Stromer für den ganzen Landkreis

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Die Ladesäulen am Landratsamt sind mittlerweile eine beliebte Anlaufstelle. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Die Ladesäulen am Landratsamt sind mittlerweile eine beliebte Anlaufstelle. Foto: Ronald Rinklef/Archiv

Beim "Stammtisch Elektromobilität" treffen sich Interessierte und Informierte zum Erfahrungsaustausch.

Der Landkreis gibt Gas bei Elektroautos - das wäre eine schmissige Schlagzeile, die jeder versteht. Aber sie zeigt genau eines der Hauptprobleme auf, warum es mit der Elektromobilität doch noch nicht in Windeseile vorangeht. "Gas geben" ist eine Vokabel aus dem Zeitalter der Verbrennungsmotoren. Sie gehört zum "gesellschaftlichen Wissen", genauso wie etwa der richtige Gebrauch von fünf verschiedenen Zapfpistolen an der Tankstelle. Zwei verschiedene Stecker oder Steckdosen an Stromladesäulen sorgen dagegen für Verwirrung.
Dass das allenfalls ein Hemmnis, aber keinesfalls ein Argument gegen Elektro- als bessere Form der menschlichen Mobilität ist, daran ließ Guido Weißmann von Bayern Innovativ als Referent beim "1. Stammtisch Elektromobilität" im Landkreis keinen Zweifel aufkommen.
Der E-Stammtisch ist einer von zehn Punkten des Programms, mit dem der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Bamberg, Robert Martin, die umweltfreundliche Fortbewegung in der Region voranbringen will. Rund 100 Teilnehmer im Schützenhaus der Brauerei Kraus verdeutlichten das Interesse an dem Thema in Stadt und Landkreis.


Infrastruktur ist das A und O

Getan hat sich bereits einiges. Mit dem Förderprogramm für Ladesäulen in den Gemeinden hat Martin in den meisten Fällen offene Türen eingerannt. Mit Stromtankstellen in 26 von 36 Gemeinden ist der Kreis Bamberg kein weißer Fleck auf der Karte der Elektromobilität - eher im Gegenteil, vergleicht man das Ladenetz etwa mit dem benachbarter Regionen.
Eine funktionierende Infrastruktur ist jedenfalls die entscheidende Voraussetzung für eine weitere Verbreitung der Elektromobilität, betonte auch Referent Weißmann. Das Netz dürfte aber gerne noch dichter sein, wurde in der Diskussion zu Weißmanns Vortrag schnell klar. Für ein wirklich flächendeckendes Angebot braucht es jedoch auch private Initiative im öffentlichen Raum. Gastronomie und Einkaufsmärkte wären solche stark frequentierten Orte. Robert Martin ist hier als unermüdlicher Werber unterwegs. Und er kann feststellen, dass der Landkreis Bamberg inzwischen sogar eine Spitzenposition in Sachen Elektromobilität in Bayern einnimmt.


E-Carsharing auf dem Lande

Damit das in diesem sich dynamisch entwickelten Bereich auch so bleibt, braucht es weitere Ideen - und eine Politik, die dahintersteht. Martin hat hier die Unterstützung von Landrat Johann Kalb (CSU), der als Gastgeber zum E-Stammtisch kam, sowie der Kreisgremien, die sein 10-Punkte-Programm unterstützen.
Nächster Punkt auf der Agenda, bei dem Kommunalpolitiker und Verwaltungen gefragt sind, ist der Plan für ein E-Carsharing. Das soll so funktionieren: Der Landkreis least Elektrofahrzeuge und gibt diese an interessierte Gemeinden weiter. Diese können die Autos wiederum ihren Bürgern zur Verfügung stellen, sie können aber etwa auch als Bürger- oder Rufbusse eingesetzt werden.
Die Kosten würden 250 Euro je Fahrzeug für die Gemeinden betragen. Diese könnten sie - je nach Modell - für etwa 25 Euro pro Tag an die Bürger überlassen, rechnet Martin vor. Prinzipiell hat der Kreisausschuss dem bereits Ende Juni grünes Licht gegeben. Der konkrete Beschluss wird wohl noch im Oktober erfolgen. Bei einer Bürgermeisterversammlung sei jedenfalls schon sehr starkes Interesse an diesem Modell bekundet worden, so Martin.


Elektromobilät als Normalfall

Bei allen Fortschritten und Erfolgen muss sich die Elektromobilität jedoch erst als Normalität im gesellschaftlichen Bewusstsein festsetzen, damit sie sich wirklich durchsetzen kann, machte Guido Weißmann beim Stammtisch klar. Er zeigte sich aber optimistisch, dass dem so sein wird. Schließlich hätte sich auch Metall gegen Stein und das Auto gegen das Pferd durchgesetzt, obwohl es in der Steinzeit bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine breite gesellschaftliche Basis für das bestehende Werkmaterial oder Fortbewegungsmittel gegeben habe.