Der Kirchehrenbacher Oliver Saam hat zwei alte Häuser am Dorfplatz in Pretzfeld gekauft. Zu seinem Bedauern kann nur eines davon saniert werden. Saam will so viel erhalten wie irgend möglich.
JOsef Hofbauer Seit dem Tod von Anna Glas vor über 30 Jahren stand das Haus in der Hauptstraße 17 in Pretzfeld leer. Nicht anders erging es dem Nachbar-Anwesen mit der Hausnummer 19. Dessen Besitzer, der Uhrmachermeister Bernhard Wahlrab, starb 1991. Nun hat der in Pretzfeld aufgewachsene Oliver Saam die beiden Häuser erworben.
"Mein ursprünglicher Gedanke war, das Glas-Haus zu sanieren. Es ist aber in einem derart katastrophalen Zustand, dass dies finanziell nicht darstellbar ist", bedauert Saam, der deshalb das Nachbar-Anwesen des ehemaligen Uhrmachers gleich miterworben hat. Seit einem Jahr saniert er das ehemalige untere "Torhaus".
"Das Gebäude war einst Teil der Kirchenanlage. Nur durch eines der Torhäuser gelangten die Bewohner des Ortes in die Kirche", weiß der neue Besitzer, der eine weitere Besonderheit des Hauses verrät. "Ursprünglich war das Haus, das der Kirche gehörte, viel länger." Doch bei der Erhöhung des Kirchturmes stürzte am 22. September 1739 das Werk in sich zusammen und zertrümmerte das halbe Langhaus und Teile der Kirche.
Das Langhaus wurde deshalb gekürzt. In einer Flurbeschreibung aus dem Jahr 1804 erscheint das Gebäude als einstöckiges Haus ohne Nebengebäude. 1921 erwirbt der Uhrmachermeister Wolfgang Wahlrab das Gebäude, das im gleichen Jahr seine letzte Sanierung erfährt.
"Als ich die Räume betreten habe, war alles noch so, wie es der letzte Besitzer verlassen hat", erzählt Oliver Saam. Schöne Vitrinen, Nachfahren des Jugendstil, beherbergten das gute Geschirr. Im Schlafzimmer stand ein wuchtiges Bett und im Küchenschrank mit Aufbau und mittigem Glasaufsatz waren fein säuberlich Utensilien des Uhrmachermeisters - Federn, Rädchen und sonstige Kleinteile - verstaut. Saam hat sie alle aufgehoben. "Die alten Lampen werden entstaubt und kommen wieder an ihren alten Platz. Auch die Vitrine wird wieder aufgestellt", so Saam, der bei der Sanierung Liebe zum Detail beweist und damit auch seine Frau von der Restaurierung eines Altbaus überzeugen konnte.
Holztüren mit Kastenbeschlägen
Saam wollte auch den Holzboden erhalten, aber das wäre zu aufwendig gewesen. "Aber die alten Holztüren mit den Kastenbeschlägen werde ich auf alle Fälle behalten", erzählt Saam. Er hat einen Schreiner beauftragt, der die Front der alten Haustüre auf eine modere Türe montiert, so dass der äußere Charakter des Hauses erhalten wird.
Auch bei den Fenstern hat er versucht, möglichst nahe am Original zu bleiben, denn Fenster wie vor hundert Jahren gibt es heute nicht mehr. Komplett erneuert werden musste die Elektrik, denn der Uhrmachermeister hatte die Leitungen der Einfachheit halber auf Putz verlegen lassen. "Das ist heute nicht mehr zulässig, auch nicht die alten Drehschalter", berichtet der neue Besitzer, der zumindest in einem Zimmer die historische Wandbemalung erhalten will.
Vom Nachbarhaus, dessen Geschichte bis 1371 zurückreicht, wollte Saam den ortsbildprägenden Giebel erhalten. "Lässt sich aber nicht realisieren", bedauert er. So will er wenigstens die aus Natursteinen errichtete Mauer auf der Südseite erhalten. Und natürlich den Gewölbekeller, der sich unter dem Haus befindet. Der ist ein Schmuckstück. "Er allein war es wert, dass ich auch dieses Gebäude erworben habe."