Kommunen wollen Insekten Lebensräume bieten und Grünflächen spät und selten mähen. Doch damit stellen sie ihre Bauhöfe vor Probleme, weil geeignete Technik nicht immer vorhanden ist.
Das Bewusstsein für den Verlust an Insekten wächst. Kommunen sollten da mit guten Beispiel vorangehen, wenn es um Gegenmaßnahmen geht, fand die Stadt Rödental und beschloss, einen Teil der Grünflächen nicht so oft wie bisher zu mähen. Doch Naturschützer horchen auf, wenn es um die Frage des Mähens geht.
In Rödental sind es stattliche 1,5 Hektar vom städtischen Grün, die insektenfreundlich werden sollen, erklärte Bauhofleiter Gerhard Eller bei der jüngsten Sitzung des Stadtrats auf Anfrage. Auch dort, wo das Grün aufwachsen und blühen darf, wird trotzdem ein Streifen entlang der Gehwege gemäht. "Damit auch nach einem Regen dort gegangen werden kann, ohne sich die Hosen nass zu machen", erläuterte Gerhard Eller.
Doch irgendwann, spät in der Vegetationsphase, müssen auch die Blühflächen gemäht werden. Sie würden sonst verbuschen und mit der Zeit den gedachten Zweck, Raum für Insekten zu schaffen, nicht mehr erfüllen. "Das geht mit dem normalen Mäher nicht mehr, da kommen wir nicht mehr durch", beschreibt Gerhard Eller das Problem. Die Flächen sollen daher abgeschlegelt oder gemulcht werden.
Das allerdings würde den Zweck der Blühflächen ins Gegenteil verkehren, warnen Naturschützer. "Mulchmäher vernichten Insekten, Kleintiere und seltene Blumenarten", warnt etwa der Landesbund für Vogelschutz in einer Mitteilung aus aktuellem Grund. Der LBV fordert Mulchverzicht und sieht die Kommunen in der Pflicht.
Mulchmäher zerkleinern das Mähgut und verteilen es wieder auf der Fläche. Die Sorge: Insekten und Kleintiere werden von den blühenden Flächen angelockt, finden dort Nahrung und Schutz vor Feinden. Bis die Mähmaschine kommt. "Wo Artenvielfalt herrschen könnte, hinterlassen die Mulcher wahre Todeszonen", sagt LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer.
Er ruft daher alle Kommunen auf, auf Mulchen und Schlegeln zu verzichten. Stattdessen sollen die Blühflächen gemäht und das Mähgut abtransportiert werden.
Außerdem rät er zu einem Pflegekonzept für alle kommunalen Grünflächen. Dabei geht es ihm darum, dass nicht überall gleichzeitig sondern zeitlich versetzt gemäht wird, damit immer etwas stehen bleibt, das Insekten und Kleintieren oder Vögeln zugute kommt.