Pater rät: Trödeln ist auch im Beruf nicht verkehrt

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"Wer die schnellste Leitung hat, gewinnt am Ende des Tages", sagte Börsenkorrespondent Mick Knauff. Foto: Stephan Herbert Fuchs
"Wer die schnellste Leitung hat, gewinnt am Ende des Tages", sagte Börsenkorrespondent Mick Knauff.  Foto: Stephan Herbert Fuchs

Stephan Herbert Fuchs Die oberfränkische Wirtschaft ist imstande, so mancher Widrigkeit zu trotzen. Wer das bisher nicht glauben wollte, der konnte sich auf...

Stephan Herbert Fuchs

Die oberfränkische Wirtschaft ist imstande, so mancher Widrigkeit zu trotzen. Wer das bisher nicht glauben wollte, der konnte sich auf dem Gelände der erst einen Tag zuvor eröffneten Landesgartenschau in Bayreuth ein Bild davon machen. Trotz Dauerregens und Temperaturen von knapp über null Grad Celsius fand das oberfränkische Wirtschaftstreffen am Samstagnachmittag als Freiluftveranstaltung statt.
Freilich waren statt der angekündigten 280 Besucher deutlich unter 100 gekommen, doch sie hielten wacker aus und lauschten unter Regenschirmen und in Winterjacken verpackt, den Ausführungen der beiden Hauptredner: Mick Knauff, in Kulmbach bestens bekannter Börsenkorrespondent und Wirtschaftsjournalist aus Frankfurt, und Pater Christoph Kreitmeir, Wallfahrtsseelsorger und Vikar im oberfränkischen Franziskanerkloster Vierzehnheiligen.
Es sollte um Beschleunigung und Entschleunigung gehen. Natürlich stand der Börsenfachmann für Beschleunigung, der Pater für Entschleunigung. Mick Knauff berichtete von 100 Prozent Computerhandel, wer die schnellste Leitung habe, werde am Ende erfolgreich sein. Untereinander werde da nicht mehr viel auf dem Börsenparkett gesprochen.
"Sie brauchen die schnellste Leitung, wenn sie schnell handeln wollen", sagte der frühere Vorstand der inzwischen insolventen Deutschen Anlegerfernsehen AG aus Kulmbach. Börse sei mittlerweile wieder en vogue, so Knauff. Als Hintergrund dafür nannte er die Null-Zins-Phase. Auf längere Sicht könne er Aktien nur empfehlen.
Aus einer ganz anderen Welt kommt Christoph Kreitmeir vom Franziskanerkloster Vierzehnheiligen. Das hektische Börsenumfeld wäre nicht seine Welt, sagte er, der ankündigte, sein Honorar syrischen Flüchtlingen zu spenden. Viele Menschen hetzten von einem Punkt der To-Do-Liste zum nächsten, dabei wäre Entschleunigung doch so einfach. Pater Kreitmeir sah einen Trend zu weniger Hektik und Stress, hin zu mehr Gründlichkeit. Er plädierte für kluges statt hartes Arbeiten.
Allein schon wegen der Natur sei Entschleunigung in Oberfranken gar nicht so schwer. Pater Kreitmeir hatte zahlreiche Tipps für gestresste Manager parat: Sie sollten so oft wie möglich versuchen, sich bewusst auszuklinken, Augenblicke genießen, Muße und Liebe zum Detail pflegen, Trödeln statt Hetzen und auch mal ohne Armbanduhr aus dem Haus gehen.
"Zeit ist das Kostbarste, was wir haben", sagte zuvor die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml. Diese Zeit könne man in Oberfranken mit seinem hervorragenden kulturellen Angebot hervorragend nutzen, auch wenn vieles mittlerweile auf Effizienz getrimmt sei. "Wer liest nicht am Wochenende seine E-Mails, wer erkundigt sich nicht im Urlaub nach seinem Arbeitgeber?" fragte die Ministerin. Hier die richtige Balance zu finden, sei gar nicht so einfach.