten Jahre ihres Lebens. Oft sind es mehr als gedacht. Fotos: Rainer Lutz
Nina Hopf mit zweien ihrer Schützlinge
Nina Hopf mit zweien ihrer Schützlinge
 

Eine Gruppe von jungen Frauen gibt auf dem Itzgrundhof Pferden eine zweite Chance, die wegen Krankheiten aufgegeben wurden oder nach Verletzungen nicht mehr für den Turniersport taugen.

Ein Vierteljahr gaben die Tierärzte dem Wallach Latino noch. Diese letzten Wochen seines Lebens sollte er es schön haben. So kam er auf den Pferdegnadenhof Itzgrundhof in Schottenstein zu Nina Hopf. Sie lächelt, als sie sagt: "Jetzt ist er drei Jahre hier."

Latino ist nicht allein auf dem kleinen Hof in Schottenstein in der Gemeinde Itzgrund. "Wir haben zurzeit zehn Pferde hier, alles Wallache", sagt Nina Hopf. Damit sei der Hof ausgebucht. Eigentlich. Denn was ist, wenn morgen jemand anruft und sagt, sein Pferd könnte auf den Hof, andernfalls sei es ein Fall für den Schlachter? Nina Hopf wird dann alles tun, um das Pferd zu retten, ihm eine Chance zu geben wie Latino. Denn sie weiß: "Die Haltung macht viel aus."

Auf dem Itzgrundhof werden die Tiere im Offenstall gehalten. Obwohl sie also jederzeit drinnen sein könnten, sind sie fast immer draußen - auch jetzt im Dezember. Mit einem dicken Winterfell haben sie sich angepasst. Heu und Stroh stehen jederzeit zur Verfügung, wenn sie fressen wollen. Das alles, im Zusammenspiel mit der Nähe der anderen Pferde, sorgt dafür, dass sich die Tiere wohlfühlen, sich oft wieder erholen und ihr Immunsystem stärken können.

Heuer müssen die Wallache sich mit mehr Stroh zum Heu über den Winter retten als in anderen Jahren. "Der Dürresommer ist an uns auch nicht spurlos vorüber gegangen", sagt Nina Hopf. Bis zum Herbst reichten die Weiden, die zum Glück ausreichend zur Verfügung stehen. Aber als die Preise für einen Heuballen von 50 auf 120 Euro stiegen, wurde das für das Budget des Hofes zu viel. Also gibt es mehr Stroh, und alle hoffen auf frühes Grün im neuen Jahr und einen Sommer mit möglichst vielen Grasschnitten auf den Mähwiesen.

20 junge Frauen

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Alle, das sind neben Nina Hopf noch eine ganze Reihe junger Frauen, die gemeinsam die Arbeit auf dem Hof stemmen. "Wir sind aktuell 20 Leute, die zusammenhelfen. Alleine wäre es nicht möglich, den Pferden gerecht zu werden", weiß Nina Hopf, die Tierarzthelferin ist. In der Gruppe funktioniert es aber bestens: "Jede hat ein Pferd, um das sie sich kümmert", erklärt sie. Alle zusammen teilen die Liebe zu den Tieren und die Freude an Erfolgen, die sie immer wieder sehen können.

Die Pferde kommen oft aus dem Turniersport. Manche haben viele verschiedene Leiden und Krankheiten. Haltung in der Box, Belastung im Sport, so kommen viele Tiere mit Gelenkproblemen auf dem Hof an. Die Möglichkeit zur ständigen leichten Bewegung hilft ihnen, langsam wieder Gelenkschmiere zu bilden. "Dann laufen sie oft wieder bombig. Uns motiviert das sehr, wenn sie mit geringer Lebenserwartung kommen und dann doch noch so alt werden", sagt Nina Hopf.

Gesegnetes Alter

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Der älteste Wallach, der zurzeit bei ihr seinen Lebensabend genießt ist 23. "Unser Ältester war 32, der ist im März gestorben", sagt Nina Hopf.

Sie war 19, als sie sich in den Kopf setzte, auf einem eigenen Hof Pferden eine zweite Chance zu geben. "Wenn ich so was will, setze ich das auch meistens durch", sagt sie und lacht dabei. Dass es viel Arbeit sein würde, auch wenn mehrere zusammen helfen, wusste sie. Bis jetzt ist es ihr noch nicht zu viel geworden, auch nicht, dass sie jeden Cent, den sie auftreiben kann, in denHof steckt. Ein Blick auf ihre Schützlinge entschädigt sie.

Sie hilft immer wieder gern - auch wenn es schon heftig werden kann, wenn jemand beispielsweise anruft und sagt: "Heute Nachmittag kommt mein neues Pferd. Ich brauche sofort einen Platz für mein altes, sonst muss es zum Schlachter."

Vereinsgründung geplant

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Dann schalten die Mädels vom Itzgrundhof sofort auf "Rettungsmodus". Wenn es irgendwie geht, wird geholfen. Und zwar auf Dauer: "Wir sind der Endplatz", stellt Nina Hopf klar. Anders als bei anderen Höfen, wird vom Itzgrundhof kein Pferd mehr weiter vermittelt. 2019 planen die jungen Frauen, einen Verein zu gründen - auch, um Spendenquittungen ausstellen zu können. Denn ohne Hilfe, das wissen sie, können sie den Hof auf Dauer nicht halten.