Legende schreibt man ohne "H"

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Thomas "Wulli" Wullschläger und Sonja Tonn sind die beiden Macher im Strohalm. Zusammen mit dem Verein "Strohalm Kulturbühne" stemmen die beiden die "Erlanger Institution". Foto: Christian Pöhlmann
Thomas "Wulli" Wullschläger und Sonja Tonn sind die beiden Macher im Strohalm. Zusammen mit dem Verein "Strohalm Kulturbühne" stemmen die beiden die "Erlanger Institution".  Foto: Christian Pöhlmann
Der Strohalm hat seine Fans - und ist aus Erlangen einfach nicht mehr wegzudenken. Foto: Michael Busch
Der Strohalm hat seine Fans - und ist aus Erlangen einfach nicht mehr wegzudenken.  Foto: Michael Busch
 

Den Erlanger Strohalm gibt es in seiner jetzigen Form seit 25 Jahren. Dieses Vierteljahrhundert ist geprägt durch Aufs und Abs. Die bewegte Geschichte und die bewegenden Geschichten rund um den Strohalm haben ihn zum Kult gemacht.

Michael Busch

Es ist eine Frage, die die Menschen immer wieder beschäftigt: Warum schreibt sich der Strohalm nur mit einem "H"? Allein mit dieser Fragestellung wissen bereits jetzt viele Leser, dass es sich um den vielleicht berühmtesten Musikkeller in Erlangen handelt. Um eine fränkische Institution, ein Kulturgut, eine Tradition. "Wer den Strohalm nicht kennt, hat Erlangen verpennt", ist ebenso treffend, wie der Hinweis, dass nur derjenige in der Hugenottenstadt studiert haben kann, der einmal das Kellergewölbe in der nördlichen Hauptstraße aufgesucht hat, um handgemachte Musik beim frisch gezapften Bier zu erleben.


Streit um Rechte

Doch nun feiert eben jene Kultstätte ihr 25-jähriges Bestehen. Und die Frage des fehlenden "H"'s ist ebenso alt. Dabei ist die Antwort kein Geheimnis wie Thomas Wullschläger erklärt. "Wulli", der mit dem Strohalm ebenso verbunden ist, wie das fehlende "H". Die Antwort hat nichts mystisches, sondern ist dem Rechtsstaat geschuldet: "Es gab in den 1970er Jahren ein Urheberrechtsproblem. Da gab es einen Strohhalm und der Name war belegt. Mit einem gestrichenen Buchstaben war alles erledigt!"
Als er 1991 den Musikkeller zusammen mit Tom "Cat" Wilson übernahm, blieb man dann auch bei diesem Namen und orientierte sich an den Anfängen dieser Musikkneipe. Und das hieß recht einfach: Die Musik steht im Mittelpunkt. Ein Konzept, das offensichtlich aufging, denn nun wird 25 Jahre später das Jubiläum gefeiert. Wobei Wulli und seine Kollegin Sonja Tonn zugeben, dass diese Geschichte mit dem "Konzept, das da aufgeht", Ansichtssache sei.
Es sei die Frage, ob man diese Frage aus kommerzieller oder künstlerischer Sicht betrachte. Denn kommerziell habe es beim Strohalm immer "extreme Aufs und Abs gegeben". Wulli gibt zu: "Ich habe in den Strohalm schon immer viel reingeschossen. Meine Musik machte viel möglich." Das ist aber sicher nur ein Grund, warum diese 25 Jahre Strohalm so untrennbar mit dem Namen Wulli verbunden ist.


Alle Musikrichtungen

Der angesprochene künstlerische Part spielt vermutlich die entscheidende Rolle, dass sich innerhalb eines Vierteljahrhunderts eine Erlanger Institution, entwickelt hat. "Wir waren die ersten, die eine offene Bühne anboten. Jeden Dienstag - und das ist bis heute so - können bei uns Künstler aufspielen." Wulli unterstreicht, dass es lediglich eine Personengruppe gäbe, die chancenlos sei, aufzutreten. "Vollg'soffene, die einfach nur grölen wollen, die haben da nichts zu suchen."
Weitere Einschränkungen gebe es nicht. "Wir haben alle Musikrichtungen hier - neulich erst wieder einen klassischen Geiger!" Hier sind Künstler groß geworden. Erst die offene Bühne, dann mal ein "echter" Auftritt unter der Woche, dann am Wochenende. Eine Kleinkunstbühne, die ihrem Namen gerecht werde und die Chance auf den großen Erfolg mit vorbereitet. Gregor Meyle sei solch ein Mensch. "Klar, den würde ich gerne noch mal bei uns sehen", gibt Wulli zu. Schade findet er, dass so manche heutigen Musikgrößen ihre Wurzeln nicht mehr kennen. "Der Andy Kümmert gehört zum Beispiel nicht dazu!" Der wisse, wo er gestartet sei.


Viele Ups and Downs

Ob der, ob andere Künstler an den beiden Jubiläumstagen kommen, wissen Wulli und Sonja nicht. "Der Strohalm hat so viele Ups and Downs hinter sich gebracht und wir sind heute noch überrascht, wie viele Menschen hinter uns stehen", blicken sie zurück. Genau diese (und natürlich ein paar mehr) sind eingeladen, am 2. und 3. Mai den Strohalm zu rocken. Am 3. Mai mit der legendären offenen Bühne. "Das macht den Strohalm in der Stadt so einzigartig." Immerhin ein Grund für den Ehrenbrief, den Wulli durch Oberbürgermeister Florian Janik im vergangenen Jahr verliehen bekommen hat. "Junge Musiker können hier im Strohhalm ihre ersten Gehversuche vor Publikum machen. Ich wünsche mir, dass diese wichtige Arbeit auch in den kommenden Jahren so intensiv weitergeht. Über finanzielle Unterstützung hinaus wollen wir mit diesem Ehrenbrief unsere Hochachtung und Wertschätzung für die Arbeit ausdrücken." So hatte Janik damals den Musiker geehrt. Am 2. Mai sind die Menschen eingeladen, die dem Strohalm etwas gegeben haben. Engagement, Zeit, Geld - Unterstützung aller Art. "Dort wollen wir uns bei diesen Unterstützern mit einer Feier bedanken."
Wie geht es dann weiter? Geheimnisvolle Mienen bei Sonja und Wulli. "Es geht weiter, es bleibt natürlich spannend und trotz Veränderung bleibt es der Strohalm!" Selbstverständlich ohne "H".