Neues Wohnheim als Schmuckkästchen

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Bei einer Zweckverbandssitzung in Würzburg wurde der Finanzplan für Abriss und modernen Ersatzbau anstelle der einstigen Landwirtschaftschule abgesegnet. Der Freistaat steuert zu dem Projekt viele Zuschüsse bei. Ein Jahr lang wird gebaut.

Rainer Klingert gilt als Prototyp des sachlichen Beamten. Der Abteilungsdirektor beim Bezirk Unterfranken fungiert auch als Geschäftsleiter des Zweckverbandes, der sich um die Meisterschule für das Schreinerhandwerk kümmert. In dieser Eigenschaft nahm er den - vollkommen zufriedenstellenden - Kassensturz für das laufende Geschäftsjahr vor und den Ausblick auf die nächste Herkulesaufgabe: die Sanierung der Schule samt Abriss des Wohnheimes, das durch einen Neubau ersetzt wird.
Die Notwendigkeit dieser Maßnahme steht für Klingert außer Frage, auch wenn sie viel Geld kostet. 1,65 Millionen Euro tauchen im neuen Haushalt dazu auf. Aber: "Die Meisterschule in Ebern ist eine unverzichtbare Einrichtung für die Stadt Ebern, den Landkreis Haßberge, den Bezirk Unterfranken sowie den Wirtschaftsstandort Bayern", argumentiert Klingert.
Die bayernweite Ausstrahlung der Schreiner-Fortbildungsstätte wird auch in Reihen der Staatsregierung anerkannt, denn zu den Sanierungs- und Neubauplänen schießt der Freistaat fast 1,2 Million Euro zu.
Gar bundesweite Dimensionen klangen im Bericht des Schulleiters Oliver Dünisch an, als er den Einzugsbereich der Schule umriss, da angehende Schreinermeister auch aus anderen Bundesländern wie Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen ihre Ausbildung über 1,5 Jahre in Ebern absolvieren (siehe nebenstehenden Info-Kasten rechts).
Und auch der Ausblick des Schulleiters stimmte die Mitglieder des Zweckverbandes (Bezirkstagsmitglieder, Vertreter aus dem Schreinerhandwerk, Bürgermeister), die unter dem Vorsitz von Landrat Wilhelm Schneider in Würzburg tagten, zuversichtlich: Der nächste Kurs, der im Februar beginnt, ist schon ausgebucht, für September 2017 liegen neun Anmeldungen vor.
Diplom-Holzwirt Dünisch rechnet aber damit, dass vorübergehend weniger Anmeldungen eingehen werden, wenn das Wohnheim unmittelbar neben der Schule wegen des Abrisses nicht zur Verfügung steht, obgleich er schon über kostengünstige Ausweichmöglichkeiten verhandelte, wie er schon im Juli verraten hatte.
Die "Durststrecke" ohne Zimmer in Schul-Nachbarschaft dauert nach den aktuellen Plänen ein Jahr. Dem Zeitplan, der den Mitgliedern des Zweckverbandes vorgelegt wurde, zufolge werden die Arbeiten im Mai 2017 ausgeschrieben. Die Umsetzung erfolgt zwischen August 2017 und August 2018. Dünisch formulierte einen Wunsch: "Ich hoffe, auf eine möglichst kurze Bauphase", ein Anliegen, das nicht nur dem Schreinerhandwerk vertraut sein dürfte.
Dies wird auch im Verwaltungswesen so gesehen. Rainer Klingert: "Die bauliche Modernisierung der Meisterschule für das Schreinerhandwerk Ebern ist eine grundsätzliche Voraussetzung für den langfristigen Fortbestand."
Klingert freute sich, dass es gelungen sei, den Wohnheim-Ersatzneubau - als einzige Maßnahme im Eberner Stadtgebiet - im Kommunalinvestitions-Programm unterzubringen. "Damit werden die Belastungen der Verbandsmitglieder spürbar abgemildert." Eine Kreditaufnahme in Höhe von 516 000 Euro lässt sich dennoch nicht umgehen, und auch der Kostendeckungsgrad verringert sich von 53,2 Prozent auf 52 Prozent, was letztlich auf die Verbandsumlagen durchschlagen wird.
Vorgelegt wurden ferner die Pläne für den Neubau, die anstelle des bisherigen Giebeldaches ein flach geneigtes Dach vorsehen. Damit verändert sich die Ansicht der einstigen Landwirtschaftsschule wesentlich und erhält zumindest in einem Teilbereich (in Richtung Notariat) einen modernen Zuschnitt (siehe Abbildung). Der Neubau wird wegen des Zuschnitts der Zimmer etwas größer als sein Vorgänger.
Bezirks-Baumeister Ottmar Zipperich spricht beim jetzt gewählten Korpus stets von einer "Schmuckschatullen-Form". Vielleicht wird der Holzbau ja ein Schmuckkästchen.