Meine Zukunft? Gastro!

2 Min
Capucchino mach Filomena am liebsten.
Capucchino mach Filomena am liebsten.
Christiane Lehmann
Gehört alles dazu - auch Betten machen, wie hier unter Anleitung von Stefanie Knorr.
Gehört alles dazu - auch Betten machen, wie hier unter Anleitung von Stefanie Knorr.
 

Ausbildung   Filomena Keim hat zum 1. August ihre Ausbildung zur Hotel- und Restaurantfachfrau begonnen. Trotz Corona ihr Wunschjob - und Personal wird immer gebraucht. von Christiane Lehmann

Geschlossene Restaurants, Bars und Kneipen. Das Personal auf Jobsuche in anderen Branchen. Corona hat die Gastronomie auf eine harte Probe gestellt. Filomena Keim hat ihre Entscheidung, eine Ausbildung zur Hotel- und Restaurantfachfrau zu machen, genau in dieser Zeit getroffen. Und keinen Moment gehadert. "Personal wird immer gebraucht", sagt sie. "Wenn Corona vorbei ist, wollen alle wieder Essen gehen und verreisen."

Am 1. August hat die 19-Jährige ihre Stelle in der Alten Mühle in Oberwohlsbach angetreten. Ferien hatte sie so gut wie keine. Denn im Juli machte die ehemalige Waldorfschülerin an der Deutschen Angestellten Akademie ihre Mittlere Reife. Doch Lisa, Stefanie und Manuel Knorr, die die Alte Mühle führen, wollten, dass Filomena sich gut einarbeitet und den Hotelbetrieb kennenlernt, bevor sie Mitte September in die Berufsschule nach Kronach geht. Zwei Tage pro Woche hat sie im ersten Ausbildungsjahr dort Unterricht.

Ausschlafen ist nicht

Filomena steht in der Küche und belegt eine Frühstücksplatte als wir uns zum Gespräch treffen. Arbeitsbeginn ist jeden Tag um 5.45 Uhr, am Wochenende um 6.45 Uhr. "Das ist schon eine harte Umstellung", sagt die junge Frau, die gerne bis mittags schläft. Aber das habe sie ja schon vorher gewusst. Zur Zeit legt sie sich eben nach 15.30 Uhr nochmal daheim aufs Ohr.

Zu ihren Tätigkeiten gehört neben dem Frühstücksservice, Geschirr spülen, auch Besteck polieren, Tische eindecken, Zimmer herrichten, Wäsche bügeln und Toiletten putzen. Vieles davon ist neu für sie.

Eine große Familie

Menschen bedienen und ihnen Wünsche erfüllen, das macht Filomena schon seit drei Jahren.Um sich etwas Geld zu verdienen, jobbte sie ein Jahr lang im Café M in Coburg. Weil sie auch wissen wollte, wie es ist, nachts zu arbeiten, wechselte sie in die Sonderbar, wo sie abends hinter dem Tresen stand. "Es machte mir total Spaß", sagt sie. "Ich bin einfach kein Büromensch." Die Arbeitsatmosphäre in einem Lokal sei richtig schön. "Wir sind wie eine große Familie."

So empfinden es auch die Knorrs, die bereits in der dritten Generation das Hotel führen. Für Manuel Knorr ist es wichtig, dass die Stimmung passt. "Alte Hierarchien gibt es nicht mehr. Wir versuchen immer, dass sich unsere Mitarbeiter bei uns wohl fühlen. Denn dann macht auch viel Arbeit Spaß."

Das Image von schlechten Arbeitszeiten und geringen Löhnen, unter dem die Gastronomie leidet, möchte er gerne ändern. Seine Schwester Lisa pflichtet ihm bei. Am Abend und an Wochenenden müsse in vielen Branchen gearbeitet werden. "Bei uns ist es möglich flexibel zu sein. Frei-Wünsche werden zu 99 Prozent erfüllt." Auch die Bezahlung in der Ausbildung (1. Jahr 795 Euro, 2. Jahr 900 Euro, 3. Jahr 1010 Euro) sei gut - und Trinkgeld komme noch dazu. Für Filomena passt das. Sie arbeitet gerne und findet auch die Wertschätzung, die man von Gästen erfährt sehr schön. "Es tut einfach gut, zu erfahren, dass man Freundlichkeit zurückbekommt."

Höflich und gepflegt

Welche Voraussetzungen sollte jemand mitbringen, der in der Gastronomie arbeiten möchte? Für Filomena ganz klar: 1. Höflichkeit, 2. ein gepflegte Äußere (kurze Fingernägel und frisch gewaschene Haare), 3. Kommunikationsfähigkeit und Selbstbewusstsein.

Die Knorrs hatten in diesem Jahr Glück, wie sie sagen. Zwei Auszubildende haben sie gefunden, die ihren Erwartungen entsprachen und die sich nach drei Wochen schon gut eingearbeitet haben. Aber ihr Bedarf an Personal ist noch viel höher: Einen Koch würden sie einstellen, einen Restaurantmitarbeiter und eine Zimmerkraft auf 450-Euro-Basis.

"Wir haben so viel zu tun, müssen aber zurückschrauben, weil wir nicht genügend Leute sind", bedauert das Team. Das betrifft vor allem die Öffnungszeiten und die Tischreservierungen.

Doch die Personalknappheit hat mit Corona nichts zu tun, sind sich die drei einig. Das war vorher schon so. Die Nachfrage habe schleichend, aber schon vor Jahren, stark nachgelassen.

Filomena hat ihren Beruf aus Überzeugung gewählt. Sie möchte jetzt erstmal die drei Jahre durchziehen. Langfristig träumt sie davon ins Ausland zu gehen. Sie ist sich sicher: "Personal wird in der Gastronomie immer gebraucht. Egal wo."