Bei einer außerplanmäßigen Pressekonferenz verkündete die Stadt Forchheim, dass die Raumluft im Carl-Zeitler-Kindergarten belastet sei.
Jennifer Hauser
Alles begann am 22. Juli. Von Mitarbeitern des Carl-Zeitler-Kindergartens in der Forchheimer Bügstraße kamen Beschwerden über häufigere Atemwegserkrankungen. Die Stadt Forchheim reagierte und ordnete Raumluftproben an.
Die erste Messung dann an einem Samstag: in einem "Worst-Case-Szenario", wie Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) es nannte. Denn zu dieser Zeit lag die letzte Lüftung über acht Stunden zurück. Und tatsächlich: Das Ergebnis, das der Stadt Forchheim seit dem 9. August von Gutachter Stefan Voigt der Firma Geo-Con vorliegt, ist alarmierend: Die Messwerte für Formaldehyd lagen zwischen 190 und 270 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das Umweltbundesamt empfiehlt bei einer Überschreitung von 100 Mikrogramm pro Kubikmeter einzuschreiten.
Schimmelbefall, wie er von Seiten der Stadt befürchtet worden war, konnte durch diese Messung ausgeschlossen werden. "Das war schon ein gutes Zeichen, denn 2012 hatte der Carl-Zeitler-Kindergarten wegen Schimmel saniert werden müssen", erklärte Kirschstein. Doch das Problem Formaldehyd blieb.
Kontrollmessung bringt Klarheit
Deshalb veranlasste die Stadt eine Kontrollmessung. Deren Ergebnis kennt sie seit dem 19. September. "Die zweite Messungsreihe wurde unter Nutzungsbedingungen durchgeführt", erklärt Kirschstein. Das heißt, dass vor der Messung gelüftet worden war. Danach wurde drei Stunden lang gemessen. Hier waren die Messwerte wieder erhöht, aber mit 150 bis 160 Mikrogramm pro Kubikmeter bedeutend niedriger als bei der "Worst-Case-Messung". Auch das Gesundheitsamt wurde eingeschaltet.
Daraufhin wurden Sofortmaßnahmen ergriffen: Anstatt wie früher alle vier Stunden zu lüften, wurden die Erzieher damit beauftragt, alle zwei Stunden die Fenster aufzumachen. Das Gesundheitsamt sieht diese Sofortmaßnahme als zielführend an.
Doch die Suche nach der Quelle läuft noch. "Formaldehyd ist weit verbreitet", weiß Gutachter Voigt. Oft werde auch in Innenstädten der Richtwert des Ministeriums überschritten. Zudem sei Formaldehyd in bestimmten Klebstoffen enthalten. "Es ist ungewöhnlich, dass wir die Quelle noch nicht gefunden haben", räumt Voigt ein.
Ab Mittwoch gehen die Untersuchungen weiter, dann werden in allen Räumen und auch in den Zwischenwänden Proben genommen. Das Kindergartenpersonal sowie die Eltern sind mittlerweile informiert. Am Mittwochabend findet zudem ein Elternabend statt, bei dem das Thema besprochen wird.
Quellensuche geht weiter
Die nächsten Materialproben sollen Ende der Woche genommen werden. Dann wird auch überprüft, ob die Formaldehyd-Quelle aus der Bauzeit des Gebäudes stammt oder ob sie eventuell bei der Sanierung 2012 ins Gebäude eingebracht wurde. Darauf lassen einige Aussagen der Mitarbeiter schließen. Am Freitag hatten sie gegenüber der Stadt geäußert, dass die Atemwegsproblematiken rückblickend wohl erst nach der Sanierung zugenommen haben.
Oberbürgermeister Uwe Kirschstein bedauert die aktuellen Umstände. "Mir tut es sehr leid, dass Kindern, Eltern und Angestellte des Carl-Zeitler-Kindergartens nun wegen der Beeinträchtigung der Raumluft in ihrem Kindergarten Ängste und Sorgen haben", so der OB, "wir haben versucht, so schnell wie möglich auf die ersten Klagen zu reagieren und sofort den Gutachter eingeschaltet." Eine gesundheitliche Beeinträchtigung sei nach jetzigem Erkenntnisstand auszuschließen.