Das Rezept für ihre 60-jährige Ehe finden Christa und Gerhard Vogt ganz einfach: "Man muss sich vertrauen und zueinanderhalten, egal, was kommt." Gestern war der diamantene Hochzeitstag des vitalen Ju...
Das Rezept für ihre 60-jährige Ehe finden Christa und Gerhard Vogt ganz einfach: "Man muss sich vertrauen und zueinanderhalten, egal, was kommt." Gestern war der diamantene Hochzeitstag des vitalen Jubelpaares. Die große Feier haben sich die Eheleute für den 1. Juni aufgehoben. Dann gibt es ein Wiedersehen mit der ganzen Familie, mit den Kindern, den vier Enkeln und dem zweijährigen Urenkelchen.
Gerhard Vogt wurde in Ossig geboren und als Zehnjähriger mit der Mutter 1945 aus seiner niederschlesischen Heimat ausgesiedelt. Sie kamen nach Walpernhain/Thüringen bei Eisenberg, wo die vier Jahre jüngere Christa zu Hause war. "Meine Mutter hatte die Bäckerei, und so war es klar, dass ich dann später dort auch als Verkäuferin arbeitete", erinnert sie sich und schmunzelt. In diesem Örtchen mit kaum 200 Bewohnern kannte man sich.
Sehr oft Kunde in der Bäckerei
Der junge Gerhard arbeitete in der Stahlgießerei, wurde Handformer und machte seinen Meister, und er holte auffallend oft viele Brötchen in dieser Dorfbäckerei. Das war der jungen Verkäuferin Christa nicht entgangen. Sie revanchierte sich mit besonders liebevoll bestückten Brötchentüten. "Ich war 16 und Gerhard 20 Jahre jung. Sechs Jahre später, am 9. Mai 1959, heirateten wir dann", sagte die Jubelbraut und schaute sich lächelnd das Hochzeitsfoto von damals an. "Es ist das einzige, das wir haben."
Die Mutter überschrieb ihr die Bäckerei und war bereits in den Westen gegangen. "Meine Schwiegermutter war auch nicht an unserer Hochzeit dabei", bemerkte Gerhard Vogt. Die Töchter Heike und Sabine bereicherten das Familienleben, Vater Gerhard schulte neben seiner Arbeit in der Stahlgießerei zudem noch Verkehrsteilnehmer und Mutter Christa war 20 Jahre Schöffin und arbeitete wie alle Frauen in der DDR mit.
Bis zur deutschen Wiedervereinigung lebte das Jubelpaar jenseits des Eisernen Vorhangs. Mit Grenzöffnung hatte der Schwiegersohn bereits seine Ausreise in den Westen, samt Trabbi. Christa und Gerhard Vogt folgten 1990. "Ich habe ja nicht alles in der DDR einfach so verlassen", sagte der Jubilar. Er meldete ordnungsgemäß alles ab.
Die Rheinpfalz an der Weinstraße wurde das neue Zuhause, wo Tochter Sabine mit Mann bereits wohnte. "Da habe ich dann auch das Weintrinken gelernt", sagte Gerhard Vogt und lachte. Später wurde Rödental die Heimat, wo sich beide ins Gemeindeleben einbrachten. Gerhard Vogt hält ein Auge auf den Rödentaler "Garten der Begegnung", damit alles schön bleibt, und Christa Vogt singt mit älteren Menschen im Seniorenheim. Und sie war übrigens neun Jahre lang Lesepate an der Rödentaler Grundschule Mitte.
Von der Welt hat Familie Vogt bereits viel gesehen. Sie bereisten alle Kontinente. Jetzt, mit 82 und 85 Jahren, seien die Erinnerungen daran auch schön. So weit gehe es jetzt nicht mehr, aber jeden Tag eine Dreiviertelstunde raus zum Spaziergang. In der täglichen Bewegung sieht das Jubelpaar auch das Geheimnis seiner Vitalität. Das verrieten sie ihrem Bürgermeister Marco Steiner, als dieser mit herzlichen Glückwünschen der Stadt Rödental am Ehrentag vorbeischaute. mvn