Auch CSU-Fraktionschef Jürgen Hagel war unzufrieden: „Bei den ersten Beratungen stand noch etwas ganz anderes in der Objektbeschreibung.“ Zumindest habe man es anders aufgefasst. Er stellte die Frage in den Raum, ob die Straße Hirtenberg überhaupt für eine Erschließung dieser Art ausreiche. Außerdem wisse keiner, ob die Palliativstation überhaupt komme, ebenso wenig, ob das betreute Wohnen umgesetzt werde – und dann habe man womöglich noch mehr Wohnungen mit stetig wechselnden Gästen. Hagel schlug eine alternative Erschließung über die andere Seite vor, über bisherige Flurwege.
„Ich habe große Augen gemacht, als ich die Planungen gesehen habe, denn damit habe ich in keinster Weise gerechnet“, sagte Volker Ernst ( Freie Wähler ). Die Dimension des Projekts erschrecke. Auch er sah die Zufahrt als problematisch an. „Wir müssen die Bürger von Nedensdorf so früh wie möglich mit einbinden.“ Das forderte auch Jürgen Hagel.
„Ich kann den Eindruck nicht verhehlen, dass hier irgendwas gedreht wird“, formulierte es Erwin Richter (FW) vorsichtig. Mit einer Seniorenwohnanlage „Ü50“ konnte er sich so gar nicht anfreunden: „Unser amtierender Bürgermeister ist auch Ü50 – aber ist er ein Senior ? Sicher nicht.“ Bärbel Köcheler (FW) sprach von „Etikettenschwindel“.
Der Landratsamt hatte den Bauplan vorab schon überprüft und prinzipiell keine Bedenken geäußert. „Deswegen befinden wir uns im Prinzip in einer Sackgasse“, sagte Walter Mackert ( CSU ). Es sei zu befürchten, dass die übergeordnete Behörde ein Veto des Stadtrats aufhebe.
Mahnende Worte fruchten
Letztlich waren es die mahnenden Worte von Nedensdorfs Ortssprecherin Astrid Balzar, die den amtierenden Bürgermeister Stich, aber wohl auch etliche Räte ihre Meinung überdenken ließen. „Der Hirtenberg ist für so ein Projekt sicher nicht der richtige Erschließungsweg, es bräuchte eine Erschließung über die Straße zur ICE-Einstiegsstelle.“ Balzar appellierte eindringlich, nicht zuzustimmen. „Ich fühle mich getäuscht, warne vor dem Verkehr, den der Hirtenberg und letztlich ganz Nedensdorf dann ertragen muss. 111 Stellplätze, das ist ein ,Haufen Holz‘. Die Leute werden auf die Barrikaden gehen!“
Nach diesen Ausführungen war Stich nachdenklich geworden. „Ich tue mich selbst hart, werde aber jetzt auch dagegenstimmen“, kündigte er vor der Abstimmung an. „Hätten wir damals, als wir den Bebauungsplan aufgestellt haben, schon von der heute angestrebten Nutzung gewusst, das Gremium hätte wohl anders entschieden“, fügte Walter Mackert an. Und so wurde dem Bauantrag einstimmig das gemeindliche Einvernehmen versagt.