In wenigen Wochen geht für Max Raddatz die Schule dem Ende entgegen. Der 17-Jährige büffelt Vorbereitungskurse - sein Ziel ist Papua-Neuginea.
Max Raddatz sitzt gemütlich in dem großen Ohrensessel, der im Esszimmer in der Ecke steht, und blättert in einem Prospekt über Papua-Neuginea. In dem Prospekt sind dunkelhäutige Menschen, die immer ein Lächeln auf den Lippen haben, zu sehen, Menschen, deren Gesichter kunterbunt bemalt sind und natürlich traumhafte Strände, azurblaues Meer, Südsee-Früchte und die ärmlichen Hütten, in denen die Menschen dort leben. Papua-Neuginea ist die zweitgrößte Insel der Welt. Sie liegt nordöstlich von Australien. West-Papua gehört zu Indonesien, der Ostteil ist seit 1975 ein unabhängiger Staat mit einer parlamentarischen Demokratie, weiß der 17-Jährige. Auch die historischen Hintergründe für die Zweiteilung des Landes sind ihm geläufig: "Das kommt, weil dieser Teil als Kolonie zwischen Deutschland und England aufgeteilt worden ist", so Max.
Direkt nach dem Abitur will Max Raddatz für ein ganzes Jahr in die Südsee. "Dass ich ein freiwilliges soziales Jahr machen möchte, stand für mich eigentlich schon fest. Und dass ich ins Ausland wollte, war auch klar. Ich habe mich im Januar bei der ,Mission Eine Welt‘ beworben und jetzt weiß ich, wo ich hinkomme", erzählt Max Raddatz. Ursprünglich hat sich der Kronacher für einen Aufenthalt auf den Fidschi-Inseln, in Tansania oder eben in Papua-Neuginea interessiert. Jetzt hat er den Zuschlag für Papua-Neuginea bekommen. "Es gab Bewerbungsgespräche und ich bin mit dieser Stelle sehr glücklich. Papua-Neuginea ist das Beste, was mir passieren konnte", so der Abiturient. Der Kronacher wird ab August auf der Pazifikinsel Karkar leben. Das ist eine kleine Vulkaninsel, auf der das lutherische Gaubin-Hospital stationiert ist. Dort arbeitet ein deutsches Ärztepaar. "Dieses Ehepaar hat drei Kinder in der dritten, fünften und siebten Klasse. Und diese Kinder werde ich unterrichten", erklärt Max Raddatz. "Ich bin natürlich kein Lehrer, aber die Unterlagen bekomme ich von einer internationalen Schule", hat sich der 17-Jährige kundig gemacht.
"Ich werde auf der Insel Karkar im Krankenhauskomplex leben. Für meine Tätigkeit bekomme ich nichts, aber mein Aufenthalt kostet auch nichts. Er wird vom Weltwärts-Programm und von der Mission Eine Welt finanziert", so Raddatz. Allerdings braucht der Kronacher einen Unterstützerkreis. Aus diesem Grund sucht er "Spender", die ihm einen kleinen Zuschuss geben. "Es geht nicht darum, dass ich jetzt das Geld für den Aufenthalt zusammen bekommen muss, aber ich möchte in den nächsten Wochen einige Unterstützer finden, möchte bekannt machen, dass ich dieses freiwillige Jahr mache", erzählt Max Raddatz. Und natürlich würde er sich auch über die ein oder andere Spende freuen - egal, wie hoch sie ausfällt.
"Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass das Kind so weit weggeht. Aber wir sind froh, dass Max auf eine Insel kommt, die überschaubar ist. Und die Vorbereitung ist auch gut", erklärt sein Vater Guido. Auch Max' Mutter und seine kleine Schwester Anna-Lena sehen das so.
Tatächlich muss Max Raddatz jetzt - zusätzlich zu seinen Abiturvorbereitungen - die Vorbereitungskurse für den Auslandsaufenthalt absolvieren. "In Papua-Neuginea wird Pidgin gesprochen. Die ersten Kurse habe ich schon gemacht", sagt Max Raddatz. Doch große Probleme erwartet er nicht. Denn Pidgin ist dem Englischen sehr ähnlich, nur dass es sich um eine Lautsprache handelt. "Ich bin absolut kein Überflieger in der Schule, aber ich will beides", sagt der 17-Jährige und freut sich schon auf das große Abenteuer. Während seines einjährigen Aufenthaltes auf Papua-Neuginea möchte Max sich darüber im Klaren werden, was er im Anschluss studieren möchte. "Ich interessiere mich für Ethnologie, aber ich weiß noch nicht so recht, was ich damit machen kann", sagt der Abiturient. Nur in einem Punkt ist er sich sicher: Lehrer ist kein Berufswunsch für ihn, auch wenn er als Aushilfs-Lehrer jetzt in eine andere Welt reist.