Hartmut Wagner, Peter Klein und Wolfgang Stolz haben sich jahrzehntelang um das Funktionieren der Sportgemeinschaft Eltmann gekümmert. Sie stellen Veränderungen fest in einem Verein, der das 150. Jubiläum feiert.
Auf viele sportliche und gesellschaftliche Höhen und Tiefen kann die SG (Sportgemeinschaft)
Eltmann beim Festkommers zum 150. Jubiläum am kommenden Samstag blicken. Die Anforderungen an eine ehrenamtliche Tätigkeit sind in den Jahrzehnten gewachsen. Ein Ende der Entwicklung scheint nicht in Sicht. Bezeichnete sich der frühere Ehrenvorsitzende Georg Köbrich noch als "Lotse" des Vereins, erwartet man heute von den Verantwortlichen "risikobeladene Unternehmertugenden". Drei Zeitzeugen sprechen über die Entwicklung der SG Eltmann in den letzten 60 Jahren. Hartmut Wagner, heute 76 Jahre, war viele Jahre Faustballer und Abteilungsleiter und leitet heute die "Alt-Herren-Gymnastikgruppe". Peter Klein führte die SG mit 40 Jahren als Vorsitzender von 1990 bis 2003.
Wolfgang Stolz ist seit vielen Jahren in der Faustballabteilung aktiv und seit 2010 mit Maria Klein, Ronda Flemming, Frank Eigl, Matthias Pfuhlmann, Edgar Riedl und Peter Kremer im "Vorstandsteam der SG":
Herr Wagner, in welchem Alter sind Sie zur SG gestoßen und was waren die Beweggründe?
Hartmut Wagner Ich war gerade 16 Jahre, als ich 1955/56 Mitglied wurde in der Leichtathletikabteilung. Das war natürlich eine ganz andere Zeit, und wir fuhren mit den Fahrrädern zu Wettkämpfen nach Schweinfurt oder Obernburg. 1963 schloss ich mich der Faustballabteilung an, war auch viele Jahre ihr Abteilungsleiter und bis 1992 in der Ersten Mannschaft aktiv.
Wir hatten Mädchen-, Jungen- und Schülermannschaften.
Wie war der Faustball damals im Landkreis aufgestellt und woher kamen eure Gegner?
Zu unseren Spielen mussten wir zu Mannschaften nach Schweinfurt, Gochsheim, Aschaffenburg, Segnitz, Würzburg oder Bamberg. In unserer Gegend gab es nur einmal kurz eine Mannschaft in Haßfurt.
Was waren für Sie die sportlichen Höhepunkte?
Wir spielten bis hinauf in die Bezirks- und Landesliga. 1977 wurden wir sogar bayerischer Vizemeister, und bei der süddeutschen Meisterschaft in Biberach fehlte uns nur ein Sieg, um bei der deutschen Meisterschaft in Berlin dabei zu sein. Ich persönlich durfte sogar einmal in einer Bezirksauswahl dabei sein, die der deutschen Nationalmannschaft als Trainingspartner diente.
Große sportliche Events waren auch die traditionellen Großturniere auf der Mainhalbinsel, zu denen bis zu 30 Mannschaften aus Deutschland oder sogar aus Österreich kamen.
Worin sehen Sie den großen Unterschied im Sport und Verein im Vergleich zu heute?
Früher gab es im Verein und erst recht in den Abteilungen einen viel größeren Zusammenhalt. Auch unsere Frauen und Kinder waren bei den Turnieren dabei und sind mehr oder weniger auf dem Platz groß geworden. Zu den Turnieren haben unsere Frauen Kuchen gebacken und natürlich unsere Gäste bewirtet. Das waren schöne Zeiten, und ich möchte die nicht missen. Der Boom von einst ist nicht nur in Eltmann heute Geschichte, denn die Jugendlichen haben sich mehr anderen Sportarten zugewandt.
Bei der SG besteht die Faustballabteilung nur noch aus 18 Mitgliedern und das Spiel, das zu den ältesten Sportarten der Welt zählt, findet nur im Winterhalbjahr in der Halle statt.
Herr Klein, was waren Ihre Beweggründe und waren Sie schon davor sportlich aktiv?
Peter Klein Aktiv war ich schon von 1980 bis 1990, aber beim SV Neuschleichach, wo ich Schriftführer, Zweiter Vorstand und über acht Jahre Vorstand war. Da ich in Eltmann wohnte, spielte ich dort auch bei der AH-Mannschaft und kam über die Kontakte mit meinem Arbeitskollegen Peter Paha und Ellen Tonne zu diesem neuen Amt als Vorsitzender bei der SG Eltmann.
Einige Jahre zuvor waren das Sportbetriebsgebäude und das zweite Rasenspielfeld mit Baukosten von gut 1,2 Millionen DM gebaut worden. Das war sicher eine große Herausforderung.
Hat das auch Ihre Vorstandsarbeit geprägt?
