Nach schweren Schicksalsschlägen zählte nur noch das Zusammensein

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Die Coburger Stadträtin Martina Benzel-Weyh gratulierte dem diamantenen Hochzeitspaar Michael und Rosa Goting. Foto: Edwin Meißinger
Die Coburger Stadträtin Martina Benzel-Weyh gratulierte dem diamantenen Hochzeitspaar Michael und Rosa Goting.  Foto: Edwin Meißinger

Michael und Rosa Goting, geb. Weisgerber, sind schon seit sehr vielen Jahren zusammen. Am vergangenen Sonntag durfte das Ehepaar diamantene Hochzeit feiern. Auf die Frage, was denn die Voraussetzung s...

Michael und Rosa Goting, geb. Weisgerber, sind schon seit sehr vielen Jahren zusammen. Am vergangenen Sonntag durfte das Ehepaar diamantene Hochzeit feiern. Auf die Frage, was denn die Voraussetzung sei, 60 Jahre das Leben in einer Ehe zu gestalten, antwortete Rosa Goting: "Heutzutage gehen die jungen Leute zusammen, bleiben manchmal ein bis zwei Jahre beieinander und dann trennen sie sich wieder. Wenn man sich versprochen hat, die guten und die schlechten Zeiten miteinander zu teilen, dann muss man auch in den schlechten Zeiten zusammenhalten und kämpfen. Dann bleibt man zusammen."

Das diamantene Hochzeitspaar hat die Erfahrung gemacht: Das Leben ist ein Kampf! Michael Goting ist 1933 geboren und Rosa Goting 1937. Ihre Familie musste auf Erlass der deutschen Wehrmachtsbehörden in das annektierte Gebiet in Polen, Reichsgau Posen, auch Warthegau, genannt umziehen. Als der Zweite Weltkrieg verloren war, wollte die Familie Weisgerbers zurück nach Deutschland. Jedoch hatte die russische Armee die Brücke über den Fluss gesprengt. So wurde die Flucht der Familie verhindert, sie musste umkehren. Sie wurden als Landesverräter verhaftet und nach Sibirien gebracht. Das sei eine schlimme Zeit bei minus 45 bis minus 50 Grad Celcius gewesen. Rosa Goting erzählte, sie hätten kein Essen gehabt und keine warmen Kleider und passenden Schuhe.

Die Familie ihres Mannes wurde von der russischen Armee auseinandergerissen. Sie zwangen den Vater, mit ihnen zu kommen, als seine Frau im Krankenhaus zur Entbindung lag. Damals war der kleine Michael gerade fünf Jahre alt. Er hat seinen Vater nie wieder gesehen. 1941 wurde Michaels Mutter mit ihren drei Kindern nach Sibirien gebracht. Die Kinder kamen ins Kinderheim und die Mutter ins Arbeitslager. Nach dem Tod Stalins 1953 konnte die Mutter etwas später ihre Kinder wieder zu sich holen. Michael Goting erlernte nach seiner Schulzeit den Beruf des Metallgießers. Im Jahr 1957 trafen sich Rosa und Michael zufällig, beschlossen, zusammenzubleiben und heirateten am 16. Dezember 1958. Das Ehepaar bekam zwei Söhne: Eugen und Andreas. Rosa Goting bat ihren Mann, die Metallgießerei aufzugeben. "Die Metallgießer durften mit 50 Jahren in Rente gehen, meistens waren sie zwei Jahre später tot", erklärte die diamantene Braut. Noch heute leidet ihr Mann an den Auswirkungen dieser schweren Arbeit. Später stellten sie mehrfach den Antrag, nach Deutschland ausreisen zu dürfen. Es gelang erst im Jahre 1989. Die Familie wohnte zuerst in Dörfles-Esbach, inzwischen leben die Eltern und ein Sohn in Coburg. Die Familie wuchs im Laufe der Zeit auf drei Enkel und vier Urenkel.

Die Coburger Stadträtin Martina Benzel-Weyh überbrachte im Namen der Stadt Coburg und des Oberbürgermeisters Grüße und Glückwünsche und einen bunten Blumenstrauß. em