Es ist eine der ungewöhnlichsten Bands, die es in Franken gibt. Musiker, die vor allem eine Gemeinsamkeit haben: Den Spaß an der Musik. Nun gibt es eine CD von der Gruppe 4Souls - ein Muss für Musikkenner.
Michael Busch
Vier Musiker, drei Mal Erlangen, einmal Adelsdorf, drei Männer eine Frau, vier Seelen und ein Bandname: 4 Souls. Englisch ausgesprochen: Four Souls vier Seelen. Kann aber undeutlich ausgesprochen auch verstanden werden als ein "Für die Seelen". Beides ist richtig.
Bekannte Musiker
Es sind auf alle Fälle Musikerseelen, die sich getroffen haben, erzählt Sonja Tonn, die Frau, die "ihre Jungs" gut im Griff hat. "Wir waren hier in Adelsdorf bei Christian", erzählt die Sängerin bei einem Gespräch im Hause des einen Sängers. Christian Poellmann ist nämlich der Adelsdorfer und eigentlich Hotelier und Gastronom. "Wir hatten einen Auftritt, also Wulli und ich."
Das Duo ist schon lange zusammen. Die Betreiber des Erlanger Strohalms haben einen musikalischen Namen weit über die fränkischen Grenzen hinaus. "Und irgendwie hat dann Christian plötzlich mitgesungen. Wulli war begeistert und wir wussten, da haben sich drei musikalische Seelenverwandte getroffen."
Die drei wussten aber auch, dass noch etwas fehle. Eine Gitarre samt Perfektionisten an derselbigen musste noch dazu stoßen. "Wir wussten ganz schnell, dass dies nur Jürgen Hoffmann sein konnte." Eine der ganz großen, wie Sonja Tonn und Christian Poellmann erzählen. Der mit den Bands dieser Welt bereits zusammengespielt hat, aber seine Wurzeln der Kleinkunst und die örtliche Zuordnung nie vergessen habe.
"Das Besondere bei dem Projekt 4 Souls", erzählt Poellmann weiter, "war die Tatsache, dass wir immer aus Spaß und mit Spaß gespielt haben." Also kein Tingeln durch die Lande, um Auftritte zu absolvieren. Nein, im Gegenteil - die Auftritte sind ohne Not, weder zeitlich oder wie man bei Künstlern vielleicht mal gerne annehmen könnte, aus Geldnot gestaltet, sondern immer wenn es "halt passt".
Beim aktuellsten Projekt sei dies auch der Fall gewesen. Noch vor Weihnachten gab es ein großes Konzert in der Erlanger Hugenottenkirche. Ein besonderer Ort, eine besondere Atmosphäre, ein besonderer Klang. Und eine besondere Idee. Denn das Konzert wurde aufgenommen, um in der Folge eine "Live-CD" zu produzieren.
Die beiden Musiker erzählen: "Es ist ein spannendes Projekt. Das liegt daran, dass eine Studioaufnahme einfach völlig anders ist." Die beiden geben zu, dass eine Studio-CD vielleicht klanglich weiter ausgereizt ist. Aber sie habe eben auch den Nachteil, dass in einem Studio ein großer Teil einzeln aufgenommen wird. Also nicht die Band in der Gesamtheit, sondern Stimme für Stimme, Instrument für Instrument. "Das passt mit der Idee der vier Seelen so nicht zusammen." Die Liveaufnahme, und dann noch an diesem besonderem Ort sei ein Herzensprojekt gewesen.
Und was ist dabei herausgekommen? Eine kleine Sensation. Eine ehrliche CD, die dadurch besticht, dass der Zuhörer merkt, dass diese im engsten Sinne des Wortes "handgemachte Musik" beinhaltet. Sie zieht einen in die Kirche. Und selbst, wenn man diesen Raum als Konzerthalle nie gesehen oder gespürt hat, umgibt die Größe des Altarraumes und des Kirchenschiffs als imaginärer Klangkörper die gesamten Aufnahmen.
Aber nur diese Beschreibung würde der Aufnahme auch nicht gerecht werden. Geht es dann doch noch um das eigentliche: die Musik selbst. Manchmal fast ein wenig dominant, aber nie erdrückend, sondern bestechend durch eine unglaubliche sanfte Power, ist die Stimme von Sonja Tonn. Sie spielt mit den Tönen, sie spielt aber auch mit der Musik. Sie würde ihre beiden Mitvokalisten zu Backgroundsängern degradieren, wenn diese nicht ihre sehr eigenen Stimmen hätten.
54 Minuten Abwechslung
Und mit denen verstehen sich Wulli Wullenschläger und Christian Poellmann sehr wohl in Szene zu setzen. Es zeigt sich bei den beiden auch die angesprochene Seelenverwandtschaft. Denn der Zuhörer muss an der einen oder anderen Stelle genau zuhören, wer von beiden, mit den leicht kratzigen Stimmen, das Stück nun singt. Die Stimmen sind nicht gleich, aber eben seelenverwandt.
Bei den Stücken von Beatles bis Elton John wird auch klar, warum den Musikern die Auswahl des Gitarristen nicht schwer gefallen ist. Zusammen mit Wulli webt Jürgen Hoffmann einen Klangteppich, der sich seiner Rolle bewusst ist. Manchmal leitend, oft die Basis gebend, immer dazu gehörend, um eine Einheit zu bilden.
Eine berechtigte Frage, wäre die, warum man sich noch eine CD mit Titeln holen sollte, die schon Tausendfach rauf und runter gespielt worden sind. Die kurze Antwort ist. Weil die vier einfach gut sind. Das behaupten aber viele von sich. Weil sie aus der Region sind? Das spricht für die Musiker, aber noch nicht für die Qualität.Das treffende Argument ist, dass die Musik der Vier die Seele berührt. Deren Interpretationen sind überraschend, nie langweilig, manchmal sehr eigen. Ja, es wird nicht jedem gefallen. Man muss ich auf die Musik einlassen.
Allein der Titel "Yesterday" ist hörenswert. Die Intention vom Texter und Komponist Paul McCartney wird nicht nur erhalten, sondern verstärkt. Die Sehnsucht nach gestern, nach de Vergangenen, wird soweit verstärkt, dass diese Interpretation so unglaublich schwermütig klingt, dass man fast in Frage stellen möchte, ob das Vergangene wirklich wiederkehren soll.
Ein ganz anderes Kaliber erwartet den Hörer bei dem Cohen'schen Song "Hallelujah". Es scheint ein Tribut an den im vergangenen Jahr gestorbenen Künstler zu sein. Denn das Lied bewegt. Sonja Tonn zeigt, dass sie dem ursprünglich biblischen Bezug ebenso gewachsen ist, wie der durchaus anfordernden Stimme und dem kräftigen Abklappern der Tonleiter.
Ein wenig heraus fällt ein ganz anderer Titel. "Bei mir bist Du schön" von den Andrew Sisters fordert zum mitswingen auf. Wer da Hände und Füße ruhig hält, kann keinen Bezug zur Musik haben. Hier zeigen die singenden Männer, dass sie sich hinter Sonjas Stimme nicht verstecken müssen. Im Gegenteil, es tritt eine Harmonie auf, die sich durch die gesamte Aufnahme zieht.
Fazit: Ein Muss für jeden, der Spaß und Lust, an und für die Musik hat. 54 Minuten erfolgt der Beweis, dass es nicht immer die "Großen" und "Bekannten" sind. Denn die Seele existiert auch im Kleinen, in diesem Fall in vier musikalischen Körpern.