Ein eindeutiges Ja, und ich war mit dem Vorstand jedes Jahr froh, wenn wir unsere finanzielle Bilanz mit plus-minus null abschließen konnten. Leider konnten wir auch den einzelnen Abteilungen finanziell nichts zukommen lassen, und die mussten selbst sehen, wie sie über Feste und Sponsoren zu eigenen Mitteln kamen. Das Sportbetriebsgebäude erwies sich als "Fass ohne Boden", weil es für einen Pächter zu klein war ohne Wohnung, aber für den Verein zu groß. Trotzdem war ich stolz, dass wir unsere Stadt nicht angehen mussten - außer mit den Übungsleiterzuschüssen und den Hallenkosten.
Der Verein hat sportliche Höhen und Tiefen erlebt, Abteilungen verschwanden, bei anderen ging es aufwärts.
Wie wirkte sich dies im Vereinsgefüge aus?
Sie kommen dadurch zum Ausdruck, dass Sportler aufhörten oder auch entsprechende Abteilungsleiter gefunden werden mussten. Geht der Abteilungsleiter vorneweg, dann führt das auch zu entsprechendem Zulauf. Das galt für Judo mit Edgar Riedl genauso wie für die Volleyball- und Fußballabteilung. In manchen Abteilungen gelingt es aber nicht mehr so, die Jugend für diese Sportart zu begeistern.
Was waren sportliche oder auch gesellschaftliche Höhepunkte im Vereinsleben während Ihrer Amtszeit?
Höhepunkte waren ohne Zweifel das 125-jährige Bestehen, der Aufstieg der Volleyballer in die Erste Liga und die Sanierung der Kegelbahn, die wir auf den modernsten Stand brachten.
Stolz bin ich aber auch auf die Gründung der Biertage 1992, die damals allein von der SG unter Zweitem Vorsitzenden Franz Schneider und mir mit großer Unterstützung durch Bürgermeister Heinz Krönert durchgeführt wurden. Da wir als SG schon bei den ersten Biertagen spürten, dass wir so ein großes Fest nicht allein bewältigen können, haben wir dann 1993 eine Festgemeinschaft gegründet, die auch heute noch das größte Fest für Eltmann organisiert.
Bei Ihrem Amtsantritt hatte die SG Eltmann 1300 Mitglieder in neun Abteilungen. Darunter waren allein 600 Kinder und Jugendliche. Heute hat der Verein noch sechs Abteilungen mit 590 Mitgliedern.
Welche Gründe gibt es dafür und was sind wohl die größten Herausforderungen für die Zukunft des Vereins?
Wir haben auch wegen der Verbandsbeiträge erst einmal die Mitgliederlisten durchforstet und bereinigt. Dann fielen drei Abteilungen weg und später auch die Volleyballabteilung, die schon allein 200 Mitglieder hatte. Natürlich führen immer auch Beitragsanpassungen durch den Verein oder den Verband zu Austritten. Außerdem ist heute die Bindung an den Verein nicht mehr so groß, und im Gegensatz zu früher gibt es für den Sport und die Freizeit viele Angebote, auch ohne regelmäßige Verpflichtung. Das wirkt sich auf die Vereine aus. Sie müssen heute viel genauer darauf achten, Angebote zu präsentieren und die Jugendlichen zu begeistern. Letzteres ist der SG doch immer gelungen.
Ebenso gebührt dem Vorstandsteam Anerkennung, das den Verein wieder auf gesunde finanzielle Füße stellte.
Herr Stolz, wie würden Sie die Veränderung der Sportgemeinschaft beschreiben?
Wolfgang Stolz Die SG Eltmann hat sich nicht fundamental verändert. Die Abteilungen sind nach wie vor zum größten Teil selbstständig und werden von der jeweiligen Abteilungsleitung geführt. Sportliche Erfolge und ein stabiler Mitgliederstand sind nur mit guter Jugendarbeit und einer gut geführten Abteilung möglich. Insgesamt sind wir mit der Mitgliederentwicklung zufrieden. Es ist zwar ein leichter Rückgang der passiven Mitglieder zu verzeichnen, aber eine große Anzahl von Kindern und Nachwuchssportlern trägt zum "gesunden Altersmix" bei.
Nun wird die SG von sechs gleichberechtigten Vorständen geführt.
Hat sich die Teamarbeit bewährt und ist sie vielleicht sogar ein Zukunftsmodell für die Vereine insgesamt?
Der Grund für die Neustrukturierung war ganz einfach: Es hat sich kein Einzelkandidat für den Posten des Vorsitzenden aufgedrängt. Nach vielen Sitzungen haben sich die Abteilungsleiter bereit erklärt, dies im Team zu tun. Diese Art der Vereinsführung kann aber nur funktionieren, wenn sich die Vorstandsmitglieder als Team verstehen, Aufgaben verteilt werden und die Finanzen durch einen starken Kassier - was wir in den Personen Dorothea und Peter Kremer haben - geführt werden. Ich kann es mir vorstellen, dass es ein Zukunftsmodell auch für andere Vereine sein kann.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der Sportgemeinschaft Eltmann oder der Vereine überhaupt?
Als große Herausforderung der SG und für viele andere Breitensportvereinen sehe ich vor
allem, mit beschränkten Mitteln ein attraktives Angebot von Sportarten zu bieten sowie Kinder und Jugendliche zu begeistern. Aber die Identifikation mit einem ehrenamtlich geführten Verein sollte einen hohen Stellenwert einnehmen und muss ständig hinterfragt werden.
Das Gespräch führte unser
Mitarbeiter Günther Geiling