Michael Busch Die Gleise sollen weg. Das ist die Kurzform eines Antrages der Stadt Herzogenaurach. Diese hat formell richtig formuliert einen Antrag auf "Fr...
Michael Busch
Die Gleise sollen weg. Das ist die Kurzform eines Antrages der Stadt Herzogenaurach. Diese hat formell richtig formuliert einen Antrag auf "Freistellung von Bahnbetriebszwecken für den Streckenabschnitt der stillgelegten Eisenbahnlinie zwischen dem Erlanger Ortsteil Bruck und Herzogenaurach, auf einem Streckenabschnitt auf Höhe der Galgenhofer Straße" an das Eisenbahn Bundesamt gesandt. Rund 400 Meter Bahngeleise sollten sozusagen "zweckentbunden" werden, um diese eventuell entfernen zu können.
In einer Stellungnahme der Bürgerinitiative (BI) Herzo-Süd-Bewahren wenden sich die Unterzeichner und Sprecher der Initiative, Christian von Reitzenstein, Norbert Graß und Carolin Rattmann, allerdings gegen diesen Antrag. "Wir lehnen die Freistellung der 400 Meter Bahnstrecke an der Galgenhofer Straße ab", erklären sie im Eingangsstatement.
In ihrer Begründung weist die BI auf die landesplanerische Beurteilung für die Ortsumfahrung Niederndorf-Neuses der Regierung von Mittelfranken hin. Dort stünde, dass "die Strecke aufgrund des von der Stadt Herzogenaurach aufgestellten Bebauungsplanes Nr. 44 Bahnlinie nicht von Bahnbetriebszwecken freigestellt werden kann, denn es handelt sich bei den geplanten Querungen um neue Kreuzungen im Sinne des Eisenbahnkreuzungsgesetzes".
Die BI ist der Überzeugung, dass in relativ kurzer Zeit eine Reaktivierung der alten Bahntrasse von Erlangen nach Herzogenaurach stattfinden könnte, sollten die Möglichkeiten dazu auch in Zukunft zu vertretbaren Kosten gesichert und beigehalten werden. Die durch die Stadt favorisierte Lösung, bei der die Überquerung der Bahntrasse durch die Umgehungsstraße stattfindet, würde eine Reaktivierung erheblich verteuern und erschweren.
Um diese Chance nicht zu vertun, fordert die BI, dass die Umgehungsstraße an dieser Stelle bereits über eine Brücke geführt werde, die zwar momentan kostenmäßig teurer sei, allerdings die Zukunft nicht verbaue. Die momentan stillgelegte Bahnlinie würde ihren hohen Zukunftswert behalten, so dass letztlich ein modernes und leistungsfähiges Verkehrskonzept umgesetzt werden könne.
Veraltetes Gutachten
Die Unterzeichner der Stellungnahme unterstreichen nochmals, dass das Gutachten aus dem Jahr 2012, auf das sich die gesamte Verkehrsplanung beziehe, längst überholt sei. "In Bezug auf die Aurachtalbahn ist das Gutachten in wesentlichen Aussagen zu Nutzen und Kosten grob fehlerhaft."
Mit ins Diskussionsfeld wirft die BI die Aussagen beim Bayerischen Städtetag, nachdem diese verstärkt darüber nachdenken, stillgelegte Schienennetze zu aktivieren. Unterstützung gibt es von den Eisenbahnfreunden Erlangen-Bruck und der BI Stadtbahn-West. Diese monieren zum einen, dass Bürgermeister German Hacker sich mit dem Eisenbahnrecht schwertun werde, wenn er glaubt, dass das Eisenbahn-Bundesamt den Einwänden der Bürgerinitiativen tatsächlich folgen werde. "Da wird ihm wohl der Schnabel trocken bleiben", äußern die BIler und prophezeien dem Bürgermeister "völlig neue Erfahrungen". Denn die Trasse der alten Aurachtalbahn sei die einzig relevante und kostengünstige Möglichkeit der Verkehrsanbindung. Und selbst jetzt werde durch das Herausreißen der Gleise eine weitere Nutzung zum Beispiel für eine Fahrraddraisine vorab unterbunden.
German Hacker antwortete der BI auf deren Ausführungen und auch der dort zu entstehenden Brückenmöglichkeit: "An der angesprochenen Stelle überquert die Trasse der Ortsumfahrung die Bahntrasse im spitzen Winkel. Auf einer Länge von 350 Meter müsste, wenn man heute bereits die Höhenfreiheit herstellen würde, ein entsprechendes, außerordentliches teures Sonderbauwerk geschaffen werden." Ganz pragmatisch bedeute das: "Einer Reaktivierung der alten Bahntrasse steht die Freistellung des kurzen, ca. 350 Meter langen Stückes nicht entgegen."
Und Hacker betont zur jetzigen angegangenen Lösung: "Vom Eisenbahnbundesamt selbst wurde der Stadt Herzogenaurach daher der pragmatische und gute Vorschlag gemacht, dass die Stadt beantragt (...) dieses Teilstück vom Bahnverkehr freizustellen."