Schwestern prägten die Kita Edergasse

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So sah eine Aufführung der Kinder beim Sommerfest 1970 aus. Foto: privat
So sah eine Aufführung der Kinder beim Sommerfest 1970 aus. Foto: privat

Als "Kleinkinderheim" wurde 1932 die heutige Kindertagesstätte eingeweiht, in der 70 Jahre lang die sogenannten Englischen Fräulein die jungen Herzogenauracher auf die Schule vorbereiteten. Am Samstag wird ein halbrundes Jubiläum gefeiert.

Mit dem Fest in der Kindertagesstätte in der Edergasse Herzogenaurach am Samstag, 20. Mai, wird auch ein kleines Jubiläum gefeiert. Seit 85 Jahren werden dort Kinder betreut. Am 9. Oktober 1932 fand die feierliche Einweihung des "Kleinkinderheims" statt, der jetzigen Kindertagesstätte in der Edergasse.
Initiatoren waren der damalige Stadtpfarrer Franz Rathgeber sowie der Verein Kinderhort. Damit war zum ersten Mal eine Möglichkeit zur Betreuung der Vorschulkinder in einem eigenen Gebäude geschaffen worden. Mit dieser Aufgabe waren die Maria-Ward-Schwestern, die sogenannten Englischen Fräulein, bereits seit 1918 betraut. 2002 verließ mit Schwester Edith das letzte Mitglied dieses Ordens Herzogenaurach. Somit wurden 70 Jahre lang Kinder in der Edergasse durch Ordensschwestern auf die Schule vorbereitet.


Entschluss in schwerer Zeit

Die Zeitung vermerkte damals: "In schwerer Zeit wurde der Entschluss zur Errichtung dieses Hauses gefasst und in Tagen großer Wirtschaftskrisen wurde er verwirklicht." Die Planung hielt Regierungsbaumeister Sachs aus Bamberg in Händen. Die Bauleitung hatte Baumeister Andreas Kurr übernommen. Die Messe zur Einweihung zelebrierte Stadtpfarrer Franz Rathgeber. Die Festpredigt hielt Domkapitular Theodor Madlener (1872-1943) aus Bamberg. Anschließend bewegte sich ein Festzug von der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena zum Kleinkinderheim, wo Domkapitular Madlener die Einweihung vornahm. Die Schwestern hatten mit den Kindern die szenische Darstellung "Jesus als Kinderfreund" einstudiert.
In seiner Ansprache führte Stadtpfarrer Franz Rathgeber aus: "Unser erster Dank richtet sich beim Gottesdienst zum Himmel an den Herrgott, dessen Segen das Werk trotz aller Ungunst der Zeit gefördert und alles Missgeschick fern gehalten hat."
Eine finanzielle Förderung hatte das Projekt durch den bereits verstorbenen Prälaten Dr. Franz Seraph von Keller von Bamberg erhalten. Der Diözesan-Caritasverband schoss 10 000 Mark, das Innenministerium 1500 Mark zu. Ein Baudarlehen des Ministeriums des Äußeren in Höhe von 5500 Mark ergänzte die Summe.
Rathgeber äußerte am Schluss den Wunsch: "Möge das schöne, lichte und gesunde Heim eine Stätte werden, wo die Knospen unserer Kleinkinderwelt sich froh entfalten, um dann bestens entwickelt der Schule und dem Leben entgegenzuwachsen und später einmal heraufführen zu helfen [in] eine glückliche Zukunft unserer Stadt."
Nach der erfolgten Einweihung des Kindergartens in der Edergasse im Jahr 1932 wurden die Kinder von Schwester Cornelia sogar noch zu Hause abgeholt. Ab 1933 wurde der Wirkungskreis der Schwestern jedoch durch die Nationalsozialisten immer mehr eingeschränkt. Im Dritten Reich konnten die Ordensschwestern ab Schuljahr 1937 keinen Unterricht mehr erteilen, erst ab Mai 1945 war dies wieder möglich. Mater Rosalie Göller übernahm stattdessen während des Berufsverbotes die Aufgabe als Mesnerin und hielt Gruppenstunden für größere Mädchen in der Kaplanei. Schwester Christine erledigte die Buchführung für das Herzogenauracher Milchhaus.
Dagegen blieb im Kindergarten - allerdings auch hier unter großen Schwierigkeiten - die Kontinuität gewahrt. Bekannt sind die Namen der Kindergartenschwestern: Agnes, Bathildis, Camilla, Christine, Cornelia, Edeltraud, Edith, Irene, Justa, Lidwina, Ottilie, Paula, Rita und Tarsilla. Dass der Umgang mit Generationen von Kindern ein geschultes Auge verleiht, versteht sich von selbst. Schwester Bathildis soll einmal gesagt haben: "Ich brauche mir nur die Kinder anzusehen, dann weiß ich schon, in welche Familie sie gehören."
Nach einem Umbau konnten die Kinder und ihre Betreuerinnen am 17. April 1972 wieder in das Gebäude in der Edergasse umziehen. Das Ausweichquartier befand sich in im alten Sparkassengebäude am Marktplatz. Die Wiedereinweihung fand am 13. Mai 1972 statt. 37 Jahre später war erneut eine Renovierung nötig. Am 26. Juli 2009 konnte der Kindergarten durch Stadtpfarrer Helmut Hetzel wieder eingeweiht werden.


Abschied aus Herzogenaurach

Zum aktuellen Zeitpunkt sind 13 Kinder in der Krippe und 106 Kinder im Kindergarten. Das Team besteht aus 18 Personen pädagogisches Personal (Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen), einer Auszubildenden zur Erzieherin (SPS), einer Reinigungskraft, einer Hausmeisterkraft und zwei Küchenkräften.
Zusätzlich zum Kindergarten in der Edergasse entstand am Köpfwasen mit dem Don-Bosco-Haus ein weiterer Kindergarten, der von Sr. Camilla betreut wurde. Seit dem Weggang von Schwester Edeltraud leitet keine Ordensschwester mehr den Kindergarten. Ab dem Schuljahr 2002/2003 besaß auch der Kindergarten in der Edergasse keine Ordensfrau als Leiterin mehr.
Die Entscheidung, die Niederlassung in Herzogenaurach aufzulösen, bedeutete ab Sommer 2001 für die Schwestern Anne und Isidora den Abschied aus Herzogenaurach. Diese begaben sich nach Scheßlitz ins Schwesternhaus, in dem bereits die Schwestern Agnes und Lidwina lebten, die beide ebenfalls in Herzogenaurach tätig waren. Schwester Edith leitete noch für ein weiteres Schuljahr den Kindergarten in der Edergasse, wohnte aber bereits im Liebfrauenhaus. Anschließend führte sie ihr Weg ebenfalls nach Nürnberg, genauso wie Schwester Edeltraud bereits einige Jahre davor.
Im September 2001 verließen die Schwestern ebenfalls das Haus in der Flughafenstraße. Die Stadt Herzogenaurach hatte das Gebäude erworben, seit Juli 2002 unterrichtet darin "Nadeshda" (= Hoffnung auf Russisch), ein Projekt zur Lernförderung von Aussiedlerkindern in drei Räumen. Später wurde darin die Franconian International School (FIS) eingerichtet. Nach einem Umbau ist inzwischen ein Kinderhort darin untergebracht.