stephan herbert Fuchs Scharfe Kritik an den politischen Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft hat der Vorsitzende des Fleisch-Erzeugerrings Oberfranken, J...
stephan herbert Fuchs
Scharfe Kritik an den politischen Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft hat der Vorsitzende des Fleisch-Erzeugerrings Oberfranken, Jan Schrijer aus Meeder bei Coburg, geübt. "Wenn die Politik so weitermacht, wird die heimische Fleischerzeugung an die Wand gefahren", sagte Schrijer bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch in Himmelkron. Er richtete vor allem den dringenden Appell an die Politiker, nicht nur biologische Landwirtschaft zu bevorzugen, sondern sich auch vor die konventionelle Landwirtschaft zu stellen.
Konventionelle Bauern produzierten überaus gesunde Lebensmittel, sagte Schrijer. Wie anders sei es zu erklären, dass die Lebenserwartung der Menschen immer weiter ansteigt. Kritik übte der Vorsitzende auch daran, dass sich die Politik die Tierwohl-Diskussion so zu Eigen macht. Im Gegensatz zur Pflege- oder Kita-Thematik koste die Forderung nach immer mehr Tierwohl dem Staat keinen Cent. Das müsse alles der Landwirt bezahlen, deshalb liege es im Trend auf die Bauern loszugehen.
Die Gesellschaft mache es der Politik dabei recht einfach. In weniger als 40 Prozent der Haushalte werde noch regelmäßig gekocht. Ein Teil der jungen Generation kenne nur noch Fertigprodukte. Deshalb werde der Begriff Tierwohl bei diesem Klientel eben nur mit putzig und süß gleichgesetzt.
Egal ob die Forderung nach breiteren Kastenständen, das "Damoklesschwert" des Kastrationsverbotes oder das Verbot des Schwanzkupierens: der Vorsitzende sprach sich bei all diesen Dingen für praktikable Lösungen aus. "Wir wollen uns freilich weiterentwickeln, aber in vernünftigem Rahmen", so Schrijer. Deshalb sollten mögliche Lösungsansätze auch immer zusammen mit den Landwirten erarbeitet werden und nicht gegen sie.
Fachberater Thomas Schwarzmann machte an den folgenden Zahlen deutlich, dass es in Oberfranken keine Massentierhaltung gibt: Von 130 Mitgliedsbetrieben hätten 62 weniger als 500 Mastschweinplätze, nur bei fünf Betrieben seien mehr als 2000 Tiere im Stall. "Das ist genau die kleinstrukturierte Landwirtschaft, die der Verbraucher eigentlich will", sagte Schwarzmann. Mit diesen Zahlen seien die oberfränkischen Fleischerzeuger gut für die Zukunft gerüstet.
Nach den Zahlen des Fachberaters haben die 130 Mastbetriebe, die im Fleisch-Erzeugerring Oberfranken organisiert sind, im zurückliegenden Geschäftsjahr rund 212 000 Tiere vermarktet. Im Jahr zuvor waren es noch circa 221 000 Tiere. Im Vergleich zum Vorjahr hatte die Zahl der Betriebe um 15 abgenommen, im Zehn-Jahres-Vergleich hätten über 50 Höfe dichtgemacht. Im gleichen Zeitraum angestiegen war dagegen die Zahl der Mastschweinplätze. Die Zahl liegt aktuell bei 88 334, vor zehn Jahren seien es noch gut 70 000 gewesen.
Der Fleischerzeugerring Oberfranken hat gut 300 Mitglieder, neben den 130 Schweinemastbetrieben gibt es rund 120 Ferkelerzeuger und etwa 60 Rindermastbetriebe.