Welche Rahmenbedingungen erwarten sich die Studierenden in Kronach? Welchen Nutzen kann die Bevölkerung daraus ziehen?
Die "Generation Netflix" benötigt schnelles, kostenloses Internet und die Möglichkeit zum Austausch. Die Leute lernen und kommunizieren heute anders. Wichtig ist nicht, zu sagen, früher war alles besser. Man muss den jungen Menschen zuhören und sie ernstnehmen. Der Leitgedanke ist, dass man die Bedarfe dieser Generation wahrnimmt, weil sie die erste Generation der digitalen Revolution darstellt. Man muss ihr Raum geben.
Wir werden diese Gedanken mit den Bedarfen der Industrie verbinden. Ich weiß, das wird schwierig, aber für diesen Austausch braucht es einen Raum - und das ist der Lucas-Cranach-Campus. Das ist der Geist von Kronach: von Menschen für Menschen. Digitalisierung heißt für uns nicht, dass wir allen ein Tablet in die Hand drücken, sondern dass wir anders denken. Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt.
Zurzeit ist in den örtlichen politischen Gremien von der Gründung eines Kommunalunternehmens die Rede. Stadt und Landkreis Kronach sollen sich dabei einbringen. Wozu wird ein solches Unternehmen benötigt?
Das Kommunalunternehmen muss die unabdingbaren infrastrukturellen Voraussetzungen schaffen. Es geht um die Fragen: Wo findet die Lehre statt? Wo sind die Labore? Wo wohnen die Studierenden? Wie werden sie versorgt? Das Kommunalunternehmen soll der Eigentümer der Gebäude sein, die Verantwortung für das Gebäudemanagement und die Bauentwicklung sowie für die Instandsetzung der Infrastruktur tragen. Als Eigentümer vermietet es die Liegenschaften an die Bildungseinrichtungen.
Und wofür ist die Stiftung gedacht?
Die Stiftung soll die Verzahnung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft fördern und die Aktivitäten der Hochschulen unterstützen. Ich sehe hier auch die mögliche Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis.
Wie sind die zeitlichen Zielmarken für die Gesellschaft, aber auch für den Betrieb der Hochschule zurzeit getaktet?
Wir werden mit dem Wintersemester im Herbst 2020 starten, auch wenn ich weiß, dass das sehr ambitioniert ist. Damit wir die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen schaffen können, sollten die verantwortlichen kommunalen Vertreter bemüht sein, zum Jahresanfang das Kommunalunternehmen ins Leben zu rufen. Ansonsten sind wir ja mit dem berufsbegleitenden Studiengang Zukunftsdesign bereits gestartet. Wir haben 130 Masterstudierende der Hochschule Coburg in Kronach.
Wir werden ab dem Wintersemester 2020 die Angebote, die wir dann gemeinsam unter der Dachmarke Lucas-Cranach-Campus vermarkten wollen, erweitern und damit eine deutliche überregionale Sichtbarkeit erreichen. Die Angebote sollen dann sukzessive ausgeweitet werden. Ziel ist, dass wir in einem mittel- bis längerfristigen Zeitraum eine Gesamtzahl von circa 1000 Studierenden in Kronach erreichen.
Die Fragen stellte Marco Meißner