Leere Läden trotz 1a-Lage

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Die Stufen vor der ehemaligen Eisdiele erschweren die Neuvermietung
Die Stufen vor der ehemaligen Eisdiele erschweren die Neuvermietung
Aus finanziellen Gründen verließ NKD dieses Haus in der Hauptstraße. Ein Nachmieter ist auch wegen der Ladengröße (300 Quadratmeter) schwer zu finden. Fotos: Roepert
Aus finanziellen Gründen verließ NKD dieses Haus in der Hauptstraße. Ein Nachmieter ist auch wegen der Ladengröße (300 Quadratmeter) schwer zu finden. Fotos: Roepert
 
Seit März 2013 ist hier geschlossen.
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Geschäftswelt  Fünf Prozent der Forchheimer Verkaufsflächen sind nicht belegt. Ein Hauptproblem sei der zunehmende Internet-Handel, meint die Immobilienmaklerin Astrid Neder-Haub.

von unserem Redaktionsmitglied 
Ekkehard Roepert

Forchheim — Kaum hat Schuh Mengin geschlossen, schon eröffnet ein Bekleidungsladen: Ab 28. August verkauft Jeans Fritz auf den 280 Quadratmetern in der Hauptstraße 32.
So reibungslos wechseln sich Schließungen und Neueröffnungen in der Forchheimer Geschäftswelt aber selten ab. Wer durch die Innenstadt geht, wird reihenweise Läden entdecken, die schon länger auf einen neuen Mieter warten: Die ehemalige Metzgerei Belzer etwa ringt seit März 2013 um eine Neuvermietung. Leer stehen alleine in der Hauptstraße zudem: der ehemalige NKD, die Eisdiele Venezia oder das Modehaus Knauer & Körber.
Das neue Domizil von Jeans Fritz entspreche den Vorstellungen vieler Mieter, sagt Birgit Müller, Sachbearbeiterin in der Forchheimer Wirtschaftsförderung. Der Laden in der Hauptstraße 32 habe eine 1a-Lage, sei zudem ebenerdig gelegen - "und schaut nach was aus", sagt Birgit Müller: Sprich der Nachmieter musste nicht groß sanieren. Solche Objekte seien begehrt.
Etwa fünf Prozent der Geschäftsflächen in Forchheim sind dagegen nicht belegt; eine "verträgliche Zahl", meint Birgit Müller.
Wer nach Gründen für Leerstände suche, müsse differenzieren. In der Regel gebe es vier Ursachen: Entweder liegen die Läden nicht in 1a-Lage. Oder die Preisvorstellungen der Vermieter sind völlig überhöht. Oder die Läden sind in baulich schwierigem Zustand (Müller: "Jede Stufe kostet Umsatz.") Oder die Eigentümer haben familiäre Probleme und sind gar nicht fähig, ihr Objekt auf den Markt zu bringen.
In der Bamberger Straße sind aktuell vier größere Läden zu vermieten, sagt Reinhilde Wöhrmann-Distler. Sie ist bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (GWS) für Sanierungen zuständig. Auch sie weist auf "sehr unterschiedliche Gründe" für die Leerstände hin. Ein Uhrenmacher etwa habe die Bamberger Straße verlassen, weil der Inhaber "auf der Suche nach einer besseren Lauflage war". Dann gibt es wieder Fälle, wo die Eigentümer ältere Menschen sind, die schlicht nichts unternehmen; und die Vermarktung der Objekte muss warten, bis die Enkel aktiv werden können.
In der Hauptstraße und am Paradeplatz liegen die Mieten zwischen 11 und 19 Euro pro Quadratmeter; in der Bamberger Straße bei unter zehn Euro. Die Straße zählt eindeutig nicht zur 1a-Lage. Aber was dazu zählt, darüber wird immer wieder auch gestritten, weiß Birgit Müller. Projektentwickler hätten da teils "eine sehr radikale Auffassung". Die sagen: Bächla-Anfang bis Bächla-Ende, nur das sei 1a-Lage. Oder: Von der ehemaligen Eisdiele Venezia in Richtung Süden bis zum Paradeplatz sei 1a, der Rathausplatz gehöre gar nicht mehr dazu.
Mit dieser Kategorisierung wird auch Alfred Schmidt, der Leiter der Immobilienabteilung der Sparkasse, konfrontiert. Potenzielle Investoren für das Knauer-&-Körber-Gebäude in der Hauptstraße 16 "bezeichnen die Lage schon nicht mehr als 1a". Das ehemalige Modehaus mit seinen 200 Quadratmetern Verkaufsfläche sei aber aus einer Reihe von Gründen schwer zu vermitteln, sagt Schmidt: Filialisten suchen Häuser mit rund 500 Quadratmeter Verkaufsfläche; der Laden mit seinen tiefen Räumen und der Passage - so etwas sei wenig gefragt. Zudem ist das Haus 50 Jahre alt und sanierungsbedürftig. Der Verkaufswert liege aktuell bei knapp unter 400 000 Euro, sagt Alfred Schmidt.
Auch die Immobilienmaklerin Astrid Neder-Haub betont, dass jedes Objekt individuell gesehen werden müsse. Der ehemalige NKD-Laden in der Hauptstraße zum Beispiel: Die Größe sei mit über 300 Quadratmetern "so mitten drin", sagt Neder-Haub: "Man kann den Laden aber auch nicht aufteilen."

Internet-Handel wirkt sich aus

Dass es aber bei der Vermittlung von Geschäftsimmobilien "überall bröckelt", das habe einen ganz anderen Grund, ist Astrid Neder-Haub überzeugt: "Die Problematik liegt im Internet." Dass ein Laden wie Tchibo aus Forchheim raus sei, habe damit zu tun, "dass der Internet-Handel zunimmt". Überall verliere der Einzelhandel wegen des Internet-Geschäftes, beobachtet Neder-Haub und regt an, sich eine Stadt wie Bad Reichenhall zum Vorbild zu nehmen: "Dort werden die Händler ins Internet eingebunden."