Lärmschutz und Verkehr stehen obenan

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Die Erweiterung des Nahversorgungszentrums II bei Sassanfahrt/Köttmannsdorf bewegt den Hirschaider Marktgemeinderat.

Als ob bei Gewerbeansiedlungen das Rad neu erfunden werden muss, achten Hirschaider Gemeinderäte bei der Erweiterung des Nahversorgungszentrums II bei Sassanfahrt/Köttmannsdorf auf den Lärmschutz für die Wohngebiete in den Ortsteilen. Und das mit einigem Erfolg. So wurde in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats bekannt, dass sich die Eigentümer des Rewe-Marktes darauf eingelassen haben, die Lkw-Anlieferzone einzuhausen, um Geräuschemissionen zu verringern.

Und um das Gesamtprojekt voranzubringen, wurde das Genehmigungsverfahren für den zuletzt umstrittenen Neubau einer Norma-Filiale abgespalten. So rückt der 600 Quadratmeter große neue Getränkemarkt neben Rewe näher. Bei vier Gegenstimmen wurde der Vorentwurf des Bebauungsplanes gebilligt. Er soll nun ins öffentliche Anhörungsverfahren.

Sebastian Frank (Grüne/ÖLH) nutzte die Gelegenheit, auf eine bessere Verkehrsanbindung des Nahversorgungszentrums an die "Kreisstraße" - gemeint war die Staatsstraße - zu drängen. Die jetzige Erschließung habe schon wiederholt zu Rückstau und Unfällen mit Polizeieinsätzen geführt. Hans Wichert (WG West) erinnerte daran, dass er schon vor zwei Jahren auf diese Gefahr aufmerksam gemacht habe. Für einen Anstich an die Staatsstraße liege der Gemeinde aber schon die Absage der Verkehrsbehörden vor, berichtete Bürgermeister Klaus Homann.

Die Verkehrsführung war jedoch schon ebenso wie der Immissionsschutz für die Umgebung Gegenstand der ursprünglichen Planung des gesamten Gewerbegebietes, machte Dipl.-Ing. Franz Schönfelder von der Planungsgruppe Strunz deutlich. Die zu erwartenden Lärmemissionen des Areals lägen deutlich unter den für angrenzende Wohngebiete zulässigen Höchstwerten. Das bestätigte auch Hans Wichert.

Thema Infraschall

Sebastian Frank ließ sich davon nicht beeindrucken und brachte die bislang unberücksichtigte Belastung mit Infraschall in die Diskussion, der zum Beispiel von Kühlaggregaten ausgehen könne. Dieser Problematik müsse in Zukunft mehr Beachtung beigemessen werden, warnte Frank. Infraschall, so kann man etwa bei Wikipedia nachlesen, ist Schall, "dessen Frequenz unterhalb der menschlichen Hörfläche, also unterhalb von 16 Hz liege. Infraschall komme überall in der natürlichen Umgebung vor, werde aber auch künstlich erzeugt, beispielsweise im Verkehrswesen oder durch technische Geräte. Manche Tiere wie etwa Elefanten, Giraffen und Blauwale können Schall in einem Teil dieses Frequenzspektrums wahrnehmen. Besonders Infraschallwellen sehr tiefer Frequenz breiteten sich gut über große Entfernungen aus, weiß Wikipedia; der Grüne Frank sprach von bis zu 20 Kilometern. Seine Fraktionskollegin Sandra Bischoff bremste den physikalischen Exkurs und lenkte den Blick darauf, dass "die Leute den neuen Getränkemarkt wollen". Deshalb solle man ihm auch zustimmen. Die große Mehrheit des Marktgemeinderats folgte ihr aufs Wort. Die Investoren der Wohnsiedlung, die anstelle des alten Rewe- und Getränkemarktes entstehen soll, sind über die Entwicklung informiert und wollen den Immissionsschutz der Wohnhäuser entsprechend stärken. Dazu liegt im Rathaus eine schriftliche Absichtserklärung vor, informierte Bauamtsleiter Stefan Endres. Der Beobachtung des Gemeinderats Frank, dass auf dem Marktgelände Lastwagen über Nacht abgestellt würden, will Bürgermeister Homann nachgehen. Er bat, gegebenenfalls die Gemeindeverwaltung zu verständigen.