Querköpfige Frauen in der Bibel

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Während Oda Gräbner (sitzend) aus dem Buch "Auch Petrus ist mal ausgerastet" las, gestaltete ihre Tochter Anika Gräbner mit stimmungsvoller Musik auf der Flöte den Abend mir.
Während Oda Gräbner (sitzend) aus dem Buch "Auch Petrus ist mal ausgerastet" las, gestaltete ihre Tochter Anika Gräbner mit stimmungsvoller Musik auf der Flöte den Abend mir.

Das Team "Frauen für Frauen" der evangelischen Kirchengemeinde Küps hatte zum "Abend bei Kerzenschein" und einer besonderen Lesung eingeladen.

Alles durfte man tun; alles durfte man essen. Nur eine "Diätvorschrift" gab der Herrgott Adam und Eva im Paradies mit: Von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse durften sie unter keinen Umständen essen. Aber dann begegnen die beiden der Schlange. Im Gespräch mit ihr wird Eva klar, was sie mit ihrem Leben machen möchte: Sie sucht nach Erkenntnis, will klug und verständig werden - mit weitreichenden Folgen: Keine biblische Frauengestalt ist bekannter und keine berüchtigter als Eva. Ihr und weiteren weiblichen wie männlichen Querköpfen aus der Bibel ist das Buch "Auch Petrus ist mal ausgerastet" von Prof. Thomas Schwartz gewidmet, aus dem Oda Gräbner beim diesjährigen "Abend bei Kerzenschein" der evangelischen Kirchengemeinde Küps vorlas.

Das Team "Frauen für Frauen" (FfF) hatte den Luthersaal mit allem, was die Natur um diese Jahreszeit zu bieten hat, liebevoll dekoriert. Elke Baumann begrüßte die Gäste und dankte der Helferschar, die ein großartiges Buffet vorbereitet hatte.

In brillant erzählten Geschichten wirft der Meringer Pfarrer Thomas Schwartz in seinem Buch einen unkonventionellen Blick auf biblische Gestalten, die ihren Willen durchsetzen und nicht den Willen Gottes. Drei dieser "querdenkenden" Frauen beleuchtete Oda Gräbner bei ihrer Lesung näher: Die "Witwe in geheimer Mission" Judit, die "furchtlose Gönnerin" Maria Magdalena und natürlich die "neugierige First Lady" Eva.

Die "Menschheits-Mutti" hat - wie wir alle - Fehler gemacht. Von den vielen negativen Eigenschaften, die ihr zugeschrieben werden, kommt jedoch in der Schöpfungsgeschichte gar nichts vor. Sie sind später entstanden, im Spätjudentum, wurden von Paulus weitergesponnen und von den frühchristlichen Kirchenvätern ausgeschmückt und theologisch untermauert. "Zahllose Künstler haben ebenfalls", so der Autor, "einen ordentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Figur der ersten Frau der Menschheitsgeschichte zumindest unglücklich gezeichnet wurde."

Er selbst wirft dagegen auf die "Premiere Dame" einen Blick mit gehörigem Respekt und gebührender Anerkennung. Schließlich bringt sie mit der Übertretung des Gebots die Klugheit in die Welt, aber eben auch den Tod beziehungsweise die Sterblichkeit; könnten wir doch, seit sie von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hat, genau dies unterscheiden. "Eva hat uns also ein reiches Erbe hinterlassen. Wir sollten es dankbar annehmen und sie nicht für ihre Entscheidung verurteilen", so das Resümee des Pfarrers.

Judit und Holofernes sind Personen aus dem Buch Judit des Alten Testaments. Judit, die schöne "Witwe in geheimer Mission" mit der "Lizenz zum Töten", wagt sich unbewaffnet ins Lager der Armee, die ihre Stadt belagert. Dort enthauptet sie den sturzbetrunkenen Befehlshaber, der ein Techtelmechtel mit ihr sucht, und sichert so den Frieden.

Eine rätselhafte Figur der christlichen Geschichte ist die "furchtlose Gönnerin" Maria Magdalena. Um die wichtigste Frau in Jesus´ Gefolgschaft ranken sich unzählige Geschichten, von einer Prostituierten und reuigen Sünderin über eine weibliche Jüngerin bis hin zu seiner Gefährtin und Ehegattin. Unstrittig ist, dass Maria Magdalena, die sich gegen die Konventionen ihrer Zeit auflehnte, als Zeugin seiner Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung ein bedeutungsvoller Platz im Leben Jesu zukommt.

Mit ihrer wunderbaren Erzählstimme unterstrich Oda Gräbner den feinen Humor der Geschichten. Zum hohen Unterhaltungswert trug auch ihre Tochter Anika Gräbner bei, die zwischen den Geschichten auf der Flöte Sonaten unter anderem von Vivaldi, Händel und Telemann ebenso stimmungsvoll zu Gehör brachte wie auch moderne Klänge.

"Kirche am Abend - Martin von Tours" heißt es am Freitag, 8. November, um 19.30 Uhr in der St. Jakobikirche. Am 11. November ist im Kirchenjahr das Fest des heiligen Martin von Tours. Kirchenführerin Beate Reiß wird an dem Freitag alle Rätsel lösen. Es ergeht herzliche Einladung. hs