Neue Chancen für die Förderung

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Gruppenarbeit in der 10c der Berufsfachschule für Sozialpflege am BBZ: Mit Claus Berger (hinten links) und Kristin Theobald (hinten rechts) stehen den Schülerinnen und Schülern zwei Lehrer zur Verfügung. Mit dem Profil Inklusion gibt es jetzt noch 14 Stunden mehr. Foto: Thomas Malz
Gruppenarbeit in der 10c der Berufsfachschule für Sozialpflege am BBZ: Mit Claus Berger (hinten links) und Kristin Theobald (hinten rechts) stehen den Schülerinnen und Schülern zwei Lehrer zur Verfügung. Mit dem Profil Inklusion gibt es jetzt noch 14 Stunden mehr.  Foto: Thomas Malz

Mit der Verleihung der Urkunde hat das BBZ offiziell das Profil Inklusion erhalten. Gelebt wird die besondere Förderung einiger Schüler aber schon lange.

"Wir haben dafür gekämpft", sagt Harry Koch, Schulleiter am Berufsbildungszentrum (BBZ). "Wir haben viel investiert", pflichten ihm sein Stellvertreter Georg Gißler und Claus Berger Fachbetreuer Sozialpädagogik und Mitglied der erweiterten Schulleitung bei. Der Kampf und die Investitionen haben sich gelohnt. Aber es hat sich gelohnt. In München hat Kultusminister Bernd Sibler jetzt die Urkunde für die besondere Förderung der Inklusion an Harry Koch überreicht, zusammen mit 57 weiteren Grund-, Mittel, Real-, beruflichen Schulen und Gymnasien im Freistaat überreicht. Für das BBZ bedeutet das vor allem 14 Lehrerstunden pro Woche mehr und damit eine noch bessere Integration von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischen Förderungsbedarf.

Aufgabe aller Schulen

Dass inklusiver Unterricht Aufgaben aller Schulen ist, steht im Bayerischen Unterrichts- und Erziehungsgesetz. Schon im Jahr 2007 begann das BBZ als erste berufliche Schule in Unterfranken eine Zusammenarbeit mit dem Mobilen Sozialpädagogischen Dienst. 2010 wurden erstmals zwei Kooperationsklassen gebildet, in denen es inklusiven Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gibt.

Die Idee dahinter ist einfach. Schon immer gab es an den Berufsfachschulen für Kinderpflege, für Sozialpflege sowie für Ernährung und Versorgung Schüler, die besonders gefördert werden müssen. Zunächst wurde diesen in Zusammenarbeit mit dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst des Kooperationspartners Adolph-Kolping-Schule Schweinfurt zusätzlicher unterstützender Unterricht angeboten. Dieser Nachmittagsunterricht mit der damit einhergehenden Stigmatisierung löste eine gewisse Abwehrhaltung aus. Im Schuljahr 2009/10 wurde die Förderung in den "normalen" Unterricht integriert. "Team-Teaching" ist eine Variante, die Klasse werden also von zwei Lehrern gleichzeitig unterrichtet, was beispielsweise das Teilen der Klasse ermöglicht. Ganz konkret kann das in einer Unterrichtsstunde so aussehen, dass die Schüler selbst aussuchen können, ob sie zu einer Gruppe gehen wollen, in der die Grundlagen wiederholt werden, oder in eine, in der das Gelernte vertieft wird, erläutert Claus Berger, der zusammen mit Kristin Theobald von der Adolph-Kolping-Schule Kooperationsklassen unterrichtet. So sei es aber auch möglich intensive förderpädagogische Gespräche mit einzelnen Schülern zu führen.

Ein Wissenstransfer

"Dank der Kooperation mit der Adolph-Kolping-Schule findet ein Wissenstransfer statt", sagt Harry Koch. Das BBZ liefere das fachliche Knowhow, der Sonderpädagogische Dienst könne in Gesprächen feststellen, welchen individuellen Förderbedarf einzelne Schüler haben. Das läuft schon ein paar Jahre gut am BBZ, doch mussten Harry Koch und sein Team jedes Jahr aufs Neue um die Anerkennung von zusätzlichen Lehrerstunden kämpfen. Bereits 2014 bewarb sich das BBZ um das Profil Inklusion, damals allerdings erfolglos, da nur Berufsschulen das Profil bekamen, nicht aber Berufsfachschulen. Davon ließen sich die Akteure aber nicht entmutigen. Sie ließen in ihren Bemühungen für die Schüler mit Förderbedarf nicht nach und bewarben sich neu - letztendlich mit Erfolg.

Wichtige Gespräche

Die damit verbundenen 14 zusätzlichen Lehrerstunden werden auch dringend gebraucht, für den Unterricht mit zwei Lehrern, aber auch für die Förderplangespräche. "Die sind das A und O", sagt Claus Berger. Bei den Gesprächen öffnen sich viele Schüler, legen ihre Sichtweise dar. Auch das Vereinbaren von Zielen gehört dazu. Teilweise fragen sie schon nach, wann denn wieder solche Gespräche stattfinden. Die Zusatzstunden haben aber auch noch weitere Vorteile. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, ein Netzwerk auszubilden", sagt Harry Koch. "Zwei Kolleginnen werden koordinierende Aufgaben übernehmen", ergänzt Georg Gißler. Sie werden die Beziehungen zwischen den beiden Schulen und den Praxisstellen aufrecht erhalten und pflegen. "Wir brauchen diese Einrichtungen", betont Harry Koch.

Abgestimmt auf die Bedürfnisse

"Mir ist es wichtig, dass unsere Angebote jeweils auf die Bedürfnisse der zu fördernden Kinder und Jugendlichen zugeschnitten sind", betonte Kultusminister Bernd Sibler bei der Verleihung der Urkunde in München. Das setzt die Verantwortlichen am BBZ schon seit Jahren um, und dank des Profils Inklusion kann dies jetzt noch ausgebaut werden